Ab sofort können Eltern für ihre Kinder beim Neobroker Scalable Capital in Aktien und ETFs investieren. Der Anbieter hofft auf Geschäft mit der „Frühstart-Rente“.
Der Neobroker Scalable Capital baut seine Produktpalette aus. Ab sofort bietet das Münchener Fintech auch Kinderdepots an. Damit können Eltern im Namen ihrer Kinder in Aktien und andere Kapitalmarktprodukte investieren. Bis alle interessierten Kunden das Angebot nutzen können, dürfte es noch dauern: Die neue Funktion wird schrittweise in den Apps freigeschaltet.
Für die Kinderdepots von Scalable Capital stehen alle Anlagemöglichkeiten des Neobrokers zur Verfügung. Für Sparpläne ab einem Euro auf ETFs und 3000 Aktien fallen keine Ordergebühren an, außerdem gibt es aktiv gemanagte Fonds. Darüber hinaus verzinst Scalable Capital nicht-investiertes Kapital mit derzeit zwei Prozent.
Außerdem gibt es bei vielen ETFs bei Scalable Capital einen kleinen Kostenvorteil: Eigentlich fällt für die Verwaltung eines Indexfonds eine jährliche Gebühr an. Für einen ETF auf den Weltaktien-Index MSCI World etwa belaufen sich die Kosten auf 0,1 bis 0,2 Prozent pro Jahr. Bei 200 ETFs erstattet Scalable Capital die Gebühren jedoch, wenn sie in einem Kinderdepot liegen – je 100 von der BlackRock-Tochter iShares und der ETF-Sparte der DWS (Xtrackers).
Auf Dauer kann sich das lohnen: Der Neobroker beziffert die Einsparungen bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren auf 20.000 Euro. Dabei geht Scalable Capital von einer monatlichen Sparrate von 50 Euro und einer jährlichen Durchschnittsrendite von 7,7 Prozent aus – so viel, wie der MSCI World in den Jahren 1970 bis 2024 erzielte. Auch in der eigenen digitalen Vermögensverwaltung – Scalable Wealth – wird die Verwaltungsgebühr von 0,75 Prozent bis zum 18. Lebensjahr erlassen. Mit der Volljährigkeit haben die Kinder vollen Zugriff auf das Depot. Die Eltern haben dann nichts mehr zu sagen.
Kinderdepot bringt Steuervorteile
Für diese Funktion hat Scalable Capital die gleiche Bezeichnung ausgewählt wie Konkurrent Trade Republic: Taschengeld. Allerdings: Bei Trade Republic gibt es die Erstattung der Fondskosten lediglich bei drei Indexfonds.
Wer bislang für den Nachwuchs bei Scalable Capital Geld anlegen wollte, musste das Depot auf den eigenen Namen laufen lassen. Das hat aber steuerliche Nachteile. Auch Kinder haben nämlich einen eigenen Sparer-Pauschbetrag von 1000 Euro pro Jahr. Inklusive Steuerfreibeträge dürfen Kinder – wenn sie keine anderen Einnahmen erzielen – pro Jahr über 13.000 Euro steuerfrei vereinnahmen. Dafür ist natürlich ein extrem großer Kapitalstock erforderlich. Einen Haken gibt es bei der Eröffnung eines Kinderdepots bei Scalable Capital: Anders als bei vielen klassischen Anbietern ist hierfür ein eigenes Konto bei dem Neobroker notwendig.
Brancheninsider hatten die Einführung der Kinderdepots bei Scalable Capital mit einem Schmunzeln beobachtet. Bereits im Mai hatte der Neobroker angekündigt, „im Sommer“ das Produkt anzubieten. Letztlich dauerte die Einführung bis zum Herbst. Währenddessen hatte Wettbewerber Trade Republic schon im Juli geprahlt, dass Kunden 100.000 Kinderdepots eröffnet hätten. Mittlerweile dürften es noch mehr sein.
„Wir machen Geldanlage einfach und günstig. Mit den neuen Kinderdepots gilt dies nun schon für die Kleinsten“, wirbt Erik Podzuweit, Gründer von Scalable Capital, für die Kinderdepots. „Mit dem demografischen Wandel geht die Rentenformel nicht mehr auf: mehr Rentner, weniger Zahler, höhere Abgabenlast. Private Vorsorge ist kein Luxus, sondern zwingend notwendig“, sagt der Co-Chef weiter.
Wann kommt die Frühstart-Rente?
Dass Scalable Capital ausgerechnet jetzt Kinderdepots einführt, dürfte aber auch am steigenden Interesse an solchen Produkten liegen – und der Hoffnung auf politische Rückendeckung. Im Koalitionsvertrag hatte sich die Bundesregierung auf die Einführung einer sogenannten Frühstart-Rente geeinigt.
Das Ziel: Jedes Kind zwischen dem sechsten und 18. Lebensjahr soll pro Monat zehn Euro für den Vermögensaufbau erhalten. Wenn Eltern im Namen ihrer Kinder frei über das Geld verfügen und etwa in ETFs investieren dürfen, würden auch Neobroker wie Scalable Capital durch die staatliche Förderung profitieren.
Doch wenige Monate vor dem einst anvisierten Start der Frühstart-Rente im Januar 2026 ist die Umsetzung weiterhin ungewiss. Und offenbar scheint das Bundesfinanzministerium davon abzuweichen, auch privatwirtschaftliche Akteure wie Neobroker einzubeziehen. Gerüchten zufolge soll das Startkapital für den Nachwuchs in den deutschen Staatsfonds Kenfo fließen und von einer öffentlich-rechtlichen Stiftung verwaltet werden.
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