Thüringen will durchgreifen! Doch der Wolf ist nicht das Problem

Es ist eine Statistik, die die Diskussionen mal wieder hochkochen lassen dürfte. 92 Risse bei Nutztieren meldete das Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs bislang im Jahr 2025 (Stand: 18. September). 46 davon sind nachweislich durch einen Wolf verursacht worden. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2024 registrierten die Experten lediglich 48 Risse, wovon 20 nachweislich vom Wolf ausgingen.

Ein Ausreißer oder eine beunruhigende Entwicklung? Die Thüringer Landesregierung will jetzt jedenfalls den Druck auf Bund und die EU erhöhen und hat eine Empfehlung an die Regierungschefs mitunterzeichnet. Das Ziel: Sogenannte Problemwölfe sollen einfacher abgeschossen werden können. Aber wie dramatisch ist die Zahl der Wolfsrisse in Thüringen tatsächlich?

Thüringen will Wolfsjagd erleichtern

Ziel des Vorstoßes der Länder sei „ein wirksamer Schutz von Mensch, Tier und Natur – und zugleich eine praxistaugliche Regulierung des Wolfes“, erklärte Thüringens Staatskanzleiminister Stefan Gruhner (CDU) gegenüber der „Thüringer Allgemeinen“. Deswegen sei das Thema jetzt auf die Tagesordnung der Ministerpräsidentenkonferenz gesetzt worden, die Ende Oktober geplant ist. Einer der Kernpunkte soll dabei sein, dass der Wolfsbestand in ganz Deutschland von „unbekannt“ auf „günstig“ hochgestuft wird. Das ist eine der Voraussetzungen für eine Jagd auf die Raubtiere.

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Zahlen aus Thüringen werden für eine solche Maßnahme dann als statistischen Kontext herangezogen. Eine beinahe Verdopplung von Rissen gegenüber dem Vorjahr in etwas mehr als der Hälfte der Zeit klingt dabei natürlich dramatisch. Das Kompetenzzentrum Luchs Wolf, Biber, Luchs erkennt in der Entwicklung aber noch kein Desaster. „Die Zahlen steigen erstmal an, wenn in einem neuen Wolfs-Territorium die Herdenschutzmaßnahmen noch nicht auf die neue Situation, also das Auftreten des Wolfes, angepasst worden sind“, erklärt ein Sprecher auf SaboAnfrage.

„Die im Vergleich zum Jahr 2024 hohen Risszahlen im Jahr 2025 sind demnach auch zum Großteil auf fehlenden optimalen Herdenschutz zurückzuführen.“ Dennoch: Der Verlust jedes einzelnen Tieres sei für die Schäferinnen und Schäfer sicher schmerzhaft, auch wenn es eine finanzielle Entschädigung gibt.

„Jagd auf Wölfe verursacht noch mehr Probleme“

Das Kompetenzzentrum setzt daher vor allem auf den Ausbau in Herdenschutzkonzepte, um ein Zusammenleben von Wolf und Mensch nachhaltig zu gewährleisten. „Die Prävention funktioniert bei den großen Weidetierhalterbetrieben hervorragend“, erklärt Wolfsexperte Silvester Tamás vom NABU Thüringen. „Aber im Hobbybereich, im Nebenerwerbsbereich, da haben wir jetzt die Probleme. „Gucken Sie bitte in die Statistiken, da steht hinten die Spalte, Herdenschutz vorhanden, optimal, ja oder nein. Da steht überall nein, nein, nein, nein, nein, nein.“

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Der NABU befürchtet, dass durch eine Schussfreigabe der Wolf überjagt werden könnte. „Jagd auf Wölfe verursacht noch mehr Probleme, größere Probleme, die wir jetzt eigentlich noch gut beherrschen können und abstellen können“, so Tamás. „Da braucht es aber die Beratungsleistung durch das Herdenschutzzentrum, was es noch nicht gibt.“ Genau ein solches wird vom Kompetenzzentrum derzeit auch gefordert. „Da kann ich jetzt schon Brief und Siegel geben, dass das funktioniert, weil wir haben das in Brandenburg gesehen. Da funktioniert das, da ist das auf einem guten Weg.“

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