So gut wie immer spielen die Stuttgarter Kickers mit einer Sturmspitze. In den bisher 13 Regionalligaspielen hat Trainer Marco Wildersinn dabei auf vier verschiedene zentrale Angreifer in der Anfangsformation gesetzt. Fünfmal auf den aktuell verletzten David Braig, je zweimal auf Flamur Berisha und den nachverpflichteten Samuel Unsöld – und inzwischen viermal auf Marlon Faß. Die Leihgabe von Dynamo Dresden hat die vergangenen beiden Partien für die Blauen entschieden. Beim 3:0 gegen den Bahlinger SC holte er zwei Elfmeter heraus und verwandelte selbst einen. Beim 2:0 bei der TSG Balingen schnürte der 19-Jährige einen Tore-Doppelpack.
Samstag kommt Schott Mainz
Deshalb gibt es vor dem Heimspiel gegen den TSV Schott Mainz (Samstag, 14 Uhr/Gazi-Stadion) keine zwei Meinungen: Faß wird auch gegen das Schlusslicht starten. „Marlon hat das Momentum auf seiner Seite, das hat er sich hart erarbeitet, jetzt muss er schauen, dass es so bleibt“, sagt Wildersinn.
Viel Selbstvertrauen hat Faß zuletzt getankt. Dadurch kann der typische Strafraumstürmer seine Qualitäten noch besser umsetzen. Die da wären: Wucht, gutes Kopfballspiel, harter Schuss rechts wie links und starker Torabschluss. In seiner Jugendzeit bei der TSG Hoffenheim (2021 bis 2025) hat er dabei am meisten von seinem Individualtrainer Nick Proschwitz profitiert, selbst früher Stürmer – auch in England.
Berater ist der Sohn von Ralf Becker
Warum er nicht in Hoffenheim blieb? „Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass man mich langfristig für ganz oben auf dem Zettel hat“, sagt Faß. Gemeinsam mit seinem Berater David Becker – Sohn von Ex-Kickers-Profi Ralf Becker – hat er sich entschieden, einen neuen Weg zu gehen. Die Blauen hatten früh Interesse, ihn fest zu verpflichten. Doch dann kam das Angebot vom Zweitligisten aus Dresden.
Nach dem Kreuzbandriss von Stürmer David Stojak entstand bei den Kickers ein Notstand – im zweiten Anlauf einigte man sich auf ein Leihgeschäft. Die Blauen waren froh, die kurzfristig entstandene Lücke schließen zu können, auch wenn sie jetzt für einen anderen Club einen Spieler weiter ausbilden. Für Faß in seinem ersten Jahr im Herrenfußball eine rundum gute Option. Im Zweitliga-Abstiegskampf mit Dynamo wäre die so wichtige Spielpraxis – vorsichtig formuliert – nicht garantiert gewesen. „Die Kickers waren da für mich die optimale Lösung. Hier kann ich mich weiterentwickeln und gleichzeitig Verantwortung übernehmen“, sagt der 1,89-Meter-Mann.
Im Kickers-Steckbrief hat er als Lebensmotto geschrieben, „wenn es einfach wäre, könnte es jeder“, bei Ziele für die Zukunft „Bundesliga spielen“. Das passt gut zusammen. „Ich bin überzeugt, dass man seine Träume nur durch harte Arbeit erreichen kann. Wenn es leicht wäre, würden viel mehr den Sprung schaffen“, erklärt Faß. Sein Kickers-Mitspieler David Tomic (27) wird das bestätigen. Er stand an der Schwelle ganz nach oben, hat es aber nicht geschafft. Nun verlängerte sich sein Vertrag bei den Blauen durch eine Einsatzklausel über die Saison hinaus. Mit Marlon Faß wird er dann nach menschlichem Ermessen nicht mehr zusammenspielen. Die Leihe endet am Saisonende.
