Studie zeigt dramatische Entwicklung auf: Meeresspiegel steigt so schnell wie seit 4.000 Jahren nicht mehr

Vielerorts „doppelte Bedrohung“

Studie zeigt dramatische Entwicklung auf: Meeresspiegel steigt so schnell wie seit 4.000 Jahren nicht mehr

Eine neue Studie belegt die dramatische Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs seit 1900. Küstenstädte weltweit sind bedroht.

Frankfurt – Der Klimawandel beschleunigt den Anstieg des Meeresspiegels auf ein gefährliches Tempo: Eine neue Untersuchung dokumentierte jetzt die besorgniserregende Beschleunigung, die in der jüngeren Erdgeschichte beispiellos ist. Auch die globale Erwärmung beschleunigt sich immer mehr.

Forschende um Yucheng Lin von der Rutgers University haben für die im renommierten Fachjournal Nature veröffentlichte Studie umfassende Untersuchungen von Küstenregionen in Südostchina durchgeführt. Das Ergebnis: Der globale Meeresspiegel steigt seit 1900 mit durchschnittlich 1,51 Millimetern pro Jahr.

Nach 4000 Jahren Stabilität steigt der Meeresspiegel aktuell so schnell wie noch nie

Tausende Daten aus verschiedenen Quellen flossen in die Analyse ein, darunter uralte Korallenriffe und Mangroven als natürliche Archive vergangener Meeresspiegelhöhen. Diese geologischen Zeitzeugen ermöglichen eine Rekonstruktion über Jahrtausende hinweg und setzen aktuelle Veränderungen in historischen Kontext.

„Es ist mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die globale Meeresspiegelanstiegsrate seit 1900 jedes Jahrhundert der letzten vier Jahrtausende übertroffen hat“, heißt es in der Studie. Von etwa 4200 v. Chr. bis Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte bemerkenswerte Stabilität. Diese 4.000-jährige Periode der Ausgeglichenheit wurde durch menschliche Einflüsse beendet.

Die Stabilität endete im 19. Jahrhundert zur Zeit der Industriellen Revolution. Lag die Anstiegsrate zu Beginn des Jahrhunderts noch bei 0,10 Millimetern pro Jahr, stieg sie in der zweiten Jahrhunderthälfte auf 0,76 Millimeter pro Jahr an. Verantwortlich für diese Entwicklung sind zwei zentrale Mechanismen: die thermische Ausdehnung des sich erwärmenden Meerwassers und das beschleunigte Abschmelzen von Gletschern sowie Eisschilden in Grönland und der Antarktis.

Steigender Meeresspiegel und sinkende Landmassen: Viele Küstenorte stehen vor „doppelter Bedrohung“

Besonders besorgniserregend sind die Zahlen im Hinblick auf eine „doppelte Bedrohung“ vieler Küstenregionen. Nicht nur steigt der Meeresspiegel, auch der Boden küstennaher Gebiete senkt sich durch menschliche Einflüsse immer weiter ab. „Durch menschliches Eingreifen, vor allem durch Grundwasserentnahme, kommt es zu einer noch schnelleren Bodenabsenkung“, erklärt Yucheng Lin, Hauptautor der Studie, in einer Pressemeldung der Rutgers University.

In Teilen Shanghais beispielsweise sank der Boden im letzten Jahrhundert aufgrund übermäßiger Grundwassernutzung um mehr als einen Meter ab. Das ist um ein Vielfaches schneller als die derzeitige globale Meeresspiegelanstiegsrate. „Obwohl sich die Forscher auf China konzentrierten, lassen sich die Erkenntnisse aus der Studie weltweit anwenden“, so Lin weiter.

Küstenstädte auf der ganzen Welt – von Miami über Amsterdam bis Kapstadt – stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Die Kombination aus beschleunigtem Meeresspiegelanstieg und lokaler Landabsenkung stellt eine große Bedrohung für alle dicht besiedelte Küstengebiete dar. Auch deutsche Küstenorte sind betroffen. Expertinnen und Experten rechnen bis 2100 mit einem Anstieg des Meeresspiegels zwischen 0,2 und 0,8 Metern. (Quellen: Fachjournal Nature, Pressemeldung der Rutgers University) (sp)

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