Energieeffizienz steigern
Pilotprojekt zur Gebäudesanierung in NRW: „Wollen Energieberater nicht ersetzen“

Hauseigentümer in Drensteinfurt und Sendenhorst können jetzt digitale Gebäudesteckbriefe erstellen und Sanierungsmaßnahmen vergleichen, um zu sparen und Förderprogramme optimal zu nutzen.
Drensteinfurt – Zugige Fenster, kalte Wände, steigende Heizkosten – viele Hausbesitzer kennen diese Probleme. Doch wo fängt man bei einer Sanierung an, und welche Maßnahmen lohnen sich wirklich? Um diese Fragen leichter zu beantworten, bietet die Stadt Drensteinfurt auf ihrer Internetseite in Zusammenarbeit mit der „Fünf Prozent“ GmbH ab sofort ein neues, kostenloses Onlineportal an. Es soll Eigentümern helfen, die richtige Sanierungsmaßnahme für ihr Haus zu finden.
Denn oft scheitert eine Sanierung daran, dass das Thema zu komplex ist oder die richtigen Informationen fehlen. Das neue Portal soll daher alle wichtigen Daten an einem Ort zur Verfügung stellen. Immobilienbesitzer können für ihr Gebäude einen digitalen „Steckbrief“ erstellen. Dieser zeigt den Energiebedarf, mögliche Sanierungsmaßnahmen, einen Überblick über mögliche Kosten und Einsparpotenziale – bis hin zur Wirtschaftlichkeit einer Photovoltaikanlage.
Pilotprojekt zur Gebäudesanierung startet in NRW: „Wollen Energieberater nicht ersetzen“
„Wir möchten für die Bürger ein niederschwelliges, einfach zu nutzendes Angebot schaffen, sie dazu ermutigen, sich zu informieren und sie bei ihren Sanierungsvorhaben unterstützen“, sagt Christoph Britten, Leiter des Fachbereichs 2, Planen, Bauen, Umwelt. Die ersten Ergebnisse der Kommunalen Wärmeplanung hätten gezeigt, dass das größte Potenzial – aber auch die größte Schwierigkeit – in der Sanierung von Bestandsgebäuden liege. Viele Gebäude in Drensteinfurt seien älter als 40 Jahre. Ungedämmte Dächer oder Wände ließen viel Wärme entweichen. Etwa die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs der Stadt entfällt laut Verwaltung somit auf den Wärmebereich. Diese Gebäude auf den aktuellsten Stand zu bringen, sei unerlässlich, wenn das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 eingehalten werden soll.
Unterstützung erhält die Stadt durch die „Fünf Prozent“ GmbH, die aus einem Forschungsteam der Hochschule für Technik in Stuttgart entstanden ist und sich als Ziel gesetzt hat, die Wärmewende für alle zugänglich zu machen. Sie haben das Onlineportal entwickelt. Die Ergebnisse basieren auf digitalen 3D-Gebäudeanalysen mit Daten der Landesämter für Digitalisierung, Breitband und Vermessung und werden auf Grundlage von aus der Luft aufgenommenen Laser-Scans erstellt. Gleichzeitig erhält die Stadt monatlich eine Rückmeldung zu den Zugriffszahlen.
Die Resonanz in Baden-Württemberg sei bislang positiv ausgefallen. „Rund zehn Prozent der Eigentümer in den teilnehmenden Kommunen hat Gebäudesteckbriefe erstellt. Die Kommunen kommen proaktiv auf uns zu“, sagt Innovations- und Technologiemanager Matthias Schöttler, der die Ergebnisse der Projektentwicklung per Liveübertragung am Mittwoch im Rathaus vorstellte. Mit den gesammelten Erfahrungswerten soll nun Nordrhein-Westfalen erschlossen werden. „Als erste Kommunen in NRW, die unseren Service nutzen, leisten Drensteinfurt und Sendenhorst Pionierarbeit“, sagt Schöttler.
Neues Onlineportal sofort nutzbar: So funktioniert es
Und so funktioniert es: Nach Eingabe der Adresse erkennt das System automatisch das Gebäude. Der energetische Steckbrief wird sofort angezeigt und kann mit weiteren Angaben ergänzt werden. Anschließend lassen sich verschiedene Sanierungsoptionen prüfen – inklusive Kosten- und Nutzenprognose. Ein Rechner für Förderprogramme soll in Kürze folgen. „Wir wollen Energieberater damit aber nicht ersetzen, sondern eine sinnvolle Ergänzung sein“, betont Schöttler. Der Gebäudesteckbrief ersetze keine offiziellen Energieausweise.
Ein weiterer Baustein des neuen Angebots sind sogenannte „Bündelungsaktionen“. Dabei können Eigentümer aus Drensteinfurt und Sendenhorst eine Interessengemeinschaft bilden und die Installation von Photovoltaikanlagen online zusammenlegen. Durch den Synergieeffekt soll das bei den ausführenden Unternehmen Kosten einsparen. Dabei würden sich Mengenrabatte von bis zu 20 Prozent ergeben. Das sei auch unabhängig von der direkten Nachbarschaft möglich. „Fünf Prozent“ bündelt auf diese Art die Bedarfe und holt bei lokalen Anbietern Richtpreise ein. Dabei werde vor allem auf das richtige Preis-Leistungs-Verhältnis geachtet. Diese Informationen werden an die Bürger weitergeleitet. Die Interessengemeinschaft kann dann über ihre Favoriten abstimmen.
Bündelungsaktion
Die erste Bündelungsaktion für PV-Anlagen startet ab sofort. Bis zum 31. Januar 2026 können sich Interessierte anmelden. Möglich ist das im Internet unter https://drensteinfurt.energie-steckbriefe.de/. Dort kann auch ein kostenloser Gebäudesteckbrief erstellt werden.
Der dritte Termin zur kostenlosen Energieberatung durch die Verbraucherzentrale NRW findet am Donnerstag, 13. November von 14 bis 18 Uhr statt. Terminanfragen werden unter der Telefonnummer 02508/995-1215 oder per E-Mail [email protected] entgegengenommen.
Trotz der Bündelung bleibe die Installation einer PV-Anlage aber ein individuelles Projekt. „Den Auftrag schließt jeder Eigentümer für sich ab. Kommt es zu Kostenabweichungen, muss der beauftragte Betrieb diese rechtfertigen“, sagt Christoph Britten. „Jede Modernisierung hilft, CO₂ zu vermeiden und den Wert der Immobilie zu erhöhen“, erklärt Klimaschutzmanagerin Carmen Wentingmann. Damit sich die Bündelung rentiert, sollten in einer Interessengemeinschaft mindestens 30 Haushalte zusammenkommen. Gemeinsam mit der „Fünf Prozent“ GmbH plant die Stadt Drensteinfurt eine Informationsveranstaltung für alle interessierten Bürger. Als zusätzliches Angebot findet die Energieberatung der Verbraucherzentrale weiterhin zusätzlich statt.
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