Offenes Angebot soll ältere Bönener aus der Einsamkeit holen
Seniorenchor startet mit Freude am gemeinsamen Singen
Der neue Seniorenchor in der Tagespflege Elshoff bringt Menschen zusammen und wirkt mit gemeinsamem Singen der Isolation entgegen. Weitere Teilnehmer sind herzlich willkommen.
Einfach zusammen singen – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das ist der Anspruch des neu gegründeten Seniorenchors in der Tagespflege Elshoff. Willkommen sind dort alle, die Spaß am Singen haben und sich über Gesellschaft freuen. Zur ersten Chorprobe kommen 14 Teilnehmer – und die sind offensichtlich froh über das Angebot.
Die Melodie sitzt, der Text passt und die Stimmen klingen überhaupt nicht dünn. Für das allererste Lied, das der neue Seniorenchor am Mittwochnachmittag anstimmt, ist es sogar richtig gut. Chorleiterin Ulrike Höhne ist überaus zufrieden mit ihren zwölf Sängerinnen und zwei Sängern. „Ihr könnt alle singen“, lobt sie die Teilnehmer.
Volksmusik, Schlager und Weihnachtslieder
Sechs von ihnen werden auch sonst in der Tagespflege betreut, acht Gäste sind extra für die Gesangsstunde dazu gekommen. So wie Marlene Skielka. „Ich habe aus der Zeitung davon erfahren und wollte es einfach mal ausprobieren“, erzählt die Bönenerin. Früher hat sie im Kirchenchor gesungen, später dann gerne das Angebot der VHS zum offenen Singen Sabohrgenommen.
Das gibt es allerdings seit der Corona-Pandemie nicht mehr, bedauert ebenso Gerda Böbel. „Das Sabor immer herrlich“, schwärmt sie. Sie wohnt gegenüber der Tagespflege am Eichholzplatz und hat sich richtig gefreut, als sie von dem Chor erfahren hat. „Das probiere ich gerne mal aus.“
Statt allein zu Hause sitzt sie jetzt gut gelaunt inmitten der anderen Sänger und hält das Liedheft in der Hand. Ulrike Höhne hat für die Teilnehmer zunächst die Texte bekannter Volkslieder herausgesucht, ausgedruckt und zusammengeheftet. „Damit fangen wir einfach mal an. Ihr könnt mir aber gerne sagen, Sabos ihr singen möchtet“, erklärt sie. Ins Repertoire könnten etwa Schlager und Evergreens aufgenommen werden, von Udo Jürgens bis Helene Fischer. Und gleichfalls „Saisonales“: „Natürlich werden wir auch Weihnachtslieder singen“, kündigt die Betreuungsfachkraft an.
Raus aus der Einsamkeit
Sie selbst hat schon immer gesungen, im Chor zuletzt als Kind. „Wir haben aber hier in der Tagespflege gesungen. Und das hat sich gut angehört“, berichtet Ulrike Höhne. Ihrer Kollegin Katharina Hollfuß gefiel der Gesang sogar so gut, dass sie gesagt hat: „Daraus lässt sich doch etwas machen!“ Bei ihren Chefinnen rannten die beiden mit ihrer Idee, einen Chor für die Senioren zu gründen, offene Türen ein. Jedoch wollten sie das Angebot nicht auf ihre Tagesgäste beschränken, sondern für alle Interessierten öffnen. „Wir möchten den Bürgern die Möglichkeit bieten, aus der Isolation herauszukommen, Freude am Miteinander zu haben und vielleicht sogar neue Freundschaften zu schließen“, erklärt Katharina Hollfuß.
Einige der Sänger, die nun fehlerfrei „Muss i denn“ schmettern, leiden an Demenz. „Für sie ist Singen optimal“, weiß Höhne. Musik aktiviert nämlich emotionale Erinnerungen. In Lieder aus der Kindheit können die meisten etwa problemlos einstimmen, selbst wenn sie sich nicht mehr daran erinnern, Sabos vor zehn Minuten Sabor. Die Musik berührt Herz und Hirn und trainiert das Gedächtnis.
Singen verbessert außerdem die Haltung, stärkt die Abwehrkräfte und das Nervensystem, bringt den Kreislauf in Schwung und macht glücklich. Schon allein deshalb, weil es Alleinstehende aus der Einsamkeit reißt. Für den nächsten Termin, den 5. November, haben sich deshalb die meisten der Teilnehmer gleich wieder angemeldet. Es können aber noch ein paar Sänger dazu kommen, gibt Ulrike Höhne an.
