Forscher entdecken auf historischen Himmelsaufnahmen mysteriöse Objekte, die zeitlich mit Atomtests und UFO-Sichtungen korrelieren. Was steckt hinter dem Phänomen?
Eine neue wissenschaftliche Untersuchung legt nahe, dass unidentifizierte Flugobjekte möglicherweise bereits vor der Entwicklung von Satelliten und Raumfahrt versehentlich von Teleskopen fotografiert wurden.
Die Forschungsarbeiten von Dr. Beatriz Villarroel vom Nordic Institute for Theoretical Physics der Universität Stockholm und ihren Kollegen haben helle “transiente” Objekte identifiziert, die auf Fotografien erschienen, aber auf kurz darauf aufgenommenen Bildern nicht mehr vorhanden waren.
Die Physikerin untersuchte im Rahmen des Vasco-Projekts gemeinsam mit einer internationalen Forschungsgruppe historische Himmelsfotos aus der Zeit vor 1957 – also noch vor dem Start des ersten Satelliten Sputnik 1 am 4. Oktober 1957.
Dabei konzentrierte sich das Team auf Aufnahmen der Palomar Observatory Sky Survey, die den Himmel vom 19. November 1949 bis zum 28. April 1957 erfasste. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Nature-Journal Scientific Reports und in den Publications of the Astronomical Society of the Pacific.
Mysteriöse Lichtpunkte ohne Erklärung
Die Forscher fanden dabei sogenannte Transienten: kurze Lichtblitze oder Lichtpunkte, die auf einer Aufnahme erscheinen, aber nicht auf den vorherigen oder folgenden Bildern.
“Diese kurzlebigen Transienten, die weniger als eine Belichtungszeit von 50 Minuten andauern, fehlen in Bildern, die kurz vor dem Erscheinen der Transienten aufgenommen wurden, sowie in allen Bildern späterer Untersuchungen”, schreiben Villarroel und ihr Kollege Stephen Bruehl von der Vanderbilt University in ihrer Studie.
Einige der Aufnahmen zeigten mehrere Lichtpunkte entlang einer geraden Linie. Nach Ausschluss von Fehlerquellen wie chemischen Defekten oder Bildstörungen schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass rund ein Drittel der Erscheinungen durch künstliche Objekte im Erdorbit verursacht worden sein könnten.
Verbindung zu Atomwaffentests
Eine besonders interessante Korrelation fanden die Forscher zwischen den Transienten und Nuklearversuchen. “Von 1951 bis zum Start von Sputnik 1957 führten die Vereinigten Staaten, die Sowjetunion und Großbritannien mindestens 124 oberirdische Atomtests durch”, erklären Bruehl und Villarroel.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass Transienten 45 Prozent häufiger an Tagen beobachtet wurden, die in die Zeitfenster von Nukleartests fielen. Besonders auffällig war laut der Studie, dass nach einem letzten Transienten, der mit einem Nukleartest am 17. März 1956 in Verbindung stand, trotz fortgesetzter Waffentests keine weiteren Transienten mehr in Nukleartest-Zeitfenstern beobachtet wurden.
Die Studie vermerkt: “Eine plausible Erklärung ist, dass sie durch kurze Lichtemissionen von künstlichen Objekten im Orbit oder durch Objekte mit anomalen Bewegungen in der Erdatmosphäre verursacht werden – Emissionen, die so kurz sind, dass sie als Punktquellen und nicht als Streifen erscheinen, obwohl das Teleskop den Sternen folgt.”
Zeitliche Übereinstimmung mit UFO-Sichtungen
Zusätzlich stellten Villarroel und Bruehl fest, dass die Häufigkeit dieser Transienten zeitlich mit UFO-Sichtungswellen 1952 und 1954 übereinstimmte.
Die Studie erklärt: “Bemerkenswert ist, dass dieses besondere Ereignis zeitlich mit einer der umfassendsten dokumentierten Luftanomalien in historischen Aufzeichnungen zusammenfällt: dem Washington D.C. ‘UFO-Zwischenfall’ vom Juli 1952.”
Das Ereignis umfasste multiple Radar- und Sichtungsmeldungen von Militärpersonal über scheinbar schnell bewegende, helle Objekte, die in und um die Hauptstadtregion flogen. Kampfjets wurden wiederholt eingesetzt, um die Objekte abzufangen, konnten aber nicht mit ihnen Schritt halten.
Wissenschaftliche Validierung durch Schattentest
Um die Echtheit der Beobachtungen zu belegen, führten die Forscher einen sogenannten Schattentest durch.
Die Studie erläutert: “Wir finden ein starkes Defizit von Transienten-Entdeckungen auf einem statistischen Signifikanzniveau von etwa 22 Sigma innerhalb des Erdschattens.Dies stimmt mit der Idee überein, dass Sonnenlicht erforderlich ist, um die beobachteten Blitze zu erzeugen.”
Diese Beobachtung stütze die Interpretation, dass es sich um reale astrophysikalische oder erdnahe Ereignisse handele und nicht um Plattendefekte oder optische Geisterbilder, so die Forscherin.
Expertenmeinungen gespalten
Der Physiker und UFO-Experte Matthew Szydagis von der Universität Albany kommentierte auf der IFEX-Konferenz an der Universität Würzburg gegenüber den Stuttgarter Nachrichten: “Villarroel und ihr Team versuchen sehr sorgfältig, alltägliche Erklärungen für die Transienten zu eliminieren. Es gibt keine astrophysikalischen Phänomene, die so erscheinen und verschwinden können, wie die, die sie gefunden hat.”
Dem US-Verteidigungsministerium zufolge gebe es jedoch weder Beweise für Besuche von Außerirdischen auf der Erde noch Bemühungen, Informationen darüber geheim zu halten. Das geht aus einem Bericht hervor, den das Pentagon im März 2024 veröffentlichte. Zwar seien viele Sichtungen “nicht identifizierter anomaler Phänomene” noch ungeklärt, in den allermeisten Fällen fehlten aber schlicht verwertbare Daten, so der Pentagon-Bericht.
Vorsichtige Schlussfolgerungen
Anders als viele Forscher, die außerirdische UFOs in Fackeln und Ballons finden, schließen Villarroel und ihre Kollegen nicht, dass die transienten Objekte tatsächlich UFOs im klassischen Sinne sind. Sie bieten lediglich ihre wissenschaftliche Forschung mit dem Vorschlag an, dass die transienten Objekte möglicherweise wirklich nicht-menschlichen und technologischen Ursprungs sein könnten und weitere Studien angebracht seien.
Die Studien sind noch nicht abschließend peer-reviewed. Weitere Arbeiten werden nötig sein, um zu sehen, ob der Effekt real ist und letztendlich eine Ursache zu bestimmen.
Da es vor Sputnik keine von Menschen gebauten Satelliten gab, stellt sich weiterhin die Frage, ob es sich bei den Objekten um natürliche Phänomene, technische Fehler oder tatsächlich außerirdische Objekte handeln könnte.
