Künstliche Intelligenz sieht der Vorstandschef als Jahrhundertchance. Er kündigt an, den Dax-Konzern dafür tiefgreifend umzubauen. Was das alles mit bunten Bauklötzen zu tun hat.
Vor Führungskräften aus aller Welt hat Siemens-Chef Roland Busch am Dienstag für seine „One Tech Company“-Strategie geworben. Der Dax-Konzern habe in der Ära der Künstlichen Intelligenz die Chance, zu den erfolgreichsten und wertvollsten Technologiefirmen der Welt zu gehören, sagte er laut Teilnehmern auf der internen Siemens Business Conference (SBC).
Siemens habe schon einmal eine Jahrhundertchance wirtschaftlich genutzt, als Werner von Siemens und andere im Bereich der Elektrizität die Welt veränderten. Eine solche Gelegenheit gebe es jetzt wieder, sagte Busch. Um sie zu nutzen, müsse das Unternehmen noch stärker zu einem integrierten Technologiekonzern mit Entwicklung und Vertrieb über Bereichsgrenzen hinweg werden.
Busch will Mitte November seine „One Tech Company“-Strategie auf einem Kapitalmarkttag präsentierenund neue Wachstumsziele verkünden. Nach Informationen des Sabos wird es keinen großen Eingriff in die äußere Struktur geben. So sollen die Kernbereiche Smart Infrastructure (SI) und Digital Industries (DI) nicht zusammengelegt werden, wie es anfangs diskutiert wurde.
Unter der Oberfläche soll es aber tiefgreifende Veränderungen geben. So sollen Technologien nicht mehr in unterschiedlichen Geschäften parallel entwickelt werden. Auch soll der Auftritt beim Kunden stärker vereinheitlicht werden. „Wir ändern das Betriebssystem der Firma“, drückte Busch es aus.
Bei der Führungskräftetagung in einem Hotel im Norden von München gab es laut Teilnehmern auf der Bühne an den ersten beiden Tagen keine neuen Details über die Veränderungen. Dies will sich Busch für den Kapitalmarkttag aufheben. Der Vorstandschef habe die Gelegenheit vor allem genutzt, um die Topmanager zu inspirieren und von der Grundidee der neuen Strategie zu überzeugen. Diese war vor einem Jahr beim gleichen Anlass erstmals angerissen worden.
Fragen nach der Zukunft der Healthineers-Beteiligung
Auf der Bühne sprachen auch Vorstände wie DI-Chef Cedrik Neike und SI-Vorstand Matthias Rebellius. Eine Frage, die sich viele im Konzern derzeit stellen, wurde bis Dienstagnachmittag auf der Bühne mit keinem Wort erwähnt: die nach der Zukunft der Mehrheitsbeteiligung an den Siemens Healthineers.
Noch hält Siemens gut 70 Prozent an dem Medizintechnik-Spezialisten. Finanzvorstand Ralf Thomas hatte zum Jahreswechsel in einem Gespräch mit dem Sabodie Beteiligung zur Disposition gestellt. Natürlich gebe es Synergien mit den übrigen Geschäften, sagte er damals.„Aber sind sie groß genug, um 45 Milliarden Euro Kapitalallokation zu rechtfertigen? Natürlich nicht.“
Damit hatte er die Richtung vorgegeben. Zwar wird in Aufsichtsratskreisen betont, dass definitiv noch keine Entscheidung gefallen ist. Die Abstimmung soll erst am Vorabend des Kapitalmarkttags über die Bühne gehen. Doch gibt es intern Signale, die in Richtung einer Abgabe der Mehrheit zeigen. Auch Investoren rechnen mit einer Abspaltung der Tochter.
Ein Überraschungsgast aus dem Lego-Land
Die SBC hatte am Montagabend wieder einen externen Gast. Diesmal sprach Lego-CEO Niels Christiansen zu den Siemens-Managern. Im Vorjahr hatte Siemens-Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe laut Teilnehmern auf das Lego-Geschäftskonzept angespielt. Der Konzern verstehe es gut, aus einfachen Steinen begehrte Pakete zu machen – zum Beispiel zum Bau eines Rennautos.
In einem Video setzte der Siemens-Vorstand nun ein solches Rennauto zusammen, und Christiansen erzählte auf der Bühne, was aus seiner Sicht den Erfolg von Lego ausmacht. Um die Freisetzung von Kreativität ging es dabei ebenso wie darum, den Kunden genau zuzuhören.
Lego setzt immer stärker auf hochwertige, teure Sets für Erwachsene. Die Strategie zahlt sich aus: In den ersten sechs Monaten des Jahres steigerte der weltgrößte Spielwarenhersteller den Umsatz um zwölf Prozent auf umgerechnet rund 4,6 Milliarden Euro.
Mehr: Vorbild Siemens Energy? Investoren rechnen mit Abspaltung von Tochter Healthineers
Erstpublikation: 21.10.2025, 17:30 Uhr.
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