Deutsche Rüstungsindustrie
Rheinmetall landet Milliarden-Mega-Deal für neue Kampfpanzer
OCCAR erteilt Rheinmetall einen 3,4-Milliarden-Euro-Auftrag für Radpanzer. Die Aktie reagiert positiv. Keine Sorgen um chinesische Rohstoff-Blockade.
Düsseldorf/Unterlüß – Der Rüstungsriese aus Düsseldorf hat sich den bisher größten Einzelauftrag des Jahres gesichert. Die europäische Beschaffungsorganisation OCCAR beauftragte das Unternehmen mit der Produktion von 222 Radschützenpanzern vom Typ „Schakal“ im Gesamtwert von 3,41 Milliarden Euro. Rheinmetall kassiert davon knapp drei Milliarden Euro direkt, wie das Unternehmen am Montag bekannt gab. Partner bei dem Projekt ist KNDS Deutschland über das Joint Venture Artec GmbH.
Milliardenauftrag für Radpanzer – Chinas Seltene-Erden-Embargo sei kein Problem: „Produktion für Jahre gesichert“
An der Börse kam die Nachricht gut an. Nach wochenlangen Verlusten sprang die Rheinmetall-Aktie am Montag um 7,32 Prozent auf 1.795 Euro hoch. In den vergangenen Tagen hatte das Papier jedoch wieder leicht nachgegeben und notierte am Dienstag bei 1.777 Euro, am Mittwoch bei 1.787,50 Euro. Die vorherigen Kursverluste hatten wenig mit dem operativen Geschäft zu tun. Vielmehr belasteten Chinas verschärfte Exportrestriktionen für Seltene Erden die gesamte Rüstungsbranche. Diese Rohstoffe sind unverzichtbar für moderne Waffensysteme und Elektronikkomponenten. Das Problem: China beherrscht 90 Prozent des Weltmarkts für Seltene Erden.
Doch Rheinmetall zeigt sich auf Nachfrage gelassen. „Grundsätzlich verfügt Rheinmetall über stabile und sichere Lieferketten, sodass die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen für unsere Produktion sichergestellt ist“, erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber IPPEN.MEDIA. „Wir sichern unsere Bedarfe durch strategische Einkäufe und Lagerhaltung für mehrere Jahre ab, das gilt auch für Microchips und seltene Erden.“
Überhaupt herrsche „an der Börse ein positives Klima für den Sicherheits- und Verteidigungsbereich“, so der Sprecher und bezieht sich damit auf den jüngsten Börsengang Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS). Rheinmetall selbst landete kürzlich mit der Übernahme der Militärsparte Naval Vessels Lürssen (NVL) einen größeren Coup im Marinetechniksektor. „Wir richten uns unsererseits darauf ein, Hauptauftragnehmer bei großen Schiffen zu werden. Dabei können wir unsere Erfahrungen aus dem maritimen Bereich – zum Beispiel Geschütze, Schutztechnologien, Ausbildung und Simulation, Digitalisierung und Vernetzung, Hochenergielaser – einbringen“, so der Rheinmetall-Sprecher gegenüber IPPEN.MEDIA.
Moderner Hightech-Panzer für die Bundeswehr: GTK Boxer trifft auf Puma-Technologie
Für die deutsche Armee markiert der Schakal einen strategischen Wendepunkt. Das Fahrzeug wird zum Rückgrat der neu formierten „Mittleren Kräfte“ – einer Truppengattung, die schnell große Distanzen überwinden und dabei schlagkräftig bleiben soll. Die integrierte 30mm-Maschinenkanone MK 30-2/ABM von Rheinmetall ermöglicht es, Bedrohungen verschiedenster Art zu bekämpfen.
Denn der Schakal ist kein gewöhnlicher Panzer – sondern kombiniert zwei Welten. Das robuste Fahrgestell des GTK Boxer (Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug) wird mit dem hochmodernen Turmsystem des Puma-Schützenpanzers kombiniert. Das Ergebnis: ein Kampffahrzeug, das sowohl für schnelle Truppentransporte als auch für intensive Gefechte geeignet sein soll. Die Lieferung erfolgt dabei an zwei Abnehmer: Deutschland erhält 150 Exemplare für die Bundeswehr, die Niederlande bekommen 72 Fahrzeuge.

Rheinmetall gibt Entwarnung bei Lieferketten: Niedersachsen wird zum Produktionszentrum
Neben den Panzern selbst umfasst der Vertrag ein komplettes Service-Paket inklusive Ersatzteilen, Schulungsmaterial und Spezialwerkzeugen. Besonders interessant: Der Deal enthält Zusatzoptionen wie Panzerabwehr-Schutz und Anti-Drohnen-Systeme. Außerdem umfasst der Vertrag eine Klausel, dass bei Bedarf bis zu 248 weitere Schakal-Panzer nachbestellt werden können.
Vom Schakal-Auftrag profitiert besonders der Standort Unterlüß in Niedersachsen. Dort will Rheinmetall nicht nur Fahrzeugkomponenten fertigen, sondern auch die erwähnten Ersatzteile, Ausbildungssysteme und Drohnen-Abwehrtechnik produzieren. Bereits jetzt entstehen in Unterlüß Puma-Panzer, Leopard-2-Kanonenrohre und Panzerhaubitzen. Unterstützung kommt vom Werk in Kassel, wie ein Sprecher dem NDR bestätigte. Rheinmetall-Chef Armin Papperger liebäugelt sogar mit dem VW-Werk Osnabrück als zusätzlichem Produktionsstandort – falls weitere Großaufträge folgen. Parallel plant Rheinmetall bereits das nächste Großprojekt: Die Artillerie-Radhaubitze RCH 155, die ebenfalls auf dem Boxer-Chassis basiert, aber mit der Feuerkraft der Panzerhaubitze 2000 ausgestattet wird. Auch hier soll die Artec GmbH als Hauptauftragnehmer fungieren. (ls)
