Vaterschaftsurlaub 2025: Was ist der aktuelle Stand? EU-Richtlinie, rechtliche Hürden und mögliche Regelungen für mehr Gleichstellung.
Die Diskussion um den Vaterschaftsurlaub 2025 sorgt für reichlich Gesprächsstoff. Die Idee: Mehr Rechte für den Vater oder andere Erziehende nach der Geburt eines Kindes. Doch die politische Lage in Deutschland, insbesondere nach der Bundestagswahl, wirft Fragen auf. Was bedeutet das für die Umsetzung der EU-Richtlinie? Und wie könnte der Vaterschaftsurlaub konkret aussehen?
Die EU-Richtlinie als Grundlage
Die Wurzeln des Vaterschaftsurlaubs liegen in einer EU-Richtlinie aus dem Jahr 2019. Ihr Ziel: Eine gerechtere Verteilung der Betreuungsaufgaben zwischen den Eltern und damit eine bessere Gleichstellung der Geschlechter im Berufsleben. Deutschland hinkt jedoch hinterher. Ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik ist bereits eingeleitet. „Deutschland war lange der Ansicht, den Vorgaben der EU-Richtlinie zum ‚Vaterschaftsurlaub‘ mit den bestehenden Regelungen zur Elternzeit und zum Elterngeld zu genügen“, erklärt die Arbeitsrechtlerin Sonja Riedemann laut „impulse.de“. Doch die zehntägige bezahlte Freistellung nach der Geburt fehlt.
Was könnte der Vaterschaftsurlaub bringen?
Das geplante Gesetz sieht vor, dass Väter oder andere berechtigte Personen nach der Geburt eines Kindes zehn Arbeitstage bei vollem Lohnausgleich freigestellt werden. Anwältin Riedemann erläutert, dass der Anspruch nicht nur für Väter, sondern auch für Lebenspartner oder eine von der Mutter benannte Person gelten soll, wenn der zweite Elternteil nicht im Haushalt lebt. Diese Regelung würde auf die Elternzeit angerechnet.
Wer zahlt den Spaß?
Finanzielle Fragen sind oft der Knackpunkt bei solchen Reformen. Der geplante „Partnerschaftslohn“ sollte zunächst von den Arbeitgebern gezahlt und dann über das U2-Umlageverfahren erstattet werden. Eine Modellberechnung für einen Betrieb mit zehn Mitarbeitern ergibt Mehrkosten von nur 10,40 Euro monatlich. Klingt machbar, oder?
Aktuelle Regelungen und ihre Lücken
Bisher hat nur die gebärende Mutter einen Anspruch auf bezahlte Freistellung nach der Geburt. Partner müssen Urlaub nehmen oder unbezahlte Freistellung beantragen. Die Elternzeit bietet zwar eine Möglichkeit, ist aber grundsätzlich unbezahlt, abgesehen vom Elterngeld. Dieses wird nach Einkommen berechnet und ist für Besserverdiener ab 2025 weiter eingeschränkt.
Mit dem Aus der Ampel-Koalition und den bevorstehenden Bundestagswahlen bleibt die Einführung des Vaterschaftsurlaubs unsicher. Doch der Druck ist hoch. Zahlreiche Organisationen und eine Petition fordern die bezahlte Freistellung nach der Geburt. Die Mehrheit der Unternehmen zeigt sich laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts ebenfalls offen für diese Reform.
Vaterschaftsurlaub 2025 vertagt: Ab wann gilt das neue Gesetz?
Wann das neue Sonderurlaub-Gesetz in Kraft tritt, gab Familienministerin Paus bislang noch nicht bekannt. Fest steht, dass es noch 2025 passieren soll. Begründet wird die schleppende Gesetzeseinführung mit der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage, in der man kleine und mittelständische Unternehmen nicht zusätzlich mit der neuen Regelung belasten wolle. Zudem ist die Regelung im Koalitionsvertrag zwischen Union und SDP gar nicht mehr erwähnt.
Wie geht es weiter?
Ob der Vaterschaftsurlaub 2025 tatsächlich kommt, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die EU-Richtlinie muss umgesetzt werden. Und viele Unternehmen sowie die Gesellschaft sind bereit für diesen Schritt. Ein Ende der Diskussion ist nicht in Sicht, und die nächste Regierung wird sich der Herausforderung stellen müssen.
Business Punk Check
Die Blockade beim Vaterschaftsurlaub offenbart ein typisches deutsches Wirtschaftsdilemma: Während andere EU-Länder pragmatisch voranschreiten, verstrickt sich Deutschland in ideologischen Debatten und vorgeschobenen Kostenargumenten. Die Realität: Mit 10,40 Euro monatlicher Mehrbelastung pro zehn Mitarbeiter ist das finanzielle Argument ein Papiertiger. Die wahren Kosten entstehen durch das Vertragsverletzungsverfahren und den volkswirtschaftlichen Schaden einer verzögerten Gleichstellung. Progressive Unternehmen sollten nicht auf den Gesetzgeber warten, sondern eigenständig bezahlten Vaterschaftsurlaub einführen – als Wettbewerbsvorteil im Kampf um Talente und als Signal für eine zukunftsfähige Unternehmenskultur. Die nächste Regierung wird um die Umsetzung nicht herumkommen – die Frage ist nur, wie teuer der Verzug noch wird.
Häufig gestellte Fragen
Frage 1: Welche Konsequenzen drohen Deutschland durch das EU-Vertragsverletzungsverfahren? Bei anhaltender Verweigerung drohen empfindliche Geldstrafen durch den Europäischen Gerichtshof. Diese könnten in die Millionen gehen und würden den Steuerzahler deutlich mehr kosten als die eigentliche Umsetzung der Richtlinie.
Frage 2: Wie können Unternehmen vom Vaterschaftsurlaub profitieren? Firmen, die freiwillig bezahlten Vaterschaftsurlaub anbieten, steigern ihre Arbeitgeberattraktivität erheblich. Studien zeigen zudem eine höhere Mitarbeiterbindung und geringere Fluktuationsraten bei familienfreundlichen Policies.
Frage 3: Welche Branchen würden besonders von der Einführung profitieren? Besonders wissensintensive Branchen mit hohem Fachkräftemangel wie IT, Ingenieurwesen und Gesundheitswesen könnten durch progressive Familienmodelle Wettbewerbsvorteile im Recruiting erzielen.
Frage 4: Was bedeutet die Verzögerung für den deutschen Mittelstand? Mittelständische Unternehmen verlieren durch die politische Unsicherheit Planungssicherheit. Gleichzeitig verpassen sie die Chance, sich als progressive Arbeitgeber zu positionieren, während Konzerne bereits eigene Lösungen implementieren.
Quellen: Eltern.de, impulse.de, kununu.com
