„Eine der größten Sanktionen“
Trump bereit für Schlag „ins Herz von Russlands Wirtschaft“ – neue Öl-Sanktionen sollen Putin treffen
Die USA wollen Putins wichtigste Öl-Konzerne sanktionieren. Das könnte Russlands Wirtschaft weiter schwächen. Die Märkte reagieren bereits.
Washington, D.C. – Der Kreml steht vor einer neuen Herausforderung: US-Präsident Donald Trump verfolgt nun eine Politik, die sich von Russland ab- und der Ukraine zuwendet. Nachdem Trump zuvor monatelang Sanktionen blockiert oder sogar deren Aufhebung in Betracht gezogen hatte, treibt das Weiße Haus jetzt selbst erhebliche Strafmaßnahmen gegen Russland voran. Diese betreffen insbesondere den lebenswichtigen Ölsektor.
Trump nimmt Putins Öl ins Visier – neue Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft zeigen Kehrtwende
Die USA planen, Sanktionen gegen die größten russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil zu verhängen. US-Finanzminister Scott Bessent erklärte am Mittwoch, dem 22. Oktober, dass diese Maßnahmen aufgrund der Weigerung von Kreml-Chef Wladimir Putin, den Krieg in der Ukraine zu beenden, notwendig seien. Trump äußerte selbst, dass seine Gespräche mit Putin „nirgendwo“ hinführen würden. Auch die Europäische Union bereitet neue Sanktionen gegen Russland vor.
„Angesichts der Weigerung von Präsident Putin, diesen sinnlosen Krieg zu beenden, verhängt das Finanzministerium Sanktionen gegen die beiden größten Ölkonzerne, die die Kriegsmaschinerie des Kremls finanzieren“, zitierte die Nachrichtenagentur AFP den US-Finanzminister Bessent.
Er betonte, dass das Ministerium bereit sei, weitere Maßnahmen zu ergreifen, „wenn dies notwendig sein sollte“. Bessent forderte die Verbündeten der USA auf, sich den Sanktionen anzuschließen, da es sich um „eine der größten Sanktionen“ handelt, die die USA jemals gegen Russland verhängt haben. Er kritisierte, dass Putin sich nicht „ehrlich und offen“ an den Verhandlungstisch gesetzt habe.
„Herz der russischen Wirtschaftsmacht“ unter Feuer – warum Trump ausgerechnet auf den Ölsektor zielt
Neue Sanktionen des Westens würden für die russische Wirtschaft einen weiteren Rückschlag bedeuten. Bereits im Spätsommer hatten die großen Ölkonzerne erhebliche Verluste gemeldet, verursacht durch westliche Sanktionen und einen sinkenden Ölpreis. Peter Rough, Direktor des Center on Europe am Hudson Institute, sieht diese Sanktionen als gezielten Schlag gegen Russlands Wirtschaft.
„Rosneft und Lukoil sind die beiden größten russischen Ölproduzenten, die zusammen etwa die Hälfte des Rohölexports ausmachen. Die Tatsache, dass das Finanzministerium diesen Schritt unternommen hat, zeigt, dass die USA bereit sind, das Herz der russischen Wirtschaftsmacht zu treffen“, erklärte er gegenüber der Bild.
Die Einnahmen aus Öl- und Gasexporten stellen laut dem Oxford Institute for Energy Studies zwischen 30 und 50 Prozent der Staatseinnahmen dar und sind somit die „wichtigste einzelne Geldquelle“ für den Kreml. Im Durchschnitt trägt der russische Öl- und Gassektor 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei, wobei dieser Wert stark variieren kann.
Hohe Gewinne durch Öl-Verkauf – so wichtig sind Lukoil und Rosneft für Putin
Rosneft und Lukoil sind für etwa die Hälfte der russischen Rohöl-Exporte verantwortlich. Laut dem US-Nachrichtenportal CNBC produzieren diese beiden Unternehmen täglich rund vier Millionen Barrel Rohöl für den Export. Seit der Einführung des Preisdeckels durch die G7-Nationen verkaufen die russischen Energieriesen hauptsächlich nach Asien, wobei China und Indien zu den größten Abnehmern von Putins Energieexporten geworden sind.
Im September soll China täglich zwei Millionen Barrel Öl aus Russland bezogen haben, während Indien eine geringere Menge von 1,6 Millionen Barrel pro Tag importierte. Experten sehen in den neuen Trump-Sanktionen eine „potenziell signifikante Eskalation“. Diese Maßnahmen könnten dazu führen, dass Käufer von Rosneft und Lukoil ihre Geschäfte mit diesen Unternehmen reduzieren oder sogar einstellen.
In Indien wären mehrere große Raffinerien direkt von den Sanktionen betroffen, darunter Indian Oil, Bharat Petroleum und Hindustan Petroleum, die alle im Staatsbesitz sind. Auch private Unternehmen wären betroffen. Emma Li, Ölmarkt-Analystin bei Vortexa, äußerte gegenüber CNBC die Erwartung, dass Indien sich von russischen Öl-Lieferungen abwenden könnte, während China weiterhin über Pipelines wichtige Rohstoffe beziehen könnte.
Indien und China kaufen weiter Putins Öl – Trump-Sanktionen sollen das ändern
Ein Problem für Trumps neue Sanktionen wird deutlich: Die USA hoffen, dass Länder wie Indien, China und europäische Käufer ihr Kaufverhalten ändern. Bessent erwartet zudem, dass sich die westlichen Verbündeten der USA diesem Schritt anschließen. Die USA selbst importieren nicht annähernd so viel Öl wie die asiatischen Länder.
Die Trump-Administration setzt auf den Angstfaktor und droht mit Sekundärsanktionen. „Darüber hinaus besteht bei der Durchführung bestimmter Transaktionen mit den heute benannten Personen das Risiko, dass den teilnehmenden ausländischen Finanzinstituten sekundäre Sanktionen auferlegt werden“, erklärte das U.S. Department of the Treasury. Einen ähnlichen Effekt hatte Trump zuvor mit höheren Zöllen auf Indiens Wirtschaft erzielen wollen.
EU-Länder kaufen auch noch Öl aus Russland – Ölpreis steigt
Ob die Sanktionen erfolgreich sind, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Es besteht auch das Risiko, dass die neuen US-Sanktionen EU-Länder treffen könnten: Die Slowakei und Ungarn importieren weiterhin in großem Umfang russische Energie und haben sich wiederholt unwillig gezeigt, daran etwas zu ändern.
An den Märkten haben die angekündigten Sanktionen bereits Besorgnis über mögliche Lieferengpässe ausgelöst. Die Ölpreise sind um etwa drei Prozent gestiegen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters überprüfen indische Raffinerien derzeit ihre Käufe von russischem Öl. (Laernie mit Agenturen)
