Tesla erholt sich vorerst wieder – aber Gewinne schrumpfen weiter

Nach einigen schwierigen Quartalen hat sich Tesla wieder etwas erholt – zumindest für den Moment. Der Autohersteller meldete am Mittwoch nach Börsenschluss für das abgelaufene Quartal ein Umsatzwachstum und übertraf damit die Erwartungen von Analysten. Allerdings dürfte er dabei erheblich von einem Sondereffekt profitiert haben. Ende September wurden in den USA die bislang gewährten Steuergutschriften von bis zu 7500 Dollar beim Kauf von Elektroautos abgeschafft, insofern bestand ein gewaltiger Anreiz, vor Ablauf dieser Frist eine Kaufentscheidung zu treffen.

Das bedeutet, die Ausgangslage für Tesla im laufenden Schlussquartal ist um einiges schwieriger. Tesla wies außerdem für die vergangenen drei Monate zum wiederholten Mal einen Gewinnrückgang aus, und das, obwohl diesmal die Umsätze gestiegen sind.

Die Börse zeigte sich nicht begeistert, im nachbörslichen Handel notierte die Tesla-Aktie leicht im Minus. Allerdings hat sich Tesla nach einer zwischenzeitlichen Schwächephase zuletzt an der Börse wieder gut geschlagen. Die Aktie kostet heute knapp zehn Prozent mehr als zu Jahresbeginn, die Marktkapitalisierung liegt bei fast 1,4 Billionen Dollar.

Reizfigur Musk

Tesla musste in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres jeweils deutliche Rückgänge bei den Umsätzen und Verkaufszahlen hinnehmen. Viele Beobachter brachten dies mit Musk persönlich in Verbindung, der mit seiner politischen Positionierung zu einer Reizfigur geworden ist. Er war zeitweise ein enger Berater des US-Präsidenten Donald Trump und hat in einer von ihm eingesetzten Arbeitsgruppe radikale Einschnitte in amerikanischen Behörden durchgesetzt. Dies sorgte für eine Welle von Demonstrationen vor Tesla-Geschäften. Musk hat zwar mittlerweile keine Rolle in der Regierung mehr, fällt aber weiter mit provozierenden politischen Äußerungen auf.

Auch Teslas vergleichsweise veraltete Produktpalette gilt unter Analysten als wesentlicher Grund die schwächeren Verkaufszahlen. Das letzte bedeutende neue Produkt für den Massenmarkt, das Model Y, kam vor mehr als fünf Jahren heraus. Der vor knapp zwei Jahren auf den Markt gekommene Pick-up-Transporter Cybertruck verkauft sich schlecht. Erst vor wenigen Wochen hat Tesla billigere Varianten des Model Y und des Model 3 vorgestellt, seiner beiden verkaufsstärksten Autos. Inwiefern das Unternehmen damit das Geschäft ankurbeln und den Effekt der weggefallenen Elektroprämie ausgleichen kann, muss sich noch zeigen.

Gesamtumsatz auf 28,1 Milliarden Dollar gestiegen

Tesla hatte schon Anfang des Monats mitgeteilt, seine Verkaufszahlen im dritten Quartal um sieben Prozent auf eine Rekordmarke von 497.000 Autos gesteigert zu haben. Der jetzt vorgelegte Bericht lieferte ein umfassenderes Bild über die Finanzen des Unternehmens. Demnach stieg der Gesamtumsatz gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent auf 28,1 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 26,4 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn fiel um 37 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar. Die operative Gewinnmarge sank von 10,8 auf 5,8 Prozent, war aber etwas höher als noch im zweiten Quartal. Das Ergebnis je Aktie von 50 Cent war um fünf Cent niedriger als erwartet.

Teslas Gewinn wird weiterhin vom hochlukrativen Geschäft mit Emissionspunkten gestützt, das diesmal 417 Millionen Dollar einbrachte. Das Unternehmen bekommt für die Produktion von Elektroautos in manchen Regionen wie Kalifornien Emissionszertifikate und kann sie an Wettbewerber verkaufen, denen dies hilft, gesetzliche Emissionsvorgaben zu erfüllen.

Umstrittenes neues Gehaltspaket für Musk

Der Quartalsbericht von Tesla kam im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Aktionärsversammlung, die für den 6. November angesetzt ist. Dort sollen die Aktionäre über ein umstrittenes neues Gehaltspaket für Musk abstimmen, das der Verwaltungsrat kürzlich vorgeschlagen hat. Es sieht vor, dass Musk beim Erreichen bestimmter Meilensteine eine Serie von Tranchen an Tesla-Aktien bekommt, deren Wert sich auf eine Billion Dollar addieren könnte. Dies wäre mit weitem Abstand das größte Gehaltspaket aller Zeiten. Musk könnte damit auch seinen gegenwärtigen Anteil an Tesla von derzeit rund 13 Prozent auf rund 25 Prozent erhöhen und somit erheblich mehr Kontrolle über das Unternehmen bekommen.

Die Meilensteine sind zumindest zum Teil extrem ambitioniert. Um alle zwölf Tranchen zu erhalten, müsste Tesla bis 2035 eine Marktkapitalisierung von 8,5 Billionen Dollar erreichen. Musk würde außerdem immer nur dann eine Tranche erhalten, wenn neben dem Börsenwert noch ein anderer Meilenstein geschafft wird, der mit dem operativen Geschäft zu tun hat. Die wohl ehrgeizigste Zielmarke ist ein Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 400 Milliarden Dollar. 2024 waren es 17 Milliarden Dollar.

Allerdings hätte auch allein die erste Tranche schon einen Wert von um die 20 Milliarden Dollar, und die dafür notwendigen Meilensteine scheinen um einiges machbarer. Der Börsenwert von Tesla müsste auf zwei Billionen Dollar steigen, und eine der Zielmarken im operativen Geschäft könnte es sein, mit Tesla die Zahl der Auslieferungen von Autos seit der Unternehmensgründung auf zwanzig Millionen zu steigern. Dazu müsste Tesla in den nächsten zehn Jahren nicht einmal so viele Autos ausliefern wie im vergangenen Jahr.

Mehrere institutionelle Investoren haben sich gegen das Gehaltspaket ausgesprochen. Aber die Aktionäre von Tesla haben auch in der Vergangenheit schon eine üppige Entlohnung von Musk genehmigt. Sowohl Musk als auch der Verwaltungsrat führen eine aggressive Kampagne, um unter den Aktionären für das Gehaltspaket zu werben. Musk hat offen damit gedroht, Tesla zu verlassen, falls er es nicht bekommen sollte.

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