Verzicht auf Frühstück kann das Risiko für das metabolische Syndrom erhöhen

Wer regelmäßig auf das Frühstück verzichtet, riskiert mehr als nur einen knurrenden Magen: Eine neue systematische Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Auslassen des Frühstücks und einem erhöhten Risiko für das metabolische Syndrom – einer gefährlichen Kombination aus Bluthochdruck, Übergewicht, erhöhtem Blutzucker und Fettstoffwechselstörungen. Die Analyse liefert neue Erkenntnisse darüber, für wen Frühstück besonders wichtig ist – und wann der Verzicht zur echten Gesundheitsgefahr werden kann.

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Das metabolische Syndrom beschreibt das gleichzeitige Auftreten mehrerer gesundheitlicher Störungen, darunter bauchbetontes Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutzuckerwerte und gestörte Blutfettwerte. Es gilt als bedeutender Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes – zwei der häufigsten Volkskrankheiten weltweit.

Ein möglicher Einflussfaktor ist das Frühstücksverhalten. Während einige Studien den Verzicht auf das Frühstück mit Gesundheitsrisiken in Verbindung bringen, zeigen andere keine eindeutigen Effekte. Eine zusammenfassende Bewertung dieser uneinheitlichen Datenlage fehlte bisher.

Ziel der nun veröffentlichten systematischen Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse war es, alle verfügbaren Beobachtungsstudien auszuwerten, um den Zusammenhang zwischen Frühstücksverzicht und dem Risiko für das metabolische Syndrom sowie dessen Einzelkomponenten zu klären. Die Ergebnisse sollen eine verlässliche Grundlage für Empfehlungen zur Prävention liefern.

Studiendesign und Methoden

Die Analyse wurde nach den PRISMA- und MOOSE-Richtlinien durchgeführt. Insgesamt wurden vier internationale Datenbanken (PubMed, Embase, Cochrane Library, Web of Science) bis Mai zweitausendfünfundzwanzig durchsucht.1

Eingeschlossen wurden ausschließlich Beobachtungsstudien (Querschnitts- oder Kohortenstudien), die den Zusammenhang zwischen Frühstücksverhalten und metabolischem Syndrom oder dessen Komponenten untersucht hatten. Neun Studien mit insgesamt 118.385 Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern – darunter Korea, Japan, Iran, Brasilien und die USA – erfüllten die Einschlusskriterien. Die Studienqualität wurde mit der Newcastle-Ottawa-Skala bewertet. Alle eingeschlossenen Studien erhielten mindestens sechs von neun möglichen Punkten.

Zur Auswertung wurden gepoolte Odds-Ratios (OR) mit Konfidenzintervallen berechnet, um das Erkrankungsrisiko bei Frühstücksverzicht im Vergleich zu regelmäßigen Frühstücksgewohnheiten zu ermitteln. Zudem wurden Subgruppen- und Sensitivitätsanalysen durchgeführt, um Verzerrungen zu minimieren und die Aussagekraft der Ergebnisse abzusichern.

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Frühstücksverzicht erhöhte messbar das Risiko für metabolische Störungen

Die Meta-Analyse zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen dem Verzicht auf das Frühstück und einem erhöhten Risiko für das metabolische Syndrom und seine Hauptkomponenten. Personen, die regelmäßig auf das Frühstück verzichteten, wiesen eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit auf, an einem oder mehreren dieser Risikofaktoren zu leiden.

  • Metabolisches Syndrom insgesamt: Das Risiko, ein metabolisches Syndrom zu entwickeln, war bei Frühstücksverzicht um zehn Prozent erhöht. Auch nach Ausschluss einzelner heterogener Studien blieb dieses Ergebnis statistisch signifikant bestehen.
  • Abdominale Adipositas (Bauchfett): Personen, die das Frühstück regelmäßig ausließen, hatten ein 17 Prozent höheres Risiko für eine bauchbetonte Fettleibigkeit – eine besonders kardiovaskulär riskante Form des Übergewichts.
  • Bluthochdruck: Das Risiko für erhöhten Blutdruck stieg bei Frühstücksverzicht um 21 Prozent. Besonders auffällig war dieser Zusammenhang in Studien, die Männer und Frauen getrennt analysierten.
  • Hyperlipidämie (erhöhte Blutfettwerte): Auch das Risiko für gestörte Blutfettwerte war erhöht – Frühstücksverzicht ging mit einem 13 Prozent höheren Risiko einher.
  • Hyperglykämie (erhöhter Blutzucker): Am stärksten war der Zusammenhang beim Blutzucker. Personen ohne Frühstück hatten ein 26 Prozent höheres Risiko für erhöhte Glukosewerte – ein Warnsignal für eine mögliche Entwicklung von Typ-2-Diabetes.

Trotz einiger unterschiedlicher Ergebnisse in Einzelstudien blieb der Gesamteffekt in allen Analysen robust. Die Sensitivitätsanalysen bestätigten die Stabilität der Ergebnisse, auch nach Herausnahme von Studien mit hoher Heterogenität.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die Gesundheit?

Die Ergebnisse zeigen: Frühstück ist mehr als eine alltägliche Gewohnheit – es kann ein entscheidender Faktor für die Stoffwechselgesundheit sein.

Das metabolische Syndrom gilt als Frühwarnsystem für schwerwiegende Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Typ-2-Diabetes. Dass eine leicht beeinflussbare Verhaltensweise wie das Frühstücksverhalten einen messbaren Effekt auf das Risiko dieser Erkrankungen hat, ist aus gesundheitspolitischer und präventivmedizinischer Sicht hochrelevant.

Die biologischen Mechanismen hinter dem Zusammenhang sind plausibel: Längeres Fasten am Morgen kann den circadianen Rhythmus stören, die Insulinempfindlichkeit verringern und zu Heißhunger und übermäßiger Energiezufuhr später am Tag führen. Auch eine erhöhte Aktivierung des sympathischen Nervensystems und hormonelle Dysbalancen wurden als mögliche Folgen identifiziert – allesamt Faktoren, die das metabolische Gleichgewicht empfindlich stören können.

Wichtig dabei: Die Ergebnisse beziehen sich auf unstrukturierten Frühstücksverzicht, wie er im Alltag häufig vorkommt – also kein geplantes Intervallfasten. Strukturiertes Fasten (z. B. intermittierendes Fasten) kann unter bestimmten Voraussetzungen positive Stoffwechseleffekte haben. Das bewusste und regelmäßige Auslassen des Frühstücks ohne Ausgleich und Planung hingegen war in dieser Meta-Analyse klar mit Gesundheitsrisiken verbunden.

Einordnung und Einschränkungen der Studie

Die Studie überzeugt durch die umfassende Datenbasis (über 118.000 Teilnehmende), eine sorgfältige methodische Vorgehensweise und die Nutzung international anerkannter Bewertungskriterien. Die Sensitivitätsanalysen stärken die Aussagekraft zusätzlich.

Allerdings muss berücksichtigt werden: Es handelt sich ausschließlich um Beobachtungsstudien. Diese zeigen Zusammenhänge, können aber keine Kausalität beweisen. Weitere Einflussfaktoren wie allgemeine Ernährungsqualität, Bewegung, sozioökonomischer Status oder Schlafverhalten könnten die Ergebnisse beeinflusst haben.

In den ausgewerteten Studien wurde nicht immer genau gleich definiert, was als „Frühstück“ gilt – etwa wann und wie viel gegessen wurde. Das erschwert den Vergleich der Ergebnisse. Trotzdem zeigten die Auswertungen insgesamt ein klares Muster: Wer regelmäßig das Frühstück auslässt, hat ein höheres Risiko für Stoffwechselstörungen.

  1. Bowen, Yang., Linxi, Lian. et al. (2025). Association of Skipping Breakfast with Metabolic Syndrome and Its Components: A Systematic Review and Meta-Analysis of Observational Studies. Nutrients. ↩︎

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