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Ukrainer bilden größte Gruppe unter Geflüchteten im Landkreis
Im Landkreis Göttingen leben aktuell 294 Menschen in Unterkünften, die Integration und Einbürgerung schreiten deutlich voran.
Altkreis Münden – Vor knapp zehn Jahren sagte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel den mittlerweile historischen Satz: „Wir schaffen das.“ Die Worte wurden zum Symbol für die Aufnahmebereitschaft und Integrationsbemühungen des Landes. Zu der Zeit stand Deutschland vor der größten Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg, hunderttausende Menschen suchten Schutz.
Auch in Hann. Münden fanden Geflüchtete ein neues, sicheres Zuhause – unter anderem im Haus der Nationen. Vor sechs Jahren wurde es eröffnet. „In der Anfangszeit wurden die meisten Geflüchteten von der Flüchtlingswelle von 2015 aufgenommen, viele von ihnen kamen anfangs aus Syrien“, erinnert sich die Leiterin Stephanie Heck-Weidemeier.
Die Flüchtlingsunterkunft wird von der Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung Südniedersachsen geführt und ist auch ein Begegnungszentrum. Aktuell leben 294 Personen in Unterkünften des Landkreises Göttingen, 68 davon im Haus der Nationen. Alle übrigen Geflüchteten sind in selbst angemieteten Wohnungen untergebracht.
2362 Personen zugewiesen
Dem Landkreis Göttingen wurden seit 2015 insgesamt 2362 geflüchtete Menschen zugewiesen und durch die Unterbringungsstelle des Landkreises betreut, wie Pressesprecher Hasan El-Arab mitteilt. Die tatsächliche Zahl der zugezogenen Geflüchteten liege jedoch deutlich höher, Gründe seien beispielsweise Familiennachzüge.
Einstieg in den Alltag erleichtern
Im Altkreis Münden unterstützen Integrationslotsen des Landkreises Göttingen Zugewanderte beim Einstieg in den Alltag, in Arbeit und Ausbildung. Unter anderem helfen sie bei Behördengängen und dem Ausfüllen von Formularen und stehen mit persönlicher Beratung in verschiedenen Bereichen zur Seite. Gleichzeitig erleichtern sie mit ihren Sprachkenntnissen und lokalen Wissen den Zugang zu Schule, Arbeit und Freizeitangeboten.
Ukrainische Geflüchtete aus den Jahren 2020 bis 2022 werden in der Statistik nicht erfasst, da sie kein reguläres Verteilverfahren durchlaufen haben. Insgesamt sind in den letzten zehn Jahren rund 2350 Ukrainer in den Landkreis Göttingen gezogen – damit stellen sie die mit Abstand größte nationale Gruppe. Danach folgen Geflüchtete aus Syrien (577) und dem Irak (189). Die meisten Schutzsuchenden kamen in den Jahren 2016 bis 2021 in den Landkreis.
Zu Beginn sei vor allem die schnelle Bereitstellung von Wohnraum und der Aufbau verlässlicher Unterstützung für viele Geflüchtete eine große Herausforderung gewesen. Zudem ist die Integration in den Arbeitsmarkt anspruchsvoll: „Sprachbarrieren, aufwendige Anerkennungsverfahren für im Ausland erworbene Berufsabschlüsse und unterschiedliche Qualifikationsniveaus erschweren den Einstieg“, sagt El-Arab.
Im Laufe der Zeit sei die Zusammenarbeit von Verwaltung, freien Trägern und Ehrenamtlichen immer enger geworden. Zudem steigen die Zahlen der Einbürgerungen – von 118 Menschen im Jahr 2020 auf bislang 489 in diesem Jahr. „Die Entwicklung verdeutlicht, dass viele Zugewanderte inzwischen fest in der Region angekommen sind und Integration gelingen kann“, erklärt El-Arab.
