Vor zwei Jahren hatte Wolodymyr Selenskyj Schweden um Gripen-Kampfjets gebeten. Nun ist der Deal einen Schritt weiter. Die beiden Staatschefs unterzeichneten eine Absichtserklärung. Die Finanzierungsfrage ist nicht geklärt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist für Gespräche mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson in Linköping. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz gab Kristersson bekannt, dass die Ukraine Dutzende Kampfjets von Nato-Mitglied Schweden kaufen will. Dabei handle es sich um voraussichtlich 100 bis 150 Flugzeuge der neuesten Version des Typs Jas 39 Gripen.
Die beiden Staatschefs unterzeichneten dazu beim Gripen-Produzenten Saab eine Absichtserklärung. Diese soll Selenskyj zufolge den Weg zu einer Kampfjetflotte schwedischer Bauart für sein Land ebnen. Kristersson betonte, dass es sich dabei nicht um neue Spenden handle, sondern um eine langfristige industrielle Zusammenarbeit zwischen den Ländern.
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Eine voraussichtliche Summe des möglichen Exportdeals nannten die beiden Politiker nicht. Auch ließen sie die Frage nach der Finanzierung des Milliardenauftrags unbeantwortet.
Dem Internationalen Währungsfonds zufolge war die Ukraine bereits vor dem russischen Einmarsch dem Pro-Kopf-Einkommen nach das ärmste Land Europas. Die Haushaltsfinanzierung hängt demnach in hohem Maße von ausländischen Krediten ab. Aktuell kann Kyjiw nicht einmal die laufenden Kosten für die Armee selbst aufbringen.
Bei dem angestrebten Deal mit Schweden geht es den Plänen zufolge um das Modell Jas 39 Gripen E, dessen Produktion derzeit anläuft. Es soll über stärkere Motoren, eine höhere Reichweite, ein fortschrittlicheres Radar und modernere Elektronik als die Vorgängermodelle verfügen. Kristersson schrieb auf der Plattform X von »dem besten Kampfflugzeug der Welt«. Man rechne damit, dass die ersten Maschinen wohl innerhalb von drei Jahren geliefert werden könnten, sagte er bei der Pressekonferenz.
Über die Möglichkeit, der Ukraine mit Gripen-Kampfjets bei ihrer Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg beizustehen, wird in Schweden seit mehr als zwei Jahren diskutiert. Selenskyj hatte das skandinavische Land bereits im Sommer 2023 um entsprechende Lieferungen gebeten. Andere europäische Staaten haben der Ukraine bereits Kampfflugzeuge geliefert, darunter etwa Dänemark und die Niederlande, die dem kriegsgeplagten Land mehrere F-16-Jets aus US-amerikanischer Produktion zur Verfügung stellten.
Vor seiner Reise nach Schweden hatte Selenskyj das benachbarte Norwegen besucht, um mit dem dortigen Regierungschef Jonas Gahr Støre zu sprechen. In dem Zuge teilte Støres Regierung mit, weitere 1,5 Milliarden norwegische Kronen (128 Millionen Euro) für Gaskäufe zur Verfügung zu stellen, um die Strom- und Wärmeversorgung in der Ukraine in diesem Winter sicherzustellen. Auch wenn die Öl- und Gasnation Norwegen kein EU-Mitglied ist, soll die Unterstützung über das EU-Programm »Ukraine Investment Framework« (UIF) erfolgen.