Am Wochenende verpassen wir unserem Zeitgefühl wieder einmal ein Schleudertrauma. Die Sommerzeit endet und in der Nacht von Samstag auf Sonntag, 26. Oktober 2025, wird die Uhr deshalb um 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurückgestellt. Bis sich unser Körper an die neue Zeit gewöhnt, dauert es dann erst mal eine Weile. Und während wir verwirrt und müde – obwohl uns eine Stunde “geschenkt” wird – durch den Alltag wanken, fragen wir uns doch immer: Warum machen wir den Mist eigentlich noch? Forscherinnen und Forscher empfehlen inzwischen sogar eindeutig: Anstatt zweimal im Jahr die Uhren umzustellen, sollte dauerhaft die sogenannte “Normalzeit” (entspricht der Winterzeit) gelten. Dieser Schluss lässt sich aus neuen Modellrechnungen ziehen, die nun veröffentlicht wurden.
Zeitumstellung abschaffen? Das fanden Forschende heraus
Der Kronobiologe Till Roenneberg von der Ludwig‑Maximilians‑Universität München hat bereits länger darauf hingewiesen, dass das eigentliche Problem nicht nur die Zeitumstellung sei, sondern dass Menschen “in der falschen Zeitzone” leben. Neu ist nun eine Studie aus den USA von den Forschenden Lara Weed und Jamie M. Zeitzer, die mithilfe von Computermodellen untersucht haben, wie verschiedene Zeit‐Politiken (dauerhafte Normalzeit vs. dauerhafte Sommerzeit vs. Wechselregelung) auf Gesundheitsrisiken wirken. Zwei der wichtigsten Ergebnisse:
- Bei dauerhafter Normalzeit würde das Risiko für Übergewicht in der Gesamtbevölkerung um etwa 0,7 Prozent sinken.
- Das Schlaganfallrisiko würde laut Modell um etwa 0,1 Prozent geringer sein.
Auch wenn diese Prozentsätze klein wirken, da sie auf die gesamte Bevölkerung bezogen sind, könnten sie in absoluten Zahlen doch mehrere Tausend Fälle betreffen. Zum Beispiel: In Deutschland lebten im Jahr 2022 etwa 1,2 Millionen Menschen mit den Folgen eines Schlaganfalls. Laut Modell wären davon einige hundert Fälle vermeidbar gewesen.
Deshalb ist Normalzeit bzw. Winterzeit besser als Sommerzeit
Unsere innere Uhr richtet sich nach dem natürlichen Lauf der Sonne, die in der Normalzeit bzw. Winterzeit um die Mittagszeit ihren höchsten Punkt erreicht. Dieses Zusammenspiel zwischen Sonnenstand und Tagesrhythmus ist entscheidend für unser Wohlbefinden. Bei einer dauerhaften Sommerzeit oder dem halbjährlichen Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit leben viele Menschen über längere Zeiträume hinweg “gegen” ihre innere Uhr. Das bedeutet: Sie müssen morgens früher aufstehen, obwohl es noch dunkel ist, bekommen dadurch weniger Schlaf und geraten in eine Art sozialen Jetlag – der Körper folgt seinem eigenen biologischen Rhythmus, während der Alltag andere Zeiten vorgibt.
Forschende haben zudem festgestellt, dass Menschen, die geografisch weiter östlich innerhalb einer Zeitzone leben, im Durchschnitt gesünder sind. Dort geht die Sonne früher auf, und der natürliche Tagesrhythmus passt besser zum gesellschaftlichen Zeitplan – Sonnenaufgang und Aufstehzeit liegen also näher beieinander. Wie wichtig diese Harmonie zwischen innerer Uhr und Sonnenrhythmus ist, zeigt das Beispiel Russland: Dort wurde 2014 dauerhaft auf Sommerzeit umgestellt. Nach wenigen Jahren jedoch häuften sich Berichte über Schlafstörungen, Erschöpfung und psychische Probleme. Die gesundheitlichen Belastungen waren so deutlich, dass das Land schließlich wieder zur Normalzeit zurückkehrte.
Was heißt das für Deutschland und die EU?
Für Deutschland und andere EU-Staaten heißt das konkret: Anstatt sich auf eine dauerhafte Sommerzeit zu einigen, wäre eine dauerhafte Normalzeit aus gesundheitlicher Sicht vorzuziehen. Die bisherigen Studien (und nun auch Modellrechnungen) sprechen gegen eine dauerhafte Sommerzeit oder gegen den Status Quo mit Wechsel.
