Renten-Mythos entlarvt: SPD-Politiker nennt Zahlen, die fast niemand kennt

„Viele Menschen brauchen den Sozialstaat“

Renten-Mythos entlarvt: SPD-Politiker nennt Zahlen, die fast niemand kennt

Das deutsche Rentensystem entwickelt sich wohl stabiler als gedacht. SPD-Politiker Bernd Rützel räumt mit einem weit verbreiteten Mythos auf.

Berlin – Innerhalb der schwarz-roten Koalition unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) brodelt ein heftiger Streit um die Zukunft der Rente. Die sogenannte Junge Gruppe in der Unionsfraktion droht, die Rentenpläne des SPD-geführten Arbeitsministeriums zu blockieren. SPD-Politiker Bernd Rützel hat nun die hohen Sozialausgaben für Rente und Co. vehement verteidigt.

SPD-Politiker Rützel verteidigt Rente: „Viele Menschen brauchen den Sozialstaat“

Die größten Kostenfaktoren bei den Sozialausgaben sind die Rentenzahlungen und Grundsicherungsleistungen. Der staatliche Zuschuss zur Rentenversicherung beträgt mittlerweile rund 122 Milliarden Euro und erreicht zusammen mit der Grundsicherung im Alter sogar über 130 Milliarden Euro.

Rützel, der derzeit den Ausschuss für Arbeit und Soziales im Deutschen Bundestag leitet, verwies im Interview mit dem Parlamentsfernsehen am Mittwoch, 22. Oktober 2025, auf die Bedürftigkeit vieler Bürger: „Viele Menschen brauchen den Sozialstaat.“ Er betont auch die Unantastbarkeit der Rente: „Die Rente ist eine Lebensleistung, da muss man unterstützen und da darf man nicht kürzen.“ Der Ausschussvorsitzende widerspricht auch den gängigen Kritikpunkten an den steigenden Sozialausgaben.

Der anteilige Umfang der Zuschüsse am Bundeshaushalt sei seinen Angaben zufolge unverändert geblieben, in den vergangenen zwanzig Jahren sogar etwas gesunken. „Es ist eine Mär, wenn man behauptet, dass alles immer teurer werde. Das ist alles stabil, das ist solide, und das können und müssen wir uns auch leisten“, so Rützel.

Deutsches Rentensystem: Auch Fachleute bewerten Entwicklung positiv

Ebenso beurteilten Rentenspezialisten und Verbraucherschützer beim „Sozialpolitischen Forum“ der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Baden-Württemberg in Stuttgart den Verlauf der gesetzlichen Rente erstaunlich günstig. Wie die DRV-Initiative ihre-vorsorge.de berichtete, zeigt das Rentensystem trotz demografischer Schwierigkeiten eine stabilere Entwicklung als prognostiziert.

Obwohl die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge derzeit massenhaft ins Rentenalter eintreten, konnte die Rentenversicherung laut den Angaben bis August 2025 ein Plus bei den Beitragseinnahmen von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Zugleich liegt der derzeitige Beitragssatz von 18,6 Prozent noch unter den Werten der 1990er-Jahre. „Sowohl Beitragssatz als auch Rentenniveau entwickeln sich günstiger als ursprünglich vorhergesagt und von Politik sowie Gesellschaft für akzeptabel gehalten“, bilanziert ihre-vorsorge.de.

Wirtschaftsweise: „Ausgaben in der gesetzlichen Rentenversicherung in den Griff bekommen“

Viele Ökonomen wie die Wirtschaftsweise Veronika Grimm erwarten dennoch eine erhebliche Belastung für das deutsche Rentensystem. Grimm mahnte gegenüber dem MDR, dass künftig aufgrund des demografischen Wandels weniger als zwei Beitragszahler einen Rentner finanzieren müssten. „Das kann natürlich nicht aufgehen“, sagte sie. Man müsse die Ausgaben in der gesetzlichen Rentenversicherung in den Griff bekommen. „Die laufen aus dem Ruder. Auch weil in den vergangenen Jahren sehr, sehr viele Rentengeschenke verteilt wurden, die eigentlich gar nicht finanzierbar sind“, so Grimm. Quellen: bundestag.de, Deutsche Rentenversicherung, ihre-vorsorge.de, MDR

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