Suche nach Rebecca Reusch: Einsatz südöstlich von Berlin beendet – Polizei wertet Spuren und Hinweise aus

Im Fall der seit dem 18. Februar 2019 vermissten Rebecca aus Berlin-Neukölln wurden nach dem zweitägigen Großeinsatz der Polizei in Brandenburg im Landkreis Oder-Spree Spuren gesichert. Das teilten die Berliner Polizei und die Staatsanwaltschaft gemeinsam mit. Nach Veröffentlichung des Zeugenaufrufs seien zudem 50 Hinweise bei der Polizei eingegangen, hieß es.

Mehrere Wochen für Auswertung von Spuren aus LOS

Ob die gefundenen Spuren im Zusammenhang mit Rebeccas Tod stehen, sei Gegenstand der Ermittlungen. Die Auswertung der Spuren werde voraussichtlich mehrere Wochen Zeit in Anspruch nehmen. Damit ist der Einsatz in Brandenburg zunächst beendet.

Offen war am Mittwoch zunächst, ob es weitere Durchsuchungen geben wird. Angesichts zahlreicher Schaulustiger vor Ort warnte die Staatsanwaltschaft vor eigenmächtigen „Ermittlungen“ selbst ernannter „Hobbydetektive“.

„Nicht nur, dass sie die Ermittlungen konkret behindern, indem sie zum Beispiel Spuren vernichten können“, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Michael Petzold der Deutschen Presse-Agentur. Teils begingen die „Hobby-Ermittler“ auch selbst Straftaten und störten die Polizei damit bei ihrer Arbeit.

Am Montag (20. Oktober) war die Polizei zunächst in Tauche im Landkreis Oder-Spree im Einsatz gewesen und hatte nach Spuren im Fall Rebecca Reusch gesucht. Das Grundstück, das die Polizei durchkämmte, gehört den Großeltern des Hauptverdächtigen – des heute 33 Jahre alten Schwagers von Rebecca.

Weiteres Objekt durchsucht

Nach der Untersuchung des Grundstücks hatte die Polizei Anwohner des Orts befragt, ob sie etwas Auffälliges wahrgenommen hätten, das in Zusammenhang mit dem Fall stehen könnte. Für Anwohner, die nicht erreichbar waren, wurden Flyer zurückgelassen.

Wenig später wurde bekannt, dass die Ermittler ein weiteres Objekt in der Nähe von Tauche durchsuchen. „Hintergrund der Maßnahmen sind neue Erkenntnisse im Rahmen der Ermittlungen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin.

Das betroffene Gelände ist etwa einen halben Hektar groß, wie ein Polizeisprecher sagte. Es befindet sich in Herzberg, einem Ortsteil der Gemeinde Rietz-Neuendorf – also ganz in der Nähe des Privatgrundstücks in Tauche, das zuvor am Montag durchsucht wurde. Auch hier waren Leichenspürhunde im Einsatz.

Mit einem Bodenradar wurde der Boden in einer Tiefe von bis zu rund zwei Metern abgesucht, sagte ein Sprecher der Polizei. Mit dem Radar könne man verschiedene Bodenbestandteile und mögliche Veränderungen in der Bodenstruktur erkennen.

Bis 2005 sollen die Großeltern des Hauptverdächtigen dort gelebt haben, wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael Petzold, sagte. Der Schwager von Rebecca, der als Hauptverdächtiger gilt, soll sich nach Angaben des Sprechers in dem Haus auf dem Grundstück in Herzberg ausgekannt haben.

Am Dienstag wurde auch ein Wassertank auf dem Grundstück abgepumpt. „Der war leer“, berichtete ein Sprecher der Polizei kurz darauf. Auch eine Schuttgrube wurde mithilfe eines Baggers untersucht.

Schwager soll Rebecca aus Berlin getötet haben

Bisher waren alle Ermittlungen der Berliner Polizei ohne Ergebnis. Seit Montag stehen ein Grundstück im Ortsteil Lindenberg und der mittlerweile 33-jährige Schwager der damals 15-jährigen Rebecca Reusch im Fokus. Bei einem Großeinsatz haben mehr als 100 Polizeikräfte nach Beweismitteln in Zusammenhang mit einem Tötungsdelikt gesucht.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung der Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft hieß es am Montag: „Nach zwischenzeitlich erlangten Erkenntnissen liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass der mittlerweile 33 Jahre alte Beschuldigte am Morgen des 18. Februar 2019 seine damals 15 Jahre alte Schwägerin getötet und deren Leiche und ihr gehörende Gegenstände – zumindest vorübergehend – auf das Grundstück seiner Großeltern in Tauche verbracht haben könnte.“

Es ist nicht auszuschließen, dass wir Beweise finden, die im Zusammenhang mit ihr stehen, oder sogar menschliche Überreste.

Florian Nath; Sprecher der Berliner Polizei

„Es ist nicht auszuschließen, dass wir Beweise finden, die im Zusammenhang mit ihr stehen, oder sogar menschliche Überreste“, so Nath.

Suche nach Tatspuren und Beweismitteln in Lindenberg

Bei dem vergangenen Einsatz im Ortsteil Lindenberg am Montag und Dienstag geht es den Angaben zufolge darum, solche Gegenstände zu finden sowie Tatspuren und andere Beweismittel zu sichern. Beteiligt sind insgesamt 115 Polizeikräfte, darunter auch Mitarbeiter des Bundeskriminalamts.

Wo sich der 33-Jährige aktuell befindet und ob er erneut befragt wird, werde die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht beantworten, sagte Polizeisprecher Florian Nath.

Grundstück in Tauche durchsucht

Auf dem Grundstück hinter einem mit Flatterband abgesperrten Haus geht die Polizei systematisch auf die Suche. Der Einsatz hatte am Montag gegen neun Uhr begonnen.

Neben einem Bagger seien eine Drohne, Videotechnik und Bodenradar im Einsatz. Auch Spürhunde sind auf dem Grundstück.

Polizei bittet um Hinweise zu pinkfarbenem Auto

Die Polizei hat zudem am Dienstag einen Zeugenaufruf zum Auto der Familie gestartet. Wer hat den pinken Twingo rund um den 18. Februar 2019 gesehen? Wer hat etwas Verdächtiges im Kontext des Wagens wahrgenommen?

Im Laufe des Tages sollten im brandenburgischen Tauche Flyer mit dem Zeugenaufruf an die Anwohner verteilt werden, sagte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft.

Auto wurde vor sechs Jahren in der Nähe von Tauche erfasst

Am Tag von Rebeccas Verschwinden und tags darauf wurde das Auto der Familie auf der Autobahn Richtung Polen mithilfe eines Kennzeichenerfassungssystems erfasst – auch in der Nähe von Tauche, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Nur der heute 33 Jahre alte Schwager hatte den Angaben nach Zugriff auf den pinken Twingo. Das Auto war damals durchsucht worden.

In dem Zeugenaufruf will die Polizei auch wissen: Wer hat Beobachtungen gemacht, die auf ein Versteck beziehungsweise auf ein Vergraben des Leichnams von Rebecca hindeuten könnten?

Schwager seit Verschwinden im Fokus der Ermittler

Der Fall der vermissten Berlinerin Rebecca hatte 2019 bundesweit für Aufsehen gesorgt und große Anteilnahme ausgelöst. Am 18. Februar 2019 verschwand die 15-jährige Rebecca aus dem Neuköllner Ortsteil Britz spurlos. Sie erreichte ihre Schule an diesem Morgen nicht. Noch am selben Nachmittag wurde sie als vermisst gemeldet.

Trotz umfangreicher Suchmaßnahmen konnten weder Rebecca noch ihre persönlichen Gegenstände ausfindig gemacht werden. Bis heute gibt es keine Spur von ihr – weder lebend noch tot. Seit ihrem Verschwinden ermittelt eine Mordkommission des Berliner Landeskriminalamts.

Von Anfang an geriet Rebeccas Schwager in den Fokus der Ermittler. Das Mädchen hatte in dessen Haus übernachtet, bevor es spurlos verschwand. Der damals 27-Jährige war an diesem Abend auf einer Feier und kehrte erst in den frühen Morgenstunden zurück.

Rebeccas Schwester verließ das Haus bereits gegen 7 Uhr morgens zur Arbeit. Als die Mutter später anrief, um Rebecca für die Schule zu wecken, hob diese nicht ab. Daraufhin versuchte die Mutter, den Schwager zu erreichen – doch dieser drückte den Anruf weg. Kurze Zeit später rief er zurück und behauptete, Rebecca habe das Haus bereits verlassen.

Zweimal wurde der Schwager festgenommen und verhört, beide Male jedoch mangels Beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt. Rebeccas Familie glaubt bis heute nicht, dass er in ihr Verschwinden verwickelt ist.

Spur führte nach Brandenburg

Schon 2019 war die Polizei in dem Fall in einem Waldstück bei Kummersdorf im Landkreis Oder-Spree im Einsatz.

Einen ersten wichtigen Hinweis für die Ermittler lieferte das automatische Kennzeichenerfassungssystem Kesy in Brandenburg: Es zeichnete auf, dass der Twingo, das Auto von Rebeccas Schwester und ihrem Schwager, am Vormittag des 18. Februar auf der A12 in Richtung Frankfurt (Oder) fuhr. Selbst am folgenden Tag wurde das Fahrzeug erneut auf dieser Strecke erfasst.

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