Steuer-Bonus für Rentner: Forscher prophezeit massive Stunden-Aufstockung

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Steuer-Bonus für Rentner: Forscher prophezeit massive Stunden-Aufstockung

Am 1. Januar 2026 kommt die Aktivrente. Ein Arbeitswissenschaftler glaubt an den Nutzen des Konzepts für Betriebe. Für sie hält er einige Tipps bereit.

Berlin – Union und SPD haben sich am 15. Oktober auf die Aktivrente geeinigt – und damit auf eine wichtige Komponente des neuen, umfassenden Rentenpakets. Am 1. Januar 2026 wird die Aktivrente in Kraft treten, von dort an soll sie mehr und mehr Rentner zum Weiterarbeiten im Ruhestand motivieren. Anreiz dafür sollen bis zu 2000 Euro sein, die sozialversicherungspflichtig beschäftigte Rentner durch die neue Regelung monatlich steuerfrei hinzuverdienen können. Auch wenn die Aktivrente auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigung beschränkt ist, was zuletzt für Unmut einiger sorgte, sieht ein Rentenexperte und Forscher im Feld diverse Vorteile des neuen Rentenkonzepts für Staat und Gesellschaft.

Arbeitswissenschaftler glaubt an den Erfolg der Aktivrente

Hans Martin Hasselhorn lehrt an der Bergischen Universität Wuppertal am Lehrstuhl für Arbeitswissenschaft, wo er sich verstärkt auch Rententhemen widmet. Seit einigen Jahren forscht der Arbeitswissenschaftler auch zur Frage, wie gewillt deutsche Ruheständler sind, im Rentenalter weiterzuarbeiten. Mit Fragen zur Wirksamkeit der neuen Aktivrente ist man bei Hasselhorn also an der richtigen Stelle. Gegenüber der Wirtschaftswoche erklärte der Arbeitswissenschaftler nun, welche Effizienz er sich von der Aktivrente verspricht und wie Unternehmen es schaffen können, zum Weiterarbeiten motivierte Arbeitnehmer auch nach Erreichen des Rentenalters weiter an sich zu binden.

Grundsätzlich verspricht sich Hasselhorn, dass die Aktivrente mehr Menschen dazu bringen wird, auch im Ruhestand weiter einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachzugehen. „Vor allem aber gehe ich davon aus, dass die Zahl der Wochenstunden, die Rentner arbeiten, steigen wird“, sagte der Arbeitswissenschaftler der Wirtschaftswoche. Bisher, so Hasselhorn, arbeite der Großteil der im Ruhestand berufstätigen Rentner im Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung mit maximal 12 Wochenstunden. „Wenn 2000 Euro steuerfrei gestellt werden, wird das so mancher ausreizen wollen – und stockt seine Stunden auf“, so die Prognose des Arbeitswissenschaftlers.

Forscher hält Aktivrente für wirksames Mittel, Rentner zum Weiterarbeiten zu motivieren

Mit Blick auf die Angehörigen der Babyboomer-Generation, die in den kommenden Jahren die Renten-Regelaltersgrenze erreichen, umreißt Hasselhorn die Ausgangssituation gegenüber der Wirtschaftswoche wie folgt: „Etwa die Hälfte der Babyboomer kann es sich leisten, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.“ Die meisten täten dies auch. Von den frühzeitigen Ruheständlern ist knapp „ein Drittel parallel zur Rente in geringem Umfang erwerbstätig“ oder wünscht sich dies, so Hasselhorn weiter. 

Rund 40 Prozent von ihnen, so der Arbeitswissenschaftler, wollen eigentlich nicht mehr arbeiten, wären aber unter Umständen dazu bereit. „Bei all diesen rechne ich mit einer höheren Bereitschaft, erwerbstätig zu sein, sobald sie das Renteneintrittsalter erreicht haben – und gegebenenfalls auch mit einer Aufstockung der Wochenstunden“, prognostiziert der Arbeitswissenschaftler der Universität Wuppertal weiter.

Arbeitswissenschaftler Hasselhorn rät Betrieben, frühstmöglichen Kontakt zu älteren Beschäftigten zu suchen

Den Betrieben empfiehlt Hasselhorn, den Kontakt zu Menschen, die die Renten-Regelaltersgrenze in absehbarer Zeit erreichen, gezielt herzustellen und zu halten. Ansetzen können Unternehmen dem Forscher und Hochschullehrer zufolge in Aspekten wie dem sozialen Miteinander oder der Freude an der Arbeit an sich, denn das seien laut Hasselhorn hauptsächliche Gründe, warum sich Menschen in der Frühphase der Rente zum Weiterarbeiten entscheiden. Auch rät der Wissenschaftler Unternehmen, sich bereits früh mit Beschäftigten darüber auszutauschen, ob sie eine Aktivrente in Anspruch nehmen und auch im Ruhestand weiter arbeiten wollen. 

Der Arbeitswissenschaftler rät Unternehmen deshalb, den Kontakt zu älteren Beschäftigten aktiv zu suchen und mit Mitarbeitern ab 55 Jahren regelmäßig Gespräche über die berufliche Zukunft zu führen. Denn eine Studie der Universität Wuppertal habe gezeigt, dass lediglich ein Viertel der Rentner im Frühruhestand kategorisch ausschloss, auch im Rentenalter weiterzuarbeiten. 

Wie aber können Betriebe Kontakt zu denjenigen Arbeitnehmern herstellen, die sich bereits im Ruhestand befinden, aber durch die Aktivrente nun ein verlockendes Arbeitsangebot erhalten könnten? Ein Ansatzpunkt, so Hasselhorn, sind „Internetportale, die arbeitswillige Rentner und suchende Unternehmen zusammenbringen“. Daneben seien auch Online-Nachbarschaftsportale oder regionale Aushänge oder Plakate empfehlenswert. (Quellen: Wirtschaftswoche, Universität Wuppertal) (fh)

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