Einzäunung am Hallberg-Platz?
Sicherheit versus Öffentlichkeit: Pausenhof-Zaun löst emotionale Debatte im Hallbergmooser Gemeinderat aus
Soll der Pausenhof der Grundschule am Freiherr-von-Hallberg-Platz in Hallbergmoos eingezäunt werden oder nicht? Diese Frage musste der Gemeinderat beantworten – und verstrickte sich in eine hitzige Diskussion.
Hallbergmoos – In der jüngsten Sitzung in Hallbergmoos rieben sich die Gemeinderäte an einem Thema auf, das Grundsätzliches berührt: Wie viel Schutz und Bewegungsfreiheit brauchen Kinder – und wie viel Offenheit ein Ort? Konkret ging es um die Frage, ob der Pausenhof der Grundschule am Freiherr-von-Hallberg-Platz eingezäunt wird oder nicht. Viele als Zuschauer anwesende Eltern hörten – nicht durchwegs sachliche – Wortmeldungen, die sich zwischen pädagogischer Leidenschaft, Sicherheitsbedenken und Heimatgefühl bewegten.
2023 war die Einzäunung schon einmal Thema, das Gremium hatte sich dagegen entschieden. Eine „neue Gefährdungsbeurteilung“ durch Schulleitung und Verwaltung ließ Bürgermeister Benjamin Henn (FW) das Thema nun wieder aufgreifen: Denn der Pausenhof der Grundschule liegt am Freiherr-von-Hallberg-Platz und ist zu jeder Zeit öffentlich zugänglich. Das birgt Sicherheits- und Hygienerisiken: Fremde Personen können das Schulgelände unbemerkt betreten, wiederholt wurden Müll, Hundekot, ja sogar Spritzen gefunden.
Bürgermeister will klare Trennung
Henn unterstrich die Notwendigkeit einer klaren Trennung zwischen Schulgelände und öffentlichem Raum. Zwar bestehe rechtlich keine Pflicht zur Einzäunung, aber eine dringende Empfehlung im Blick auf den Arbeitsschutz – und die Haftung der Gemeinde für die Sicherheit der Schüler. Deshalb hat der Rathauschef die Überplanung angestoßen.
„Es ist eine sehr große Fläche mit sehr geringer Aufenthaltsqualität“, so das Urteil der Planerinnen der Grünfabrik aus Kirchdorf. Da lasse sich was draus machen: Die Basisvariante sieht den Abbau der „Hügel“ und die Einzäunung des nördlichen Pausenhofs vor, die erweiterte Variante einen Zaun auch um den Hallberg-Platz von der Dreifachturnhalle bis zu Bibliothek. Feuerwehrzufahrt und Bibliothekszugang bleiben frei, Veranstaltungen sind weiterhin möglich. Kostenpunkt: rund 400 000 Euro.
Gremium ist gespalten
Was die Einzäunung des Pausenhofs angeht, sind rechtlich mindestens drei bis sechs Quadratmeter pro Schüler vorgeschrieben. Die gesamte Fläche – nördlicher und südlicher Pausenhof – würde also für 800 Schüler ausreichen. Rektor Rudolf Weichs rechnet bis 2030 mit steigenden Schülerzahlen bis zu 500.
„Da klaffen Theorie und Praxis weit auseinander“ so Schulreferentin Silvia Edfelder (CSU). „Unsere Kinder sitzen mehr, bewegen sich weniger, viele haben motorische Defizite. Ein gesicherter, strukturierter Außenbereich ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit.“ Eine von ihr geforderte namentliche Abstimmung lehnte das Gremium ab. Den Zorn der Ratskollegen zog sich Damian Edfelder (CSU), Jugendreferent und Gymnasiallehrer, mit seinen Bemerkungen zu: „Kinder sind keine Legehennen, die man nach Quadratmetern bemisst“ und „Hier müssen Ahnungslose mitentscheiden“.
Letztlich klappt ein Kompromiss
Pro- und Kontra-Statements zogen sich quer durch die Fraktionen, das Gremium war gespalten. Thomas Henning (FW) dankte für die „lustige Polemik“, wandte sich dagegen „den Platz der Bevölkerung 1,40 Meter zu nehmen“. Der Ort sei ein etablierter Treffpunkt. Ein Zaun verändere Ortsbild und Aufenthaltsqualität, fand Heinrich Lemer (FW).
Nachdem die große Variante mehrheitlich (15:7) abgelehnt worden war, stand am Ende ein Kompromiss, den Stefan Kronner (SPD) formuliert hatte – unterstützt von Henning, Marcus Mey (CSU) und Robert Wäger (Grüne): Der Rat hob den Beschluss von 2023 auf und votierte einstimmig für eine „Basisvariante“. Sie sieht eine Einzäunung des nördlichen Schulhofs vor und lässt den Hallberg-Platz unangetastet. In zwei Jahren könne man nachjustieren und bei Bedarf den Lehrerparkplatz zum weiteren Pausenhof machen. Die Kosten werden mit etwa 310 000 Euro veranschlagt. Inklusive aller Baunebenkosten rechnet man mit rund 710 000 Euro.
