Pferderanch-Besitzer von Frage überrascht: „Wusste gar nicht, dass er die Flügel isst“

Five Star Ranch in Ostinghausen

Pferderanch-Besitzer von Frage überrascht: „Wusste gar nicht, dass er die Flügel isst“

Auf der Five Star Ranch gibt es jetzt neue Angebote für Kinder. Den Betreibern ist schnell aufgefallen: Viele Kinder ticken heute anders als früher.

Bad Sassendorf – „Der bewusste Umgang mit und das Verständnis für Tiere und Lebensmittel, der hat eindeutig abgenommen“, erzählt Diana Royer. „Vor kurzem war eine Soester Schule bei uns. Da waren Zwölfjährige dabei, die haben noch nie ein lebendiges Huhn gesehen“, ergänzt ihr Mann John Royer. „Ein Schüler hat außerdem gefragt, wie viele Chicken-Wings denn aus einem Huhn entstehen. Der wusste gar nicht, dass er dabei die Flügel isst und wie viele Flügel ein Huhn überhaupt hat.“

Noch nie ein Huhn in echt gesehen: Ranch will Kinder wieder ans Landleben heranführen

Das Paar betreibt die Five Star Ranch in Bad Sassendorf. Neben unter anderem Westernreiten und Kinderreitstunden haben die beiden ihr Angebot nun um Bauernhoferlebnispädagogik erweitert. Dabei geht es darum, Kindern ein Gefühl für Tiere, Landwirtschaft und Lebensmittel zu vermitteln. Denn das, wissen die beiden aus Erfahrung, hat sich in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren sehr verändert.

Bereits 2006 übernahmen sie den großen Hof in Ostinghausen und boten schon damals verschiedene Kurse für Kinder rund um den Hof an. Das Angebot schlief mit der Zeit jedoch ein: Diana Royer war bis vor der Corona-Zeit zudem viel unterwegs, ritt auf internationalen Turnieren. Als dann vor drei Jahren die gemeinsame Tochter auf die Welt kam, strukturierten die beiden ihr Konzept um, und setzten einen Schwerpunkt auf die Bauernhoferlebnispädagogik.

Hofregeln wieder erklären: Was früher selbstverständlich war

Früher, erzählt Diana Royer, hat sie den Kindern nicht die Hofregeln erklären müssen. Sie hat nicht erklären müssen, dass die Kleinen nicht direkt alle Tiere anfassen sollen oder die Kinder darum bitten müssen, die Pferde abzusatteln, bevor es zum Mittagessen geht. „Das war damals einfach normal“, fasst sie zusammen. „Aber die Idee von: ‚Das Tier kommt zuerst‘ hat sich in den letzten zwanzig Jahren verändert.“

Auch der Bezug zu der Herkunft der Lebensmittel sei nicht mehr so da, wie er mal war. Als sie kürzlich mit einer Schulklasse auf dem Feld Kartoffeln geerntet hatte, sagte ein Schüler, dass man aus einer solch kleinen Kartoffel gar keine Pommes machen könnte, denn diese seien ja immer viel größer. „Das ist total skurril“, kommentiert Diana Royer die Entwicklung. Auf der Ranch leben mehrere Laufenten, die aus der Hand fressen – wenn die Kinder sich ruhig in die Hocke setzen und abwarten. Doch genau das fällt vielen heute schwer. „Außerdem haben viele Kinder immer das Gefühl, sie müssen das jetzt fotografieren“, berichtet John Royer. Dass das Handy eine immer größere Rolle spielt, macht sich häufig bemerkbar.

„Früher hatte jedes Kind den Anspruch, selbst aufs Pferd zu kommen“, erzählt er weiter. Und wenn die Länge der Steigbügel nicht passte, ist das Kind eben heruntergesprungen, hat sie sich eingestellt, und ist wieder hochgeklettert. Heute warten viele Kinder, bis sie Hilfe kriegen, sind bequemer geworden, und auch unbeweglicher, erzählt er. Viele Kinder seien auch schüchterner geworden, trauen sich nicht mehr zu sagen, wenn ihnen etwas nicht passt.

Woran all diese Veränderungen liegen, können die beiden sich nicht genau erklären. Sicher hätten die Corona-Jahre bei vielen zu der Entwicklung beigetragen, doch dies sei nicht die Ursache für alles. Mit ihrem Angebot auf der Five Star Ranch möchten sie nun gegensteuern: Kindern wieder ein Bewusstsein für Tiere und Landwirtschaft vermitteln, den respektvollen Umgang mit der Natur fördern und durch den Kontakt mit Tieren das Selbstvertrauen stärken. Diana Royer: „Ich glaube das ist ein wichtiger Beitrag und ich erkenne erst jetzt, wie wichtig das ist und was für ein Bedarf herrscht.“

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