Paar verwandelt alten Öltank in schickes Traumhaus – für wenig Geld

Ein alter, rostiger Öltank kann auch ein gemütliches Heim sein – zeigt dieser tatkräftige norwegische Kameramann, der auf den Lofoten einen unwirklichen Ort mit begrenztem Budget in ein Zuhause verwandelt hat.

Umbau der anderen Art

Adaptiert von Barbara Geier

Ein alter, rostiger Öltank als gemütliches Heim? Um sich das vorstellen zu können, braucht man einiges an Fantasie. An der fehlte es dem Norweger Martin Otterbeck nicht, als er auf einer winzigen Lofoten-Insel einen vor sich hin rottenden Öltank entdeckte und sich weder von dessen Alter noch von seinem Aussehen abschrecken ließ. 

Stattdessen machte er sich daran, die Struktur in ein Zuhause zu verwandeln – was ihm mit viel Hartnäckigkeit und Arbeit gelang. Der ehrgeizige „Umbauherr“ erzählt uns, wie er das Mammutprojekt gestemmt hat: Klicken oder scrollen Sie sich durch die Bilder …

Beträge in Fremdwährungen wurden in Euro umgerechnet.

Fund auf den Lofoten

Otterbeck, der als Kameramann tätig ist, stieß gemeinsam mit seiner Partnerin Agnete, einer Fotografin, bei einer der regelmäßigen Lofoten-Reisen des Paares auf den alten Öltank. 

Zu dem Zeitpunkt lebten die beiden in einem stillgelegten Bahnhof in Oslo und waren daher durchaus an ungewöhnliche Wohnorte gewöhnt.

Das Öltank-Projekt startet

Der Öltank, der früher 200.000 Liter Diesel fasste, war in einem erbärmlichen Zustand, als der norwegische Kameramann ihn in dem Fischerdorf Skrova 2007 auf der gleichnamigen Lofoten-Insel entdeckte. Rost hin oder her, Otterbeck war fasziniert und sah viel Potenzial in der ehemaligen industriellen Infrastruktur.

Handwerk zahlt sich aus

Praktischerweise ist Otterbeck nicht nur Kameramann, sondern auch gelernter Schreiner und hat in diesem Beruf bis zum Alter von 30 Jahren gearbeitet. Die Strategie war daher klar: alles selbst machen, um so die Kosten niedrig zu halten.

„Heutzutage ist das Tischlerhandwerk für mich eher ein Hobby und etwas, das ich mache, wenn ich neben meinem Beruf als Kameramann Zeit habe und mich inspiriert fühle“, so der Norweger.

Fasziniert von der Form

Neben dem 360-Grad-Panoramablick auf die umliegende Fjord-Landschaft war die Form des Tanks ein weiteres Kaufargument für Otterbeck, der schon immer ein rundes Haus haben wollte: „Runde Objekte faszinieren mich und ich sehe Möglichkeiten, wo andere Probleme erwarten. Außerdem finde ich es spannend, Orten, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben, eine neue Bedeutung zu geben.“

Öltank zum Schnäppchenpreis

Der alte Öltank kostete den neuen Besitzer umgerechnet nur knapp 1.300 Euro. Teurer hätte es aber auch nicht werden dürfen, denn mit rund 86.600 Euro für Kauf und Umbau war das zur Verfügung stehende Projektbudget begrenzt.

Neuer Besitzer für alten Öltank

Im Herbst 2007 ging der Verkauf über die Bühne und der Öltank ging von einem lokalen Fischhändler an Otterbeck über: „Für die meisten der 180 Inselbewohnerinnen und -bewohner war der Tank nur ein Stück verrosteter Müll, das am besten beseitigt werden sollte. Für mich war es das am schönsten gelegene Gebäude auf der Insel – auf einem Hügel mit Blick über alles.“

Die Geschichte des Öltanks

Warum steht der Öltank also an diesem Ort? 

Der Vater des vorherigen Besitzers hatte in den frühen 1960er-Jahren eine Lizenz für den Verkauf von Dieselkraftstoff an die lokalen Fischer erhalten. Der Tank wurde 1962 gebaut und erfüllte gut 20 Jahre seinen Dienst. Anfang der 1980er ging die Ära der kleinen Fischerboote, die ihren Fang an Händler lieferten, zu Ende. Ab dann wurden die Fische auf großen Schiffen direkt an Bord verarbeitetet. Der Fischhändler verkleinerte seinen Betrieb und stellte den Treibstoffverkauf ein.

Kampf mit der Bürokratie

Nach dem Kauf des Öltanks bestand Otterbecks größte Herausforderung zunächst darin, von der Gemeinde eine Genehmigung für den Umbau der Struktur in ein modernes Ferienhaus zu erhalten:

„Es dauerte einige Zeit, bis ich die örtlichen Behörden überzeugen konnte. Zum Glück gab es aber Leute, die meine Vision verstanden.“ Nachdem der Kampf mit der Bürokratie gewonnen war, ging es im Frühjahr 2008 mit dem Umbau los.

Lösungen für Probleme

Der erste große Arbeitsschritt bestand darin, das Dach abzulösen und es um 30 Zentimeter anzuheben, damit genügend Höhe für drei Stockwerke geschaffen werden konnte. „Es gab immer wieder Momente, in denen die Dinge nicht wie geplant liefen – aber es haben sich in solchen Situationen auch immer Lösungen gefunden“, betont der Kameramann.

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Wie isoliert man einen Öltank?

Ein Beispiel dafür war die Isolierung des Öltanks: Technisch gesehen wäre es am einfachsten gewesen, den Tank von außen zu isolieren. Dadurch wäre aber sein charakteristisches Aussehen verloren gegangen, das Otterbeck unbedingt erhalten wollte – und so fand der findige Handwerker einen Ausweg aus diesem Renovier-Dilemma …

Antwort auf das Wärmedämmungsproblem

Da eine Fassadendämmung nicht infrage kam, musste das Wärmethema also von innen angegangen werden. Dort wartete aber die nächste Herausforderung, da der Tank aus nicht atmungsfähigen Stahlplatten besteht, was zu Kondensation führt:

„Wir haben das Problem mit 24 Belüftungsöffnungen oben und unten rund um den Tank gelöst“, erläutert Otterbeck. Dazu sorgt ein fünf Zentimeter breiter Spalt zwischen der Innenseite des Stahls und der Isolierung zusätzlich für Belüftung.

Die Umgebung bleibt skeptisch

Abgesehen von den ganz praktischen Umbauproblemen sah sich Otterbeck auch immer wieder mit der Skepsis seiner Umgebung konfrontiert. Nicht nur der Vorbesitzer hielt das Umbauprojekt für ein Ding der Unmöglichkeit, auch Freunde des Kameramanns urteilten es als ein Hirngespinst ab.

Wenn Zweifel motivieren

Otterbeck ließ sich von den Zweifeln und der Skepsis anderer nicht entmutigen. Im Gegenteil, es motivierte ihn, umso härter zu arbeiten und seinen Traum zu verwirklichen. 

Und nicht jeder tat sein Projekt ab: „Mein Schwager, dessen Meinung ich sehr schätze, war bei der ersten des Tanks direkt total begeistert. Das war ein wichtiger Moment für mich.“

Der Öltank von innen

In dem Tank mit einem Außendurchmesser von sechs und einem Innendurchmesser von 5,5 Metern verteilen sich die Räume auf drei Stockwerke und ein Dach, das durch eine Luke zugänglich ist. 

Im ersten Stock befinden sich eine Küche, ein Schlafzimmer und ein kleiner Waschraum. Darüber gibt es ein weiteres Schlafzimmer sowie ein Bad und auf der dritten Etage wurden das Wohnzimmer und ein Aussichtsraum eingerichtet – immer unter Berücksichtigung der runden Gebäudekontur.

Nachbargebäude für mehr Platz

2012 baute Otterbeck neben dem Tank noch ein kleines „Spiegelhaus“ mit einem zusätzlichen Schlafzimmer sowie einem Lagerraum.

Wohnen im Öltank

Wer testen möchte, wie es sich in einem Öltank lebt, kann auf Otterbecks Website oder Airbnb einen Aufenthalt buchen.

Aber der Hausherr verbringt auch selbst viel Zeit dort und genießt, was er geschaffen hat – am liebsten beim Musikhören in einer Hängematte, die zur Einrichtung gehört …

Inspiration für andere

Trotz aller Herausforderungen und Hürden war das Riesen-Umbauprojekt für Otterbeck eine rundum positive Erfahrung. Ratschläge an andere erteilen, möchte er aber nicht: „Was mir Spaß gemacht hat, mag für andere ganz anders aussehen. Ich hoffe vielmehr, dass sich andere inspirieren lassen, Dinge zu wagen.“

Nächstes Projekt: Wasserturm

2023 startete der umtriebige Kameramann sein nächstes Projekt namens „Ettertanken“. Dahinter steckt die Verwandlung eines abbruchreifen Wasserturms auf der Lofoten-Insel Røst in einen „Ort der Reflexion und des Ausblicks auf die Zukunft“. 

Inspiriert wurde er dazu von dem 2017 verstorbenen norwegischen Sozialmediziner Per Fugelli, für den die Insel zu einer zweiten Heimat geworden war und der den Wasserturm gerne in einen Ort umfunktioniert hätte, an dem Menschen zur Ruhe kommen und nachdenken können.

Ein Ort für Reflexion

Der Name für das Projekt – Ettertanken – wurde bewusst gewählt, denn in dem Begriff steckt sowohl das norwegische Wort für „Gedanke“ als auch für „Tank“. 

„Ettertanken ist nicht nur ein physischer, sondern auch ein symbolischer Raum der Reflexion und wir hoffen, dass es ein Ort ist, an dem Menschen Ruhe finden und über das Leben nachdenken können“, so Otterbeck.

Mehrere Ziele vor Augen

Wie beim Öltank hatte Otterbeck auch bei der Umgestaltung des Wasserturms mehrere Ziele vor Augen.

„Wir wollten ein örtliches Wahrzeichen nachhaltig aufwerten, ihm eine neue Funktion geben und ein einzigartiges Gebäude entwerfen, das Røst lokal, national und international Aufmerksamkeit verschafft.“

Wasserturm für Menschen

Das Ettertanken-Wasserturmprojekt wurde im Sommer 2024 fertig. Der Umbau selbst dauerte nur ein Jahr. Vorausgegangen waren dem aber vier Jahre, in denen Otterbeck sich um Spenden und die Finanzierung kümmern musste:

„Wir wurden von mehreren norwegischen Organisationen und auch Privatspendern unterstützt. Jetzt ist der Wasserturm immer für Besucher geöffnet und fördert die Identifikation der lokalen Bevölkerung in einer Gemeinde, die von Entvölkerung bedroht ist.“

Mut zur Kreativität

Der norwegische Kameramann glaubt fest daran, dass sich der Mut lohnt, kreative Gedanken in die Tat umzusetzen und zu verwirklichen:

„Wir alle können unsere zwei Hände und unseren Kopf kreativ einsetzen, um etwas für uns selbst zu schaffen – und das inspiriert dann vielleicht auch andere, Ähnliches zu wagen.“

Chancen nutzen

„Viele Menschen im Western beklagen sich über alltägliche Kleinigkeiten. Es ist leicht, sich als Opfer unbedeutender Dinge zu sehen“, so Otterbeck. „Dabei sind wir hier so privilegiert.“

Weitere Projekte in der Pipeline

Otterbeck und seine Partnerin scheinen die kreativen Ideen – und der Mut zur Umsetzung – nicht auszugehen:

„Wir haben in der westlichen Welt so viele Möglichkeiten, uns auszuprobieren, und nicht alles muss ein Vermögen kosten. Mal schauen, was als Nächstes kommt … vielleicht eine Sauna!“

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