Pilze sammeln in Berlin: Das musst du 2025 wissen

Das Klima verändert sich hierzulande, das merkt man auch bei der Pilzsuche. Es gibt neue Arten, die sich ausbreiten, wie die Falsche Rotkappe, die bisher eher in Nordamerika zu finden war, oder der giftige Tintenfischpilz, der wie eine Krake aus der Erde ragt. „Die Wälder in der Region Berlin sind potenziell reich an genießbaren Pilzen“, sagt Hansjörg Beyer, der zuständige Pilz-Sachverständige aus dem Botanischen Garten Berlin, „aber dieses Jahr erweist sich als überdurchschnittlich wechselhaft“, so Beyer. Anfang 2025 gab es sehr kalte und extrem heiße Abschnitte: Dadurch fiel die Saison für die Frühjahrspilze nicht sonderlich gut aus.

Ab Juli sorgten ergiebige Regenfälle dafür, dass die typischen Sommerpilze wie Hexenröhrlinge, Nelkenschwindlinge und Perlpilze gut vertreten waren. Die folgende sehr trockene und warme Wetterperiode von August bis Anfang September sowie die feuchtere und kühlere zweiten Septemberhälfte ermöglichten den Pilzen in einigen Wäldern ein ansehnliches Wachstum – wie dem Apfeltäubling in Kiefernwäldern. Andere Habitate blieben allerdings eher pilzarm. Der Frost Mitte Oktober hat die Saison womöglich zum Abschluss gebracht. Wie es mit der Ernte der winterfesten Arten in diesem Jahr aussehen wird, bleibt abzuwarten.

Zu den häufigsten Pilzen gehören in Berlin und Brandenburg Steinpilze, der Maronen- und die Verwandtschaft des Rotfußröhrlings, der Große Riesenschirmling, der Papageientäubling und der Perlpilz. Der Experte warnt jedoch: „Viele Speisepilze sind nur bei genauem Hinsehen von ihren giftigen Doppelgängern zu unterscheiden.“ Besonders fatal sei etwa die Verwechslung von essbaren Champignon-Arten mit dem Grünen Knollenblätterpilz sowie von genießbarem Perlpilz mit dem giftigen Pantherpilz. Generell sollte man sich bei unklaren Funden an die nächste Pilzberatungsstelle wenden, rät Beyer.

Auch Fundort und Transport können die Qualität der gefundenen Speisepilze beeinflussen. Schimmel oder die Verwahrung in einer Plastiktüte lassen auch den besten Pilz ungenießbar – oder sogar giftig – werden. Ratsam ist die Verwahrung der Pilze in einem luftdurchlässigen Korb. Das Sammeln an großen Straßen oder in der Nähe von Fabriken ist ebenfalls nicht zu empfehlen. Hier können die Pilze eventuell mit Blei, Arsen oder anderen Schwermetallen belastet sein. Auch vom Ernten der Pilze in den Berliner Rieselfeldern rät der Experte, der seit 2010 die kostenlose Pilzberatung im Botanischen Museum betreut, aufgrund der oft hohen Bodenbelastung tendenziell ab. Eine Belastung durch atomare Strahlung trübe den maßvollen Pilzgenuss in unserer Region dagegen nicht. Trotzdem kann die Radioaktivität in Pilzen an einigen Fundstellen Brandenburgs etwas höher sein als im Landesdurchschnitt – wie in einigen Gebieten des Westens oder bei Spreenhagen.

In den Grünanlagen Berlins darf man übrigens nur Pilze sammeln, wenn man nichts beschädigt und wirklich schonend vorgeht. Bist du in alle Richtungen achtsam – auch gegenüber anderen Besuchern der Anlage –, dann steht einer maßvollen „Ernte“ auch hier nichts im Weg.

Orte zum Pilzesammeln in Berlin:

Grunewald:

Jenseits der beliebten Spazierwege findet man im Grunewald viele versteckte Pfade. Sie zu nutzen, lohnt sich: Wo noch kein anderer gesammelt hat, findet man Steinpilze, Pfifferlinge und verschiedene Arten großer Schirmpilze.

Tegeler Forst:

Stimmt die Witterung, kann man auch im Tegeler Forst sein Pilzkörbchen füllen. Auch hier findet man Steinpilze, Pfifferlinge und darüber hinaus Verwandte des Rotfußröhrlings.

Köpenicker Stadtforst:

Rund um den Kleinen und Großen Müggelberg finden Pilzsammler unter anderem Täublinge. Wie für die anderen Sammelgebiete gilt: Am besten früh aufstehen und das Wochenende meiden.

Tiergarten:

Ja, sogar im Herzen der Stadt sprießen alljährlich Pilze aus dem Boden. Vor allem zwischen der Spanischen Botschaft und dem Großen Stern berichten Pilzsammler*innen von Hexenröhrling-, Champignon- oder Parasol-Funden. Aber Achtung: Bei den Schirmpilzen kann es sich auch um Garten-Safranschirmlinge handeln und die sind giftig. Übrigens gibt es nun in Berlin dank der zunehmend warmen Sommermonate den leicht giftigen Karbol-Champignon, auch hier gilt es, vorsichtig zu sein. Noch eine Anekdote am Rande: Zur Loveparade-Hochzeit in den 1990er Jahren waren hier vermehrt Riesenboviste (Calvatia gigantea) zu finden. Durch die Hinterlassenschaften der Rave-Fans war der Boden nämlich sehr nährstoffreich. Dank dieser Düngung riechen die schnittfesten Riesenboviste etwas streng, sind aber bekömmlich, sofern man sie nicht mit der Embryonalform des Grünen Knollenblätterpilzes verwechselt. Beim Durchschnitt des Riesenboviste darf sich keine Struktur eines Pilzes zeigen.

Der eigene Garten:

Wer das Glück hat, ein Grün vor der Tür sein Eigen zu nennen, kann auch hier fündig werden. Zwar empfinden die meisten Gärtner Pilze als störend, aber gerade Nelkenschwindlinge, die in Hexenringen im Gras wachsen, geben getrocknet eine angenehme Würze in Speisen. Aber auch dieser Pilz hat Doppelgänger, also bitte genau hinsehen oder checken lassen. Im Frühjahr lassen sich im Garten unter alten Apfelbäumen gern Speisemorcheln finden – allerdings nicht zuverlässig.

Pilzberatungsstellen in Berlin:

Die Pilzberatung im Botanischen Museum findet ganzjährig zu unterschiedlichen Terminen statt. Die genauen Daten findest du auf der Webseite.

Beratung der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg e.V.

Potsdamer Straße 68, 10785 Berlin-Tiergarten

Mai bis November: montags von 17:30 bis 18:00 Uhr, mehr Infos zur aktuelle Terminlage gibt’s auf der Vereinsseite.

Pilzberatung des Arbeitskreises Pilzkunde und Ökologie beim BUND Landesverband Berlin

im NIRGENDWO, Umwelt- & Kulturort in der Helsingforser Straße 10 in 10243 Berlin.

27. Oktober sowie 10. November 2025 zwischen 17:00 und 17:45 Uhr, weitere Infos auf der Webseite.

Für alle Fälle:

Der Giftnotruf ist unter der Telefonnummer 030-19240 rund um die Uhr erreichbar.

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