Rheinfeld. Karin Schwanfelder und ihre Truppe waren wieder in Dormagen unterwegs – zwischen Grill, Mikrowelle und Grasplantage fanden sie so ziemlich alles. Da mag man sich die Frage stellen: Hört das denn nie auf?
Eigentlich wollten Karin Schwanfelder und ihre Mitstreiterinnen Barbara Schumer aus Horrem, Christel Schmidt aus Dormagen, Conny Raeburn aus der Dormagener Innenstadt und Claudia Zaczek aus Köln, die eigens für die Aktion angereist war, am Wochenende „nur mal wieder ein bisschen Ordnung schaffen“. Doch was sie rund um das Klärwerk Rheinfeld und auf dem sogenannten Pfeiffer- und Langen-Berg fanden, hat sie fassungslos zurückgelassen.
„Da denkst du, so schlimm wird es nicht – und dann das“, sagt die engagierte Umweltschützerin und Gründerin des Dormagener Rhein Clean Up. Zwischen Bäumen und Gestrüpp sammelte das Team rund sieben große Müllsäcke à 120 Liter (!) voll Abfall. Darunter Kanister, die offenbar zur Bewässerung einer früheren Grasplantage gedacht waren, jedenfalls berichtete dies der Jagdpächter Schwanfelder, ein Einkaufswagen, der Rest einer Mikrowelle, zwei Autoreifen, ein Radio, ein Koffer, ein Sonnenschirm, eine Plane, ein Grill, zahlreiche Wasserflaschen à fünf Liter, ein Bobbycar, Bretter, Unmengen an Styroporresten, ein 50-Liter-Kanister, zwei Eimer, eine Gießkanne – und hinter den Glascontainern sogar angezündete Holzpaletten.
„Wir sind eigentlich immer optimistisch, wenn wir losgehen“, erzählt Schwanfelder. „Aber dann glaubt man kaum, was Menschen alles einfach in die Natur werfen.“ Den Berg am Rand von Rheinfeld reinigt das Team einmal jährlich. Die Stadt Dormagen hat das Gelände, das Pfeiffer und Langen gehört hatte, inzwischen gekauft. Im Rahmen des Masterplans Innenstadt soll hier ein Park entstehen, ein Vorhaben, das Schwanfelder skeptisch sieht. „Wir sagen dazu am besten nichts“, so die Aktivistin, um dann doch hinterzuschieben: „Wer soll den Park hier oben denn sauber halten? Schon in der Fußgängerzone klappt das nicht, da scheitert es schon an kleinen Dingen, wie regelmäßig das Laub entfernen oder die Tore am Anfang und Ende der Kölner Straße sauber zu halten.“ Wenn man das schon nicht in den Griff bekomme, wie soll das dann bei einem Park gelingen, der dann auch etwas abgelegen liege?
Trotz aller Frustrationen lässt die Aktivistin sich nicht entmutigen. Seit Jahren ist sie mit ihren Hunden entlang des Rheinufers unterwegs, sammelt Müll, kümmert sich im Winter um die städtischen Ausgleichsflächen und kleinen Wäldchen, in denen nicht selten auch Obdachlose leben. Und auch wenn es immer wieder ernüchternd ist, bleibt der Spaß nicht auf der Strecke, sagt sie. „Viele fragen mich, ob ich frustriert bin, aber wir sind ja auch eine lustige Truppe und haben dabei Spaß“, erzählt Schwanfelder. „Wir machen auch jedes Jahr eine Weihnachtsfeier und da wird viel gelacht und das Thema Müll ist nicht auf der Tagesordnung.“
Gerade hat sie einen an einem Seminar der Verbraucherzentrale teilgenommen, in dem es darum ging, junge Mitglieder für ehrenamtliche Initiative zu gewinnen. Denn in Dormagen, sagt sie, fehle es genau daran: „Hier engagieren sich leider kaum junge Leute bei uns. Es scheint, dass Müllsammeln in Dormagen nicht so attraktiv ist.“ In Köln und Düsseldorf sei das anders, dort gebe es viele junge Aktivisten.
Trotzdem bleibt sie zuversichtlich: „Vielleicht ändert sich das ja irgendwann. Schließlich geht es nicht nur um Müll, sondern auch um die Gemeinschaft“, sagt Schwanfelder.
(alem fhi)
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