Mettmann. Das Haus hütet einen wichtigen Teil der Menschheitsgeschichte. Und hat die Zukunft eingebaut: Das Neanderthal Museum zieht Strom aus seiner Fassade. Dafür gab es jetzt eine Anerkennung.
Das Neanderthal Museum ist für sein Engagement im Bereich der erneuerbaren Energien mit dem Deutschen Solarpreis 2025 ausgezeichnet worden. In der Kategorie „Solare Architektur und Stadtentwicklung” würdigte Eurosolar die Umsetzung die Anfang des Jahres in Betrieb gegangene Photovoltaik-Fassade, die Denkmalschutz und Zukunftstechnologie, Nachhaltigkeit und Kultur miteinander vereine. Der Preis wurde im Rahmen einer Feierstunde im Beisein der nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerin Mona Neubaur übergeben.
Drinnen zeigt das Neanderthal Museum Menschheitsgeschichte. Draußen ist das Museum elektrisiert. Die neue, komplett renovierte Fassade erzeugt Strom aus Sonnenlicht. 30.000 Kilowattstunden pro Jahr sollen es sein – das entspreche einem Drittel des Stromverbrauchs des beliebten Hauses, heißt es. In monatelanger Arbeit sind 695 Glaselemente der grün schimmernden Fassade ausgetauscht worden, 248 von ihnen tragen eine Photovoltaik-Schicht in sich. Damit sind keine hässlich schwarzen Solarpaneele – sondern beinahe unsichtbare Sonnenfänger. Nur dem Architekten des ikonischen Museumsbaus, Professor Günter Zamp Kelp, konnte man bei der Einweihung nichts vormachen: „Die Fassade ist jetzt ein wenig dunkler als vorher“, sagte er all denen, die zur Einweihung des leuchtenden Vorbilds gekommen waren.
Und da waren tatsächlich einige. Denn die neue Hülle mit dem nachhaltigen Zweitnutzen hat 3,8 Millionen Euro gekostet. Bund, Land, Kreis, die NRW-Stiftung und das Portemonnaie des Museums wurden dafür geplündert. Im günstigsten Fall kann sich die Investition nach knapp 19 Jahren rentiert haben. Staatssekretär Daniel Sieveke aus dem NRW-Heimatministerium brachte die Mittelsammlung so auf den Punkt: „Ob Bund, Land oder Kreis – letztlich stehen immer Steuergelder dahinter.“
Die mussten ausgegeben werden. Die ursprüngliche Fassade aus matt-grün schimmerndem, zu einem schwungvollen Bogen angeordneten Industrieglas sah zwar schön und einzigartig aus, doch vor und hinter den Scheiben entwickelte sich laut Zamp Kelp eine ziemlich unerwünschte Mikro-Fauna und -Flora. Und weil sich am kühlen Glas Kondenswasser niederschlug und mit den Jahren auch Feuchtigkeit von oben kam, erhielt das Sprießen und Krabbeln stets neue Nahrung.
Im Rahmen einer umfassenden Sanierung wurde die Glasfassade des 1996 eröffneten Museums an Teilen der Süd-, Ost- und Westseite mit bauteilintegrierten Photovoltaikmodulen ausgestattet – unter Wahrung der ursprünglichen Optik und Geometrie des Gebäudes. Insgesamt enthalten 248 der 735 Glasfassadenelemente Solarzellen, die jährlich rund 30.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Damit kann etwa ein Drittel des gesamten Strombedarfs des Museums gedeckt werden.
Damit ist es jetzt vorbei, wie Museumschefin Bärbel Auffermann erfreut feststellte. Bis zum Schluss hatte sie gemeinsam mit ihrem bauleitenden Architekt Tino Sonntag beraten und noch einige Glaspaneele austauschen lassen, die als zu dunkel empfunden wurden. Aber nun passt alles. Besonders bemerkenswert sei das dynamische Spiel aus Licht und Schatten, das durch das neue Glas erzeugt werde, heißt es in der Mitteilung zum Projektabschluss. Je nach Umgebungslicht entstehe eine lebendige Optik, die der Fassade eine beeindruckende Tiefe und moderne Eleganz verleihe. In einigen, wenigen Tagen soll die Solaranlage auf der Südseite des Museums auch die notwendige Abnahme erhalten. Dann kann die Stromerzeugung im Tal starten.
(dne hup)
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