Softwarehersteller: SAP verfehlt im Cloudgeschäft die Erwartungen

Das Geschäft bleibt schwierig: Das Cloudgeschäft des Softwareherstellers wächst schwächer als erhofft. Vorstandschef Christian Klein gibt trotzdem einen optimistischen Ausblick.

Die wirtschaftliche Unsicherheit und der Handelsstreit der USA belasten SAP weiter: Im dritten Quartal blieb der deutsche Softwarehersteller im Cloudgeschäft leicht unter den Erwartungen der Analysten, ebenso beim Gesamtumsatz. Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse sank der Aktienkurs im nachbörslichen Handel zunächst um bis zu drei Prozent, erholte sich dann aber weitgehend.

Im Geschäft mit Clouddiensten, die seit 2020 im Mittelpunkt der Strategie stehen, verbuchte SAP 5,29 Milliarden Euro, ein Plus von 22 Prozent. Der Auftragseingang für die nächsten zwölf Monate, den die Kennzahl Current Cloud Backlog abbildet, erreichte 18,84 Milliarden Euro. Den Umsatz steigerte der Konzern um sieben Prozent auf 9,08 Milliarden Euro.

SAP profitiert seit Jahren davon, dass viele Geschäftskunden die aktuelle Produktgeneration zur Steuerung von Geschäftsprozessen (ERP) einführen, zumeist cloudbasiert. Der Softwarehersteller sei der größte Profiteur von einem Upgrade-Zyklus bei ERP-Systemen, urteilt die Investmentbank Morgan Stanley: Es gebe praktisch keine Alternativen. Im dritten Quartal unterschrieben etwa Alphabet, Ericsson und ABB.

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Allerdings sind die Kunden in einigen Segmenten derzeit zurückhaltend. Das gilt etwa für den öffentlichen Sektor in den USA, wo nach der Machtübernahme von Präsident Donald Trump zunächst große Unsicherheit herrschte – wodurch sich Vertragsabschlüsse verzögerten. Auch die Buchung von Geschäftsreisen, die SAP mit der Plattform Concur abwickelt, ist beeinträchtigt.

SAP präzisierte daher den Ausblick fürs laufende Jahr: Der Cloudumsatz soll lediglich das untere Ende der prognostizierten Spanne erreichen, die der Softwarehersteller währungsbereinigt zwischen 21,6 und 21,9 Milliarden Euro taxiert – das entspräche einem Plus von 26 Prozent.

Aussicht auf höheren Cashflow

Das Top-Management bemühte sich jedoch um einen optimistischen Ausblick. SAP habe trotz eines unsicheren makroökonomischen Umfelds die Dynamik beibehalten, erklärte Finanzvorstand Dominik Asam. Und Vorstandschef Christian Klein betonte, dass das langfristige Wachstumspotenzial weiter gut sei: Die Pipeline fürs Jahresende sei gut gefüllt – es gibt also gute Geschäftsaussichten. Das vierte Quartal ist in der Softwarebranche das mit Abstand wichtigste.

Es ist eine wichtige Botschaft an den Kapitalmarkt: SAP hat den Aktionären versprochen, dass der Umsatz bis 2027 wieder stärker wachsen soll.

Was bei den Aktionären ebenfalls auf Wohlwollen stoßen dürfte: SAP arbeitet weiter an der Profitabilität. Finanzchef Asam hob einmal mehr die „finanzielle Disziplin“ hervor, die der Softwarehersteller in seinem Geschäft walten lasse.

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Das Resultat: Der bereinigte Gewinn (Ebit) stieg um 14 Prozent auf 2,57 Milliarden Euro, der freie Cashflow um fünf Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Der Wert zeigt, wie viel Geld ein Unternehmen frei nutzen kann, ob für Dividenden, Aktienrückkäufe, Schuldentilgung oder Akquisitionen. Beim Softwarehersteller eine zentrale Steuerungsgröße.

Die Bemühungen sollen sich auch im Jahresergebnis bemerkbar machen. SAP stellte den Aktionären und Analysten in Aussicht, dass der bereinigte Gewinn im laufenden Jahr das obere Ende der Erwartungen erreicht und der freie Cashflow die bisherige Schätzung sogar übertrifft.

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Eine finanzielle Belastung ist dagegen die Stellenstreichung, die das Management im Juli angekündigt hatte. Ein bis zwei Prozent der Stellen stehen nun jährlich zur Disposition – laut Asam in Bereichen, die an Relevanz verlieren, etwa bei der Entwicklung von Lizenzsoftware. Fürs laufende Jahr seien Restrukturierungskosten in Höhe von insgesamt 200 Millionen Euro zu erwarten, kündigte Finanzchef Asam an.

SAP agiert derzeit in einem schwierigen Börsenumfeld. Während die Aktionäre und Analysten zu Jahresbeginn mit Euphorie auf den wertvollsten Dax-Konzern geblickt haben, herrscht inzwischen Vorsicht. Zum einen belastet die unsichere Wirtschaftslage das Geschäft. Zum anderen verbreitet sich am Kapitalmarkt die Befürchtung, dass künstliche Intelligenz langfristig das Geschäftsmodell von Softwareanbietern erodieren lassen könnte – etwa durch Agenten, die Aufgaben autonom erledigen.

Diese Veränderung lässt sich am Kurs von SAP ablesen. Die Aktie des wertvollsten Dax-Konzerns stieg im Februar auf ein Allzeithoch von 280 Euro, verlor seither jedoch rund 15,5 Prozent an Wert. Am Mittwoch ging das Papier mit knapp 237 Euro aus dem Handel. Die überwiegende Anzahl der Finanzanalysten bleibt jedoch optimistisch für den Softwarehersteller, das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 262 Euro.

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