Steigende Belastung für Studis in Saarbrücken – wenn Wohnraum zum Problem wird

Der finanzielle Druck auf Studentinnen und Studenten in der Landeshauptstadt ist hoch. Ein Blick auf die gängigen Internetseiten, auf denen WG-Zimmer angeboten werden, zeigt: Kurz nach Semesterbeginn gibt es eine erhebliche Mietpreisspanne in Saarbrücken. Die Mieten reichen von 250 Euro für ein 23 Quadratmeter großes WG-Zimmer in Alt-Saarbrücken bis zu 880 Euro für ein Zimmer mit 16 Quadratmeter in Dudweiler. „Der freie Wohnungsmarkt bleibt angespannt“, sagt das Studierendenwerk der Universität des Saarlandes auf SZ-Anfrage. Selbst neue Wohnheime auf dem Campus „bringen bislang keine Entspannung“. Aya Alabbasi, Referentin der AStA-Studienfinanzierung, sagt, es sei schwierig, überhaupt an Wohnungen auf dem Campus zu kommen. Wer das nicht schafft, müsste sich auf dem freien Markt umschauen, was schwierig sei, weil „wir nicht allzu viel Angebot haben und die Angebote, die da sind, sind viel zu teuer.”

Abhängigkeit vom Elternhaus bleibt bestehen

Wie stark der Studienerfolg in Deutschland weiterhin vom Elternhaus abhängig sei, zeigt die 22. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Demnach verfügen Studenten aus Akademikerhaushalten im Schnitt über mehr Vermögen und somit häufiger über eine sichere Wohnungssituation. Dagegen seien Kinder aus nicht-akademischen Haushalten eher auf Nebeneinkünfte oder BAföG angewiesen, was auch Einfluss auf die Wohnsituation nehmen kann.

„Für kleine Wohnungen bewegen sich die mittleren Angebotsmieten (Median) zwischen 300 und 400 Euro. Für WG-Zimmer liegt der Median zwischen 350 und unter 500 Euro. Damit liegt Saarbrücken im bundesweiten Vergleich im unteren Drittel“, sagen Innen- und Wissenschaftsministerium in einem gemeinsamen Statement auf Anfrage unserer Zeitung. Sie stützen sich auf Analysen des MLP-Studentenwohnreport 2025 und des Moses-Mendelssohn-Instituts (MMI), laut denen die deutschlandweiten Durchschnittsmieten für Erstsemester bei 489 bis 505 Euro liegen.

Im „unteren Drittel“ zu sein, sei jedoch laut MLP-Report kein Grund zum Feiern, denn im Bundesschnitt steigen die Mietpreise für Studentinnen und Studenten jährlich um rund vier bis sechs Prozent. Überdurchschnittlich steigen sie sogar in Saarbrücken mit 7,7 Prozent. Das „untere Drittel“, in dem Saarbrücken laut Statistik liegt, ändere somit nichts an den Wohnrealität und den damit verbundenen finanziellen Herausforderungen vieler Studenten.

Studenten haben Angst vor BAföG

Die Ministerien weisen darauf hin, dass BAföG die „wichtigste individuelle Unterstützungsleistung“ sei. Im aktuellen BAföG-Höchstsatz von 959 Euro (inklusive Kranken- und Pflegeversicherung) sind 380 Euro zum Wohnen gedacht. Damit liegt die Pauschale mindestens 100 Euro unter dem vom MMI errechneten Mietenschnitt. Die meisten Studenten erhalten keinen Höchstsatz, denn dazu „spielen halt viele Nebenfaktoren mit einer Rolle“, sagt Alabbasi. Jegliche Finanzen innerhalb der Familie würden den BAföG-Satz beeinflussen. „Macht der Bruder oder die Schwester etwas über die Minijobgrenze hinaus, dann wird das auch angerechnet”, sagt sie und fügt hinzu, dass einige Studenten sich aus Angst vor Kürzungen nicht trauen würden, zu arbeiten.

Jahr für Jahr würden weniger Anträge beim BAföG-Amt eingereicht. Alabbasi begründet das mit der Angst vor bürokratischen Schwierigkeiten: „Es saßen viele vor mir, die das nicht beantragen wollten.“ Jährlich alles aufs Neue offenlegen zu müssen und am Ende bis zu 10 000 Euro Schulden zu haben, würde die Studenten nicht entlasten.

Wohnheime: günstig, aber knapp

Viele hoffen deshalb auf die verhältnismäßig günstigeren Wohnheimplätze in Saarbrücken. Laut Zahlen des Studierendenwerks liegt deren Preisspanne zwischen 306 und 441 Euro pro Zimmer. Eine weitere Alternative wären kleine Zimmer in einer 2er-WG für 252 Euro. „Im Gesamtdurchschnitt liegt unsere Pauschalmiete aktuell bei rund 349 Euro“, so Stephanie Arent vom Studierendenwerk.

Doch hier gäbe es ein Platzproblem: Aktuell stünden in Saarbrücken und Homburg zusammen 1030 Plätze zur Verfügung. Auf der Warteliste seien jedoch über 1000 weitere Studentinnen und Studenten. „Wir könnten die Plätze somit noch einmal komplett besetzen“, sagt Arent. Alabbasi betont, dass vor allem Erstsemester und zugezogene Studenten unter dem Platzmangel leiden.

Neue Bauprojekte – aber lange Wartezeit

„Aus Sicht des Wissenschaftsressorts bleibt die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum für Studierende im Saarland eine Herausforderung“, teilen die Ministerien mit und weisen zusätzlich darauf hin, das Problem im Auge zu haben. Seit 2023 unterstütze der Bund die Länder mit dem Sonderprogramm „Junges Wohnen“, um mehr Wohnheimplätze zu schaffen. Auch das Saarland hat sich bereits 2021 im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung auf zusätzlichen Wohnraum für Studenten verpflichtet. Nach der letzten Bearbeitung des Programms 2024 seien unter anderem Fördersätzte angehoben und Bürokratie abgebaut worden. Ein Wohnberechtigungsschein zum Wohnungsbezug ist nun nicht mehr nötig – eine gültige Immatrikulationsbescheinigung genügt, so die Ministerien.

Im Rahmen der Initiative „Campus 1000“ sollen mehr als 1000 neue Wohnheimplätze entstehen. Derzeit werden auf dem Campus 234 neue Wohnheimplätze (218 Einzelapartments und 8 Doppelapartments) gebaut. „Die Fertigstellung und der Einzug der Studierenden sind bereits für Anfang 2026 vorgesehen.“ Ein Bauantrag für weitere 306 Apartments sei bereits eingereicht. Die Plätze sollen bis Anfang 2029 fertiggestellt sein. Damit wären nach insgesamt vier Jahren rund 550 von 1000 Wohnheimplätzen bezugsfertig.

Im Einzelfall können Härtefallfonds beantragt werden

Die beiden zuständigen Ministerien räumen ein, dass noch viel Luft nach oben sei. In Anbetracht der akuten Situation scheinen die Bemühungen allerdings schleppend. Das Studierendenwerk betont in diesem Kontext: „Die Schaffung zusätzlichen Wohnraums, insbesondere im Bereich ‚Studentisches Wohnen‘, ist notwendig. Es ist klar: Wenn Not herrscht, ist Geduld schwierig. Aber in der Geduld müssen wir uns momentan üben.“ Bereits auf dem Campus lebende und in Notlage geratene Studentinnen und Studenten könnten einen zusätzlichen Härtefallfonds beantragen. Dadurch kann, beispielsweise im Falle eines Jobverlustes, die Miete entlastet werden, so Arent.

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