Pläne zur Badestelle in Stuttgart – Gibt es bald ein Badeschiff auf dem Neckar?

Drei Euro Eintritt für zwei Stunden, und maximal 100 Leute dürften auf einmal rein – die Pläne fürs Neckarbädle kommen schon recht konkret daher. „Wir haben eine gewisse Euphorie“, sagt Yannik Plachtzik. Der 33-Jährige ist Mitgründer und Gesellschafter der Agency Apéro, die unter anderem den Verein Stuttgarter Neckarinsel mit aufgebaut hat und unterstützt. Und er gehört zur sogenannten ARGE Neckarbädle, die sich vorgenommen hat, den Stuttgartern bis 2027 eine neue Badestelle am Neckar zu bieten.

In Stuttgart ist es seit 1978 verboten, im Neckar zu baden. Sowohl die Neckarinsel als auch die ARGE Neckarbädle möchte das ändern. Letztere mit einem kleinen Trick: Gebadet werden soll nicht direkt im Fluss, sondern auf einem Schiff in einem Schwimmbecken mit aufbereitetem Neckarwasser.

Diese Idee von einem Badeschiff ist nicht ganz neu. Bereits 2024 wurde der Entwurf des Architekturbüros Schürmann und Witry fürs Mombachbädle mit dem ersten Preis beim Wettbewerb „Reclaim the River“ ausgezeichnet, ausgelobt von der Internationalen Bauausstellung (IBA’27), dem Verband Region Stuttgart und der Wüstenrot Stiftung. Diesen Entwurf habe man nun in den vergangenen Monaten weiterentwickelt, berichtet Yannik Plachtzik. Gemeinsam mit dem Büro und mehreren Fachplanern. Eine Machbarkeitsstudie ist abgeschlossen.

Entwurf von Schürmann und Witry aus Stuttgart weiterentwickelt

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt habe ihnen signalisiert, dass man sich ein kleines Schwimmbad auf einem Boot in Stuttgart grundsätzlich vorstellen kann und das unterstütze. Nicht aber an der Mombachmündung, sondern schräg gegenüber am Mühlgrün zwischen Mühlsteg und Theaterschiff.

Auch das Outfit des schwimmenden Bädles hat sich noch einmal verändert. Es sei mehr Technik dazugekommen, um das Neckarwasser aufzubereiten und möglicherweise sogar zu wärmen. Das Wasser der Mombachquelle, wie von Schürmann und Witry ursprünglich überlegt, scheide aus.

Bestärkt fühlen sich die Flussfans vom Zuspruch bei verschiedenen Veranstaltungen. Bei einem Flusserlebnistag im Mai 2025 durften sie die Stuttgarter auf ein Beispielboot mit einem Kneippbecken einladen. Mehr als 1000 Menschen seien an dem Wochenende da gewesen. „Das Wasser bewegt viele“, sagt Plachtzik.

Laut Zeitstrahl soll im Januar ein Verein gegründet werden, der Planung, Bau und hinterher auch den Betrieb übernehmen soll. Bis Juni 2026 soll die Finanzierung stehen, zur IBA’27 soll die neue Badestelle am Neckar in Bad Cannstatt eröffnet werden.

Gibt die Stadt Stuttgart Geld fürs Neckarbädle?

Nun ist es allerdings so, dass sich der Zeitstrahl der Visionäre ungünstig mit den Finanzdebatten in Stuttgart überschneidet. Denn ohne Unterstützung der Stadt würde es ungleich schwieriger werden, aus der Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Laut dem aktuellen Finanzierungsplan wünsche man sich für den Bau eine 55-Prozent-Beteiligung der Stadt.

Das wären bei Projektkosten von mehr als 3,5 Millionen Euro knapp zwei Millionen Euro. „Wohlwissend, wie die Haushaltslage ist“, sagt Yannik Plachtzik. Die Kosten für den laufenden Betrieb lägen bei 250.000 Euro im Jahr, wenn er auch in Teilen ehrenamtlich gestemmt würde.

Man sei im Gespräch mit verschiedenen Fraktionen im Gemeinderat, um trotz des städtischen Sparprogramms für eine Förderung des Badeschiffs zu werben. Die Vorteile, die Plachtzik und die anderen dann anführen: Die Sommer werden aufgrund des Klimawandels heißer, es brauche neue Orte der Abkühlung. Und ein solches Badeboot könne ein echter Standortvorteil sein, sagt er. Immer mehr junge Leute und Familien stellten sich die Frage: „Was gibt mir die Stadt?“ Die Stimmung in den Gesprächen mit den politischen Entscheidern: „Ideell positiv, finanziell verhalten“, sagt Plachtzik.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: „Wir haben bereits Zusagen für einen höheren sechsstelligen Betrag“, in Form von Förderungen von Privatleuten oder Stiftungen. Am Donnerstag, 30. Oktober, 18 bis 20 Uhr, lädt die ARGE Neckarbädle zu einem Info-Abend ins Haus der Architekten – um weitere Geldgeber zu finden.

Interessierte werden dann auch einige Details erfahren. Nicht nur zu den kalkulierten Eintrittspreisen. Geöffnet haben soll es von Mai bis Oktober, von 8 bis 20 Uhr. Das Schiff soll 50 Meter lang und 12,5 Meter breit sein, die Wasserfläche zum Baden betrüge demnach 112 Quadratmeter. Eine Art Lehrschwimmbecken, vielleicht in Kooperation mit Schulen. „Das wird nicht nur ein Spaßbad“, sagt Plachtzik. Wobei, Spaß machen soll es natürlich trotzdem.

Related Post

Leave a Comment