Römerbriefe
Römerbriefe: Frühstart in den Wahlkampf
Da hängen Plakate der Grünen! Nein, stimmt nicht. Die Opposition schimpft, sollte aber selbst kreativ sein. Die FR-Kolumne aus dem Frankfurter Rathaus.
Leppert: Als ich damals Klassensprecher werden wollte, habe ich schon Monate vor der Abstimmung Wahlkampf gemacht.
Busch: Und das war erlaubt?
Leppert: Nein. Aber gegen Plakate mit der Aufschrift „Alte Brötchen in der Milchbar, kaputte Tische und Stühle – das leppert sich“ konnte niemand was sagen. Ist ja nicht direkt Werbung für mich.
Busch: Ich glaube, das Verb schreibt sich mit Ä.
So, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik, unsere Herbstpause ist vorbei. Viel ist nicht passiert in den vergangenen Wochen. Der Stadtverordnete Thomas Bäppler-Wolf (Die Frankfurter) hat in den sozialen Medien wieder jemanden völlig niveaulos angepöbelt (diesmal Heidi Reichinnek von der Linken im Bundestag). Sie sehen also: Es ist alles beim Alten.
Die Grünen haben schon mal den Kommunalwahlkampf eröffnet und ein paar Plakate aufgehängt. Etwa 550. Zumindest behaupten CDU und FDP, das seien Wahlplakate der Grünen. In Wahrheit sind die Dinger Teil einer Kampagne des Umweltdezernats, und das erkennt man auch. Aber man kann natürlich einen Skandal daraus machen.
Römerbriefe: Verfrühte Wahlwerbung? Das können andere Parteien auch.
Man kann aber auch selbst etwas geschickt Wahlwerbung platzieren, bevor es zulässig ist. Hier unsere Vorschläge.
Die CDU erklärt sich bereit, eine Werbekampagne für den Hessischen Verband für Schafzucht und -haltung zu entwickeln. Diese besteht aus ganz furchtbar schlimmen Bildern vom Bahnhofsviertel und dem Slogan: „Ein Schäfer könnte helfen!“ Der sicherheitspolitische Sprecher der CDU (und mögliche neue Ordnungsdezernent) heißt übrigens Martin Benedikt-Schäfer. Auf FR-Anfrage erklärt er: „Sorry, was habe ich mit den Plakaten zu tun, da geht es um Schafzucht. Ich bin Anwalt (und Wochenend-Soldat).“
Sebastian Papke, Fraktionschef der FDP, besucht bei der Volkshochschule einen Vortrag über das Wahlrecht und meldet sich als „interessierter Bürger“ zu Wort: „Ich habe eine Ergänzung: Wenn eine Partei mit sieben Stadtverordneten in den Römer einzieht, dann kann es passieren, dass am Ende der Wahlperiode nur noch fünf übrig sind, weil die anderen gemeine Verräter sind. Wenn Sie sicher sein wollen, dass Ihre Partei – nehmen wir als Beispiel die FDP – auch am Ende der Wahlperiode noch genügend Leute hat, machen Sie unbedingt ein Listenkreuz bei der FDP – äh, bei Ihrer Partei.“
Römerbriefe: Zurück in die 50er mit den BFF
Die BFF präsentieren eine Reihe mit Heimatfilmen aus den 50er Jahren. Mit Autos, die über die Hauptwache fahren, und Darstellern, die aussehen, als würden sie Mathias heißen. Oder Uwe. Oder Wolfgang. Und zu jeder Packung Popcorn gibt es ein BFF-Wahlprogramm gratis dazu.
Die SPD fragt den Medienmanager Bernd Reisig, ob er eine Idee für einen Frühstart in den Wahlkampf habe. Reisig erinnert sich an die mobile Eisbahn aus dem Jahr 2001. Die hatte er im OB-Wahlkampf für den SPD-Kandidaten Achim Vandreike organisiert. Die Eisbahn stand in mehreren Stadtteilen – und Vandreike verlor die Wahl nur ganz knapp gegen Petra Roth (CDU). Also eine Neuauflage. Hunderte Kinder spielen auf dem Glauburgplatz Eishockey, aber die dürfen ja nicht wählen. Dann versucht sich der frühere Sozi Thomas Bäppler-Wolf, stürzt fürchterlich und beschimpft auf Facebook führende SPD-Mitglieder als „Leichenschreck“ und „fleischgewordene Figur eines Edgar-Allan-Poe-Romans“.
