Torjäger Sebastian Schmeer über den Höhenflug vom KSV Hessen II: „Die haben keine Faxen im Kopf“

Seit letztem Wochenende Verbandsliga-Spitzenreiter

Torjäger Sebastian Schmeer über den Höhenflug vom KSV Hessen II: „Die haben keine Faxen im Kopf“

Der KSV Hessen Kassel II ist seit dem 3:2-Sieg im Spitzenspiel gegen die SG Bad Soden Tabellenführer der Fußball-Verbandsliga Nord. Wir haben mit dem Routinier der Truppe gesprochen.

Die Junglöwen auf der Erfolgswelle – dabei war die Zukunft der Mannschaft im Sommer nach dem Abgang von Trainer Christian Andrecht und einiger Leistungsträger fraglich.

Doch die Truppe von Trainer Danny Overkamp (28) meistert den Umbruch hervorragend – auch dank Routinier Sebastian Schmeer. Der 38-Jährige ist etwas ungewollt Stammkraft im Sturmzentrum, führt die Verbandsliga-Torschützenliste mit zwölf Treffern nichtsdestotrotz an. Gemeinsam mit Silas Hagemann (zehn Tore) bildet Schmeer das gefährlichste Offensiv-Duo der Liga. Wir haben mit dem ältesten Junglöwen gesprochen.

Ungeschlagen, 33 Punkte aus 13 Spielen, dazu der 3:2-Sieg im Topspiel gegen die SG Bad Soden – was macht die Mannschaft so gut?

Wir sind in einen richtig guten Flow gekommen. Dabei war die Situation vor Beginn der Vorbereitung schwierig, ich habe mir angesichts der vielen Abgänge schon die Frage gestellt, ob jetzt alles auseinanderfällt. Dann hatte ich aber früh mit Danny Kontakt. Er hat das sehr gut gemanagt, hat zudem gute Transfers getätigt und die A-Jugendlichen direkt integriert. Wir hatten eine gute Vorbereitung und dann lief es einfach. Bei uns reißt sich jeder den Arsch auf, wir haben ein gutes Gefüge. Die Mannschaft macht es richtig gut.

Sie haben die Abgänge angesprochen. Dazu kam dann ja auch noch, dass sich Stürmer Ilias El Hammiri eine schwere Knieverletzung zugezogen hat.

Das war für uns alle ein bitterer Rückschlag. Ilias sollte eigentlich für mich spielen, ich wollte eigentlich gar nicht so viel auflaufen und vielmehr Danny unterstützen.

Wann war Ihnen klar, dass mit der Mannschaft viel möglich ist?

Das hat sich so ergeben. Zu Beginn der Vorbereitung hat man das noch nicht gesehen, wir haben ja auch ein Testspiel gegen Gruppenligist Edermünde verloren. Aber in der letzten Woche vorm Saisonstart wurde das langsam deutlich, nach den ersten Spielen war mir klar, dass wir nicht gegen den Abstieg spielen und ein Platz unter den ersten Sechs möglich ist. Jetzt ist das ins Rollen gekommen.

Wie viel Aufmerksamkeit bekommt die zweite Mannschaft denn beim KSV?

Die ist deutlich gestiegen. Mirko Dickhaut, Co-Trainer der ersten Mannschaft, ist zum Beispiel extrem dabei, er ist bei jedem Spiel. Das ist eine enorme Hilfe. Auch Geschäftsführer Sören Gonther engagiert sich. Zudem ist die Verzahnung zur A-Jugend und zum Verein generell jetzt richtig gut gegeben.

Zur Person

Sebastian Schmeer (38) wurde in Homberg geboren und kam über Schwalmstadt, Wehen und den KSV Baunatal 2012 zum KSV Hessen. Für die Löwen spielte er neun Jahre, unterbrochen von einem Intermezzo bei Borussia Fulda. 2021 ging er nach Baunatal, im Januar 2023 kehrte er zum KSV zurück. Schmeer ist mit einem Bauunternehmen selbstständig, lebt mit Sohn und Freundin in Wilhelmshöhe.

Jetzt sind Sie mit 38 Jahren nicht mehr der allerjüngste Junglöwe. Wie unterschiedlich ticken die 18-Jährigen im Vergleich? Müssen Sie auch mal auf den Tisch hauen?

Wie die Jungs reden, ist schon eine andere Welt (lacht). Da wird es für mich auch Jahr für Jahr schwieriger mitzukommen. Aber: Die Jungs, die aus der Jugend hochgekommen sind, sind voll fokussiert, haben keine Faxen im Kopf. Das ist ein Unterschied zu den Vorjahren. Es macht echt Spaß mit ihnen.

Was macht es mit Ihnen, wenn Sie feststellen, dass Stammtorwart Finn Sauer beim WM-Sommermärchen 2006 noch gar nicht geboren war?

Ja, das stelle ich auch manchmal fest. Aber Finn ist so einer, auf den ich mich eben bezogen habe. Er hat richtig viel Potenzial, macht es richtig gut. Dabei ist er gerade erst 18 geworden. Ihm traue ich in der Zukunft viel zu. Aber es gibt da einige Jungs wie Tom Wagner oder Ludger Kersting, bei denen ist die Qualität einfach da.

Schaut man mal mit viel Konjunktiv in die Zukunft: Könnte man Sebastian Schmeer auch noch mit 39 Jahren in der Hessenliga sehen?

Das haben wir am Sonntag auch ganz kurz angesprochen. Ich weiß es noch nicht. Das ist schon etwas anderes, ein anderer Aufwand. Und ich würde in der Saison ja sogar noch 40 werden. Aber klar ist, dass ich dem Verein treu bleiben werde.

Nach dem Topspiel wartet am Sonntag um 11.30 Uhr das Duell bei Kellerteam Eichenzell. Wie schwer wird es, die junge Truppe jetzt auf einen Gegner einzustellen, der womöglich im Abstiegskampf stecken wird?

Ich denke, wir sind so gefestigt, dass wir das zu 100 Prozent ernst nehmen. Wir werden auch da auf Sieg spielen, das ist bei uns jetzt einfach selbstverständlich. Wir fahren da aber nicht hin und denken: Den Dreier nehmen wir im Vorbeigehen mit. Auch die jungen Spieler wissen das.

Das sagt …

Sebastian Schmeer über Offensiv-Kollege Silas Hagemann: „Silas spielt in unserem System mit zwei Achtern etwas hinter mir. Er ist aber der offensivere Mann im Zentrum und taucht immer auch mal neben mir auf. Er hat in dieser Liga gelinde gesagt besseres Niveau. Mit seinen Qualitäten, die ihn ja auch Teil der ersten Mannschaft sein lassen, ist er einer der besten Spieler der Liga. Er spielt klare Bälle, klar strukturiert und hat einen unfassbar guten rechten Fuß. Die zehn Tore und vielen Vorlagen kommen nicht von ungefähr.“

Silas Hagemann über Offensiv-Kollege Sebastian Schmeer: „Wir haben ein gutes Gerüst, zu dem auch zwei, drei erfahrenere Spieler gehören. Dazu zählt natürlich auch Basti. Er bringt Lockerheit rein, dennoch ist auf ihn absolut Verlass. Er ist ein Ruhepol, der Papa der Mannschaft und er hat immer noch eine riesige Qualität. Kommt er rund um den Sechzehner an den Ball, macht er ihn auch rein. Bei seiner Spielweise konzentrieren sich die Gegner auf ihn, davon profitiere auch ich. Vor der Saison wussten wir als Team noch nicht genau, wo wir stehen. Das war rückblickend ein Vorteil. Denn so hatten wir nicht allzu hohe Erwartungen, haben direkt alles gegeben, um nicht nach unten in der Tabelle gucken zu müssen. Die Jungs, die zu uns gekommen sind, wollen richtig. Vergangene Woche waren wir beim Abschlusstraining 20 Leute. Das ist nicht selbstverständlich für eine Zweite. In Eichenzell müssen wir im Kopf klar bleiben, unser Spiel durchziehen. Für die Gegner ist es schon eine Kopfsache, wenn es gegen den Tabellenführer geht. Da will jeder ein Bein stellen.“

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