Gut Ding will Weile haben, heißt es ja. Aber dass diese Weile so lange dauern würde, hätten Caroline und Michael Koob dann doch nicht gedacht. Seit knapp zehn Jahren arbeiten sie an ihrem Film „Das Statut“, dessen Hintergrund die Volksabstimmung zum Saarstatut vom 23. Oktober 1955 ist. Grund genug, am 70. Jubiläum bei den Koobs in Saarbrücken mal nachzufragen: Wann ist der Film fertig? Und warum dauert es so lange? „Er ist endlich fertig“, sagt Caroline Koob, und ihr Mann erklärt die lange Dauer – das Projekt habe sich über die Jahre deutlich verändert. „Vor zehn Jahren dachten wir noch an einen kleinen Film von 20, 25 Minuten Länge, der durchspielt, was geschehen wäre, wenn man sich hier für das Saar-Statut entschieden hätte“, also wenn das Saarland ein teilautonomer Staat geworden wäre und nicht ein deutsches Bundesland. Doch je länger die beiden an dem Film arbeiteten, „desto größer wurde er, weil uns klar wurde, wie viel Potenzial das hat“.
Schwierige Finanzierung
Potenzial? Ja. Finanzierung? Jein. Das Kulturministerium und die saarländische Filmförderung hatten das Projekt mit Anschubfinanzierung unterstützt, doch Gelder sind endlich, wenn ein Film immer größer wird. (Die fertige Fassung läuft nun über 90 Minuten). Und so musste das Duo – er führt Regie und Kamera, sie produziert, gemeinsam schrieben sie das Skript – sozusagen filmisch von der Hand in den Mund leben, sich immer wieder um Sponsoren und Unterstützung bemühen. „Außerdem hatten wir unterschätzt, wie teuer historische Archivaufnahmen sind, die für den Film wichtig sind“, sagt Michael Koob.
Nicole gewinnt den ESC fürs Saarland
„Das Statut“ erzählt nun „eine charmante Utopie“, wie die Koobs erklären, in Form einer fiktiven Dokumentation, einer „mockumentary“: 1955 stimmen die Menschen im Saarstaat dem Statut zu, das Saarland wird ein autonomer Staat, zwar klein, aber ein wirtschaftlich und kulturell bestens geölter Motor der europäischen Idee. Jeder will dabei sein, das Saarland wird Fußball-Weltmeister, und Nicole gewinnt den ESC – aber nicht für Deutschland, sondern fürs Saarland. Einen saarländischen Geheimdienst gibt es auch, der einen Mann aus Wiebelskirchen an der Spitze der DDR installiert – Erich Honecker.
Lafontaine und Kramp-Karrenbauer sind auch dabei
Die Koobs geben in ihrem Atelier im Saarbrücker KuBa einen Einblick in den Film – der gewitzt montierte Trailer ist schon mal hinreißend: mit aufwendigen Spielszenen, Interviews, Archivbildern und einem Reigen von Prominenz aus Kultur und Politik, die bei dieser Utopie mitspielen – unter anderem Anke Rehlinger und Annegret Kramp-Karrenbauer, Oskar Lafontaine und Heiko Maas, der (sehr glaubhaft) den Außenminister des Saarlands verkörpert. Der Astronaut Matthias Maurer grüßt tatsächlich aus dem All, die Fantastischen Vier sprechen über ihre Liebe zur Region, doch dunkle Wolken ziehen über der Saar auf – politische Kräfte im Land wollen raus aus der EU. Was würde ein „Saar-Exit“ für Europa bedeuten? Auch die Medien zeigen sich alarmiert – gedreht wurde für Redaktionsszenen bei der Saarbrücker Zeitung und bei der „Zeit“.
Premiere im Frühjahr?
Schaut man sich diese Szenen an, wird klar, wie aufwendig das Ganze ist und warum es mit „Das Statut“ so lange gedauert hat. Die Koobs planen nun eine Premiere im März oder April des kommenden Jahres. Auch bei Festivals werden sie „Das Statut“ einreichen. Vielleicht stimmt der Saarland-Leitspruch vom Großen, das im Kleinen entsteht, hier ja tatsächlich.
Informationen und Szenenbilder unter: https://koob.film/statut
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