Für Süßigkeiten bezahlten Verbraucher zuletzt mehr. Vor allem Schokolade ist teuer. Nun verzeichnet der Kakaopreis ein 20-Monats-Tief. Wie die Schokoladenhersteller reagieren.
Seit einigen Monaten gibt es sie nur noch als 90-Gramm-Packung im Handel: die lila verpackte Milka-Schokolade. Als Mondelez im Sommer verkündete, die Packungsgröße von 100 auf 90 Gramm zu verringern, war der Aufschrei groß. Der Verbraucherschutz reichte sogar Klage gegen den Milka-Hersteller ein. Denn die Milka-Tafeln wurden im kleineren Format nicht günstiger, sondern behielten den Verkaufspreis – oder wurden oft auch teurer.
Preiserhöhungen seien das letzte Mittel, teilte Mondelez damals mit, das Rekordhoch beim Kakaopreis lasse dem Konzern keine Wahl. Mit dem Schritt war Mondelez, dessen Aktie seit Ende Juli 2025 unter Druck steht, nicht allein. Auch andere Hersteller legten bei den Preisen eine Schippe drauf. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes: 21,2 Prozent Teuerung gegenüber dem Vorjahresmonat September standen bei Schokolade zu Buche. Unter allen Nahrungsmitteln betrug die durchschnittliche Inflation vergleichsweise überschaubare 2,1 Prozent.
Beim Kakaopreis gibt es nun Beruhigung. Ob Verbraucher profitieren, ist indes unklar.
Krisenjahre für die Kakaoernte
„Wir haben eine Ernte, die fast so gut ist wie vor der Krise. Dazu kommt eine gesunkene Nachfrage. Ich gehe von leicht sinkenden Preisen bei Schokolade aus“, sagte der Kakaomarktexperte Friedel Hütz-Adams der Saboim August 2025. Zuvor erlebte der Kakaomarkt nämlich eine knapp zweijährige Rallye, die Anleger interessiert auf den Handel mit physischem Kakao und Zertifikaten schauen ließ. Von rund 2700 US-Dollar (damals 2500 Euro) zu Jahresbeginn 2023 stieg der Preis für eine Metertonne Kakao auf über 12.500 Dollar im Dezember 2024 (damals 12.100 Euro). Bis zum Frühjahr 2025 hielt er sich auf diesem Niveau, mit einzelnen Ausschlägen nach oben und unten:
Der massive Anstieg liege darin begründet, dass die Ernte von Kakaobohnen 2023 und 2024 deutlich schlechter als erwartet ausgefallen sei: „Dürre auf der einen Seite, zu viel Regen auf der anderen – und dann kam in Westafrika der Krankheitsbefall der Kakaobäume dazu“, teilte Hütz-Adams mit. Am Kakaomarkt gebe es dem Experten zufolge große Abhängigkeiten von wenigen Anbauländern: 70 Prozent der Kakaoernte stammten aus Ghana und von der Elfenbeinküste. Wenn dort die Pflanzenkrankheit Swollen Shoot ausbreche, sei das maßgeblich für die Ernte und erhöhe wie zuletzt den Kakaopreis.
Erst infolge der Ernte 2025 hat sich die Lage wieder gebessert: Um die 6000 Dollar (5200 Euro) kostet die Tonne Kakaobohnen aktuell.
Wenig Hoffnung auf fallende Preise
Die große Frage für die Verbraucher: Folgen dem niedrigeren Kakaopreis auch wieder billigere Preise für Schokolade? Wer Hütz-Adams’ Prognose folgt, dürfte das erwarten. Hersteller wie Mondelez hatten Preiserhöhungen schließlich mit dem hohen Kakaopreis begründet. Nach dieser Logik dürfte die Branche bei fallenden Kakaopreisen auch Vergünstigungen ermöglichen.
Die Schokoladenkonzerne bestätigen das nicht, äußern sich, wenn überhaupt, zurückhaltend. Ferrerowollte Preisentwicklungen auf Nachfrage der Sabonicht kommentieren. Ritter Sport verwies darauf, den Kakao aufgrund von Nachhaltigkeitsabkommen nicht zu Börsenkonditionen zu beziehen. Die Gestaltung der Endverbraucherpreise liege allein im Handlungsfeld der Handelspartner.
Und Mondelez? Der Milka-Hersteller teilte mit, sich im Bewusstsein des „wirtschaftlichen Drucks, dem Konsument*innen ausgesetzt sind“, (…) wohlüberlegt entschieden zu haben, „das Gewicht ausgewählter Milka-Tafeln anzupassen, um bei gleicher Qualität wettbewerbsfähig zu bleiben“. Zu einer Preissenkung angesichts der Kakaopreisentwicklung sagte der Konzern hingegen nichts Konkretes. Man versuche, die Kosten für die Kunden „soweit wie möglich aufzufangen.“
Branche klagt über schwierige Gesamtlage
Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), Vertreter von über 200 Unternehmen aus der Branche – darunter Mondelez, Ritter Sport, Ferrero und Nestlé –, macht ebenfalls wenig Hoffnung auf sinkende Schokoladenpreise.
Aus kartellrechtlichen Gründen dürfe der Verband sich zur Preisgestaltung der Hersteller nicht äußern, teilt eine Sprecherin mit, verweist aber wie Mondelez und Ritter Sport auf eine schwierige Gesamtlage. Der BDSI sieht „insbesondere beim Kakaopreis keine Entspannung“. Zwar habe der etwas nachgegeben, liege aber noch doppelt bis dreimal so hoch wie vor einigen Jahren, so der BDSI. Dabei gehe es auch um Qualität. Die Verfügbarkeit von bestimmten Kakaoqualitäten sei weiter ein Problem.
Auch bei Haselnüssen, die in vielen Schokoladenwaren verarbeitet werden, käme es aufgrund schwacher Ernten in der Türkei aktuell zu Rekordpreisen. Die Branche leide zudem unter steigenden Personal-, Energie- und Logistikkosten, bei sinkenden Absätzen. Faktoren, die für Preisnachlässe bei Schokolade sprechen, nennt der Verband nicht.
Kakaopreisentwicklungen kommen spät im Handel an
Ob Schokolade im Handel günstiger wird, dürften Kunden unabhängig davon erst in einigen Monaten merken. Die Chargen mit vergünstigtem Kakao kommen aufgrund von aufwendigen Lieferketten erst mit Verzögerung in den Handel.
Wie stark sich die Kakaopreise dann auswirken, sei laut dem BDSI von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Das sei abhängig davon, ob der Kakao über die Börse bezogen werde und durch Hedging abgesichert werde – oder ob feste Preise in individuellen Kontrakten mit Lieferanten vereinbart seien. Darüber hinaus spiele es eine Rolle, „ob Kakao direkt bezogen wird oder ob Verarbeitungserzeugnisse“ bezogen werden.
Lesen Sie auch: Was ist nur aus Milka-Schokolade geworden?
