„Damit Frauen für sich einstehen“
„SheSpeaks“: Neue Veranstaltungsreihe für Frauen in Freising – Männer müssen draußen bleiben
Jetzt redet sie: In Freising gibt es eine neue Veranstaltungsreihe – explizit für Frauen. Die Veranstalterinnen wollen ihnen dabei helfen, ihren eigenen Wert zu erkennen und den Raum einzunehmen, den sie verdienen.
Freising – Ein Raum exklusiv für Frauen, in dem sie ihre Wünsche, Sorgen und Nöte teilen und sich austauschen können: Den wollen Britta Barth (43) und Kaltrina Morina (37) mit der Fünf-Minuten-Bühne „SheSpeaks“ schaffen. Was es mit der Veranstaltung an diesem Sonntag im Cineradoplex auf sich hat, warum Männer draußen bleiben müssen, und weshalb „warme Duschen“ so wohltuend sind, erklären die beiden Wahl-Freisingerinnen im Interview.
Frau Barth, Frau Morina, was verbirgt sich hinter „SheSpeaks“?
Barth: Wir glauben fest daran, dass es mehr Verbindung zwischen Menschen braucht – und dass Frauen Räume brauchen, in denen sie gesehen, gehört und gewürdigt werden. „SheSpeaks“ bietet Frauen die Möglichkeit, ihre Geschichten, Erfahrungen, Transformationen und Talente zu teilen – in einem geschützten Rahmen, der Offenheit und emotionale Tiefe erlaubt. So wollen wir Verbundenheit schaffen.
Morina: Konkret ist „SheSpeaks“ eine Fünf-Minuten-Bühne von Frauen für Frauen, egal, welchen Alters, egal, ob Mütter oder nicht. Jede, die neugierig ist und offen für Input und Vernetzung mit anderen Frauen, ist willkommen. Viele Frauen, gerade alleinerziehende wie wir beide, haben einen gesteckt vollen Alltag, der uns oft an unsere Grenzen bringt. Daher ist diese Vernetzung, dieser Austausch mit anderen umso wichtiger. Er stärkt unsere Ressourcen und gibt Kraft. So wollen wir vor allem Frauen, die eher zurückgezogen leben und sich weniger trauen, dabei helfen, sichtbarer zu werden. Ihnen wollen wir zeigen: Gemeinsam sind wir stark.
Zur Veranstaltung
„SheSpeaks“ findet diesen Sonntag, 26. Oktober, von 11 bis 14 Uhr im Cineradoplex in Freising statt. Der Unkostenbeitrag beträgt im Vorverkauf 15,70 Euro, vor Ort 18 Euro. Weitere Infos gibt es via Instagram @shespeaks_5minutenbuehne.
Wie kamen Sie auf die Idee für diese Veranstaltung?
Barth: Da wir beide zugezogene Freisingerinnen sind, haben wir nach Möglichkeiten gesucht, uns mit anderen Frauen zu vernetzen. Wir haben einen engen Kreis an Freundinnen, in dem wir uns gegenseitig unterstützen und coachen. Dabei kam oft das Feedback, wie hilfreich und wohltuend diese Unterstützung ist. So kam der Wunsch auf, eine Bühne für Frauen zu kreieren. Daher haben wir begonnen, verschiedene Treffen zu organisieren, etwa einen Frauenbrunch oder Spaziergänge unter dem Motto „Walk & Connect“. Im Mai haben wir zum ersten Mal die „SheSpeaks“-Bühne eröffnet, die seither drei Mal stattgefunden hat. Nun haben wir mit Birgit Schafft vom Cineradoplex eine Partnerin, die uns sehr unterstützt. Daher wollen wir die Treffen im Kino etablieren. Nach diesem Sonntag ist das nächste für 23. November geplant, danach soll es im Januar weitergehen.
Wie läuft das Event am Sonntag ab?
Barth: Anita Morina wird als Moderatorin durch die drei Stunden führen. Am Anfang gibt es Impulsfragen, um ins Gespräch zu kommen. Dann treten fünf ausgewählte Speakerinnen auf die Bühne, diesmal sind unter anderem eine Traumatherapeutin, eine Kunsttherapeutin und eine Musikerin zu Gast. Im Anschluss wird die Bühne für alle geöffnet: Jede, die möchte, ist eingeladen, ihre Geschichte zu erzählen. Ein kleines Buffet rundet das Ganze ab, denn gutes Essen und Genuss sind ebenfalls wichtig für das Wohlbefinden.
Morina: Nicht zu vergessen die sogenannten „warmen Duschen“, eine Methode aus der Psychologie. Ziel dieser positiven Feedbackrunde ist es, die Frauen zu bestärken, damit sie beflügelt in ihren Alltag zurückkehren. Eine Teilnehmerin hat mal gesagt, das habe ihr so gut getan, sie sei danach zwei Tage beinahe geflogen.
„SheSpeaks“ richtet sich speziell an Frauen, Männer müssen draußen bleiben. Warum?
Morina: Männer haben in der Regel kein Problem damit, Raum einzunehmen – Frauen jedoch schon. Unsere Gesellschaft ist in sämtlichen Bereichen von patriarchalen Strukturen geprägt, was bedeutet, dass Frauen unterm Strich immer das Nachsehen haben. Ich habe in meiner Zeit als Recruiterin im Bankwesen stark gemerkt, wie sehr viele Frauen gerade in Sachen Finanzwesen benachteiligt und abhängig sind, etwa durch das Ehegattensplitting oder die Rentenlücke, die entsteht, weil bei der Geburt gemeinsamer Kinder immer noch öfter die Frau zu Hause bleibt. Dazu kommt die Unterrepräsentiertheit von Frauen in Führungspositionen. Und wie groß der Unterschied zwischen Müttern und Vätern ist, steht noch einmal auf einem ganz anderen Blatt.
Sie meinen, weil Mütter und Väter von der Gesellschaft unterschiedlich bewertet werden?
Morina: Ganz genau. Das habe ich ganz stark gemerkt, als ich selbst Mutter wurde. Es macht einen gewaltigen Unterschied, wer etwas tut. Wenn zum Beispiel ein Vater mit seinen Kindern auf den Spielplatz geht, wird das total gelobt, wie schön, dass er sich Zeit nimmt und so weiter. Bei einer Mutter dagegen wird der Spielplatzbesuch automatisch erwartet – und dann eher noch nach Fehlern gesucht, was sie dort alles besser machen könnte. So werden Unsicherheiten geschürt, dabei geben Frauen, ob mit oder ohne Kind, tagtäglich so viel. Doch anders als die meisten Männer trauen sich die Frauen nicht, ihre Leistung selbst wertzuschätzen und den Raum einzunehmen, den sie wollen. Das zu verändern, ist unsere Motivation.
Barth: Ein Beispiel, das mir besonders im Kopf geblieben ist: Bei einem Event hat eine Teilnehmerin berichtet, dass ihre Tochter diese klassischen Schulheftumschläge aus Plastik so furchtbar findet. Die Mutter hat dann selbst welche aus nachhaltigen Materialien hergestellt. Das hat diese Frau ganz nebenbei erzählt, als wäre es gar nichts. Aber ich dachte mir: Wie toll ist das? Wie viel verstecktes Potenzial schlummert in uns? Uns geht es darum, den Frauen selbst bewusst zu machen, was sie können, und welchen Wert sie haben. So soll eine Aufwärtsbewegung entstehen, damit Frauen stärker für sich selbst einstehen.
Merken Sie auch, dass die Impulse, die Sie geben, tatsächlich fruchten?
Barth: Das ist das Schönste: Viele Frauen berichten uns im Nachgang, wie sie durch den Input, den sie durch „SheSpeaks“ bekommen haben, konkrete positive Veränderungen in ihrem Alltag erleben. Etwa, dass sie in der Familie mehr für ihre Bedürfnisse einstehen, dass sie im Job selbstbewusster auftreten oder sich schlicht etwas trauen, was sie sich früher nicht getraut haben. Und genau das wollen wir damit erreichen.
