Nach seinem letzten Schritt beim Last Soul Ultra wurde Mauritz Ehmann von seinem Team in den Camper und ins Bett gehievt. Die Beine verkrampft, der Körper fiebrig, das Immunsystem angegriffen. Zehn Tage später zeigt seine Fitnessuhr immer noch schlechte Gesundheitsdaten an.
Dass er einmal fast fünf Marathons am Stück laufen wird, konnte sich der 28-Jährige lange nicht vorstellen. Doch genau dafür ist der Stuttgarter nach Bornheim in Nordrhein-Westfalen gefahren um Anfang Oktober das erste Mal beim Last Soul Ultra mitzulaufen.
Die Liebe zum Laufen musste Mauritz allerdings erst für sich entdecken. Herzschmerz war für ihn der Anstoß sein Leben verändern zu wollen. Mit dem Spaß am Sport entwickelte der Stuttgarter vor allem eine Leidenschaft für das Krafttraining. Laufen? Das habe er früher gehasst.
Erst auf einer Reise in die USA im Jahr 2024 änderte sich das. Um die Umgebung zu erkunden, joggte er durch Parks und Straßen – und blieb schließlich dabei. Ein Jahr später wurde aus lockeren Joggingrunden durch die Gegend ein Backyard Ultra und ein eigener Running Club in Stuttgart.
31 Runden gegen die Erschöpfung
Vom Last Soul Ultra erfuhr Mauritz im gemeinsamen Urlaub mit seiner Partnerin Joy in Italien. Begeistert und bereit für die Teilnahme tauschten die beiden drei Wochen Strand und Erholung gegen zweieinhalb Wochen Trainingslager und intensive Vorbereitung auf den Wettkampf.
Dazu gehörten neben den sportlichen Vorbereitungen auch die Planung des Laufs. Alles wurde durchdacht: Schuhwechsel, Essensplan, Pausen, Schlafzeiten. Um den Ablauf zu organisieren, erstellten sie eine Excel-Liste.
Der Last Soul Ultra ist einer von vielen Backyard Ultras, veranstaltet vom Fußball-Weltmeister André Schürrle und Running Influencer Kim Gottwald. Bei diesem Format starten alle Teilnehmenden gleichzeitig und müssen jede Stunde eine Strecke von 6,7 Kilometern absolvieren. Wer es nicht schafft, scheidet aus. Das Rennen endet erst, wenn nur noch ein Läufer übrig bleibt. Damit gibt es keine festgelegte Gesamtdistanz, sondern nur ein Rennen gegen die eigene Erschöpfung und gegen den Ablauf der Zeit.
Die ersten Runden fielen Mauritz leicht. Die Stimmung war ausgelassen, die Athleten unterhielten sich miteinander. Von Stunde zu Stunde wurde der Lauf monotoner, sein Körper fing an zu schmerzen. „Ab zwanzig, dreißig Kilometern spürt man den Körper, egal wie weit man laufen kann, es wird schmerzhaft“, erklärt er. In der Nacht sei das Durchhalten besonders schwer gewesen. „Es gibt viele Gedanken, die rechtfertigen würden, aufzuhören. Obwohl man eigentlich gesagt hat, man will alles rausholen. Ich war auch kurz davor“, erinnert er sich. Mauritz lief weiter – dank der Motivation seines Teams und dem einfachen Gedanken: nur eine Runde mehr. Nicht an die nächsten zwanzig denken, nur an die nächste. Um 7 Uhr morgens wurden es so noch einmal zehn Runden mehr.
Am Ende zwang ihn nicht sein Kopf, sondern seine Beine aufzuhören: „In der letzten Runde habe ich immer wieder versucht anzulaufen, konnte aber immer nur drei bis vier Schritte traben und bin dann nicht mehr rechtzeitig ins Ziel gekommen.“
Laufen mit Kaffee und Zimtschnecken
Mauritz läuft auch ohne Wettkampf selten allein. Meistens mit dabei ist seine Partnerin Joy. Die beiden arbeiten zusammen in Mauritz`Coaching-Firma und gründeten gemeinsam mit zwei anderen Freunden den Running Club „Runs`N`Rolls“, der jeden Samstag seine Runden durch die Stuttgarter Innenstadt zieht.
Die Idee kam der Gruppe durch den Spaß am Laufen, Kaffeetrinken und Zimtschnecken essen. Der Start ist das Café Lang im Lehenviertel. Dort holt sich Mauritz jeden Morgen seinen Kaffee.
Jeder darf mitmachen. Zuerst laufen die Teilnehmenden fünf Kilometer. Je nach Schnelligkeit der Läufer, gibt es zwei unterschiedliche Gruppen. Dann versammeln sich alle wieder im Café, trinken Kaffee und essen Zimtschnecken. „Einfach hingehen und ausprobieren. Wenn man es nicht schafft, schaffst man es nicht. Dann ist man schneller wieder bei den Zimtschnecken. Das ist ein Vorteil“, sagt Mauritz.
Laufanfängern empfiehlt er dranzubleiben. „Laufen ist eine der undankbarsten Sachen am Anfang. Die ersten Wochen wird es super eklig. Man muss das Vertrauen haben, dass man den Spaß daran finden wird. Es wird leichter.“
Das nächste Rennen steht schon in den Startlöchern
Den Last Soul Ultra hat Mauritz nach 31 Runden und somit etwas mehr als 200 Kilometern beendet. Das reichte für den sechsten Platz bei hundert Teilnehmenden.
Jetzt erstmal eine lange Pause? Nicht bei Mauritz. Dieses Wochenende steht für ihn der Marathon in Frankfurt an. Langfristig möchte der 28-Jährige einen Iron Man laufen. „Ich sage immer, man muss sich ein großes, ambitioniertes Ziel setzen, damit man weiß, wo man hin will und wie man handeln soll. Dann kann man alles schaffen.“
Runs`N`Rolls Running Club
Der Running Club findet jeden Samstag statt. Treffpunkt ist das Café Lang im Lehenviertel, Immenhofer Straße 28. Treffpunkt: 9.45 Uhr
