Verkehr Achim
Stadt Achim sperrt Parkweg für Durchfahrt zur Verkehrssicherheit
Die neue Einbahnstraßenregelung im Parkweg soll die Spielstraße vor Ausweichverkehr und erhöhter Verkehrsbelastung schützen.
Achim – Nun wird es ernst: Wie bereits angekündigt, wird die Stadt Achim in Sachen Ausweichverkehr aktiv. Dort, wo noch vor kurzem diverse Verkehrsteilnehmer sich durch die Straßen von Achim geschlichen hatten, gelten jetzt neue Regeln. Im Parkweg und an der Rilkestraße stehen die ersten Schilder, die den Verkehrsteilnehmern mitteilen, dass sie hier jetzt nicht mehr durchkommen. „Wir sperren hier die Durchfahrtmöglichkeit, weil wir aufgrund der Baustelle auf der A1 Weserbrücke sehr starke Ausweichverkehre haben. Wenn dort irgendetwas ist oder die Umleitungsstrecken in Bremen behindert sind, drängen die Verkehre hier in den Parkweg rein.“ Stefan Schuster, Verkehrsplaner der Stadt Achim erläutert die Maßnahme.
Der Parkweg sei eine sogenannte Spielstraße, ein verkehrsberuhigter Bereich. „Wir haben hier einen Spielplatz, und deswegen möchten wir die Durchfahrt unterbinden, damit wir die Verkehrssicherheit wiederherstellen.“ Wenn auf der Autobahn viel los sei, merke man das sofort, die Verkehrsteilnehmer würden dann auf die Ueser Brücke ausweichen. Und sobald die Strecke voll sei, würden die Navigationsgeräte den Verkehr durch den Parkweg leiten. Die Folgen: Drei bis vier Autos pro Minute fahren durch die Spielstraße.
Sanierung der Weserbrücke
Die Sanierungsarbeiten auf der Weserbrücke wirken sich auf die Verkehrssituation in Achim aus. Bis Anfang 2028 wird das Unternehmen Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau (Deges) mit Sitz in Berlin die Brücke unter laufendem Verkehr instand setzen und ertüchtigen. Im Falle eines Verzichts stünde nach Angaben der Deges aus Sicherheitsgründen kurzfristig eine zumindest teilweise Sperrung – zunächst für den Schwerverkehr – an. Die Brücke stammt aus dem Jahr 1963, ist 540 Meter lang und wurde 1977 von zwei auf drei Fahrstreifen je Fahrtrichtung und mit Standstreifen erweitert. Die A 1 ist für den Wirtschafts- wie den touristischen Verkehr die wichtigste Verbindung zwischen West- und Norddeutschland.
„Das klingt erstmal nicht so, ist aber für so einen verkehrsberuhigten Bereich wie eine Spielstraße sehr viel“, so Schuster weiter. Auch würden manche Autofahrer mit hohen Geschwindigkeiten fahren. Das beißt sich mit der Idee einer Spielstraße. Denn auf einer solchen dürfen sich Fußgänger auch auf der Straße aufhalten, da spazieren gehen, ober eben spielen. Wenn auf dieser Straße aber mit einer hohen Geschwindigkeit durchgefahren wird, dann ist das eine Verkehrsgefährdung. „Da müssen wir als untere Verkehrsbehörde auch einschreiten“.

Mit dem Verkehrszeichen wird die Durchfahrt verboten. Katrin Grope, Anwohnerin, kennt die Situation: „Hier herrscht reger Verkehr, ein Auto nach dem anderen fährt hier vorbei.“ Die Anwohner hätten auch Probleme, aus der Garage herauszukommen. „Das hier ist eigentlich eine Spielstraße, aber an die Schrittgeschwindigkeit hält sich niemand, ein Blitzer würde hier gutes Geld machen.“ Auch sie weiß, dass es sich um eine Spielstraße handelt, „und das bedeutet Schrittgeschwindigkeit, aber 30 bis 50 Kilometer pro Stunde wird trotzdem gefahren.“ Die Verkehrsregeln scheinen nach ihrem Eindruck niemanden zu interessieren. Durch die Einbahnstraßen werde sich die Situation vielleicht entspannen. Auf der anderen Seite käme man dann schwerer in die Stadt.
Auch Wilfried Hirschmann ist Anwohner: „Die Autofahrer, die genervt von der Autobahn runterkommen, versuchen einen schnellen Weg zu finden, um dann vielleicht einen Kilometer einzusparen.“ Sie hätten Druck auf dem Gaspedal und würden keine Schrittgeschwindigkeit fahren. Hirschmann verweist auf den Spielplatz, dort könne auch mal ein Kind unerwartet über die Straße laufen. „Und von daher halte ich es schon für richtig, dass hier so etwas gemacht wird.“ Die Straße sei nicht nur eine Spielstraße, in der man nur Schrittgeschwindigkeit fahren dürfe, sondern auch eine Anliegerstraße. Und die habe auch einen wesentlich leichteren Aufbau.
Wenn statt 100 Fahrzeugen am Tag 1 000 durchfahren würden, werde die Straße wesentlich mehr belastet und dementsprechend auch schneller kaputtgehen. „Und das geht dann auch wiederum zu Lasten von allen Anwohnern, die dann irgendwann die Straße reparieren lassen müssen“, so Hirschmann. Er findet die Maßnahmen der Stadt daher gut und richtig. Denn wenn die Arbeiten am Bremer Kreuz beziehungsweise an der Weserbrücke erst richtig losgehen würden, dann werde die Situation in Achim wahrscheinlich noch extremer werden. Vor allem zu Feierabendzeiten merke man das deutlich. Gisela Reinhardt, ebenfalls Anwohnerin, vermutet, dass die Autofahrer die Ampel umgehen wollen, weil sie im Stau stehen. Sie ärgere das nicht so sehr, sie habe Verständnis, aber sie finde es gut, wenn das beendet werde. Dass auch sie in der Folge Umwege bei ihren alltäglichen Wegen habe, werde sie eben in Kauf nehmen.
Durch die Sperrung, die jetzt von Schuster und seinen Mitarbeitern umgesetzt wurde, werden die Autofahrer nicht nur an der Durchfahrt gehindert. Gleichzeitig wird die Einschränkung entsprechend in die Navigationsgeräte aufgenommen. In der Folge werden alle, die im Stau stehen, nicht mehr irrtümlich in die Wohngebiete geleitet. „Wenn die Hauptverkehrsstraßen dicht sind, werden die Nebenstraßen genutzt. Und wenn die dann auch dicht sind, werden eben halt auch Spielstraßen genutzt.“

Schuster weiß genau, dass Ortskundige auch Schleichwege kennen. Dennoch sind die Sperrungen aktuell die beste Möglichkeit, um den Verkehr zu lenken.
