Legendärer Ex-Husky
Vlado Macholda wird 70: Er war Kassels Eishockey-Professor
Der frühere Kassel-Huskies-Profi prägte das Eishockey in Nordhessen und bleibt trotz Ruhestand eng mit dem Verein verbunden. Am Donnerstag wird er 70 Jahre alt.
Nicht weniger als 776 Spieler weist das Huskywiki bislang als Eishockeyspieler in Kassel aus. Viele kamen leise über die Jahre und gingen noch leiser. Aber zu denen, die Spuren in Nordhessen hinterlassen haben, zählt Vladimir Macholda. Als Spieler, als Mensch, als Typ. 70 Jahre alt wird der Tscheche heute, der von 1991 bis ´94 die blau-weißen Trikots trug und seinerzeit ob seiner akademischen Ausbildung der „Professor“ genannt wurde.
Und tatsächlich agierte der aus Most stammende Verteidiger mit der Rückennummer 4 auf dem Eis tatsächlich wie ein Professor. Ruhig und besonnen, abgeklärt und elegant trat er auf, zeigte die klassische tschechische Eishockey-Schule: technisch brillant und laufstark, alles andere als ein Haudrauf. Vielmehr stets verlässlich und sicher und obendrein mit großer Übersicht und Durchsetzungskraft in der Offensive. Schließlich standen 133 Zweitliga-Spiele mit 37 Toren und 69 Vorlagen für Macholda in der Statistik, eher er via Heilbronn und Wedemark (1996 Deutscher Oberliga-Meister mit Kollegen wie Jürgen Trattner und Len Soccio) schließlich nach Braunlage zurückkehrte.
Da, wo das deutschstämmige Abwehr-Ass 1989 erstmals im DEB-Bereich aufgelaufen war, beendete es 1997 schließlich im Alter von 42 Jahren auch seine Laufbahn. Kehrte dann zurück nach Litvinov, wo er von 1974 bis ´87 in der ersten tschechischen Liga gespielt hatte, unterbrochen nur vom Militärdienst und der Abordnung zu Dukla Trencin 1980/81. Dort war er dann noch zwei Jahre lang Sportlicher Leiter, ehe er als Geschäftsführer zur Nordböhmischen Autobahn-Gesellschaft wechselte.
Längst ist Vlado Macholda im Ruhestand, aber trotz gesundheitlicher Einschränkungen und dem Kümmern um seine hoch betagten Eltern spielt er noch immer leidenschaftlich gern Golf und greift bei den Altherren auch noch zum Eishockeyschläger. „Bald werde ich auch wieder nach Kassel kommen“, sagt Macholda, wo er beim Stammtisch mit seinen ECK-Weggefährten auf seinen Geburtstag anstoßen will. Zu den Anekdoten, die dann wieder zur Sprache kommen, gehört gewiss auch, dass er 1991 es hier allen Zweiflern gezeigt hatte, die da meinten, mit 36 Jahren und schon zwei Spielzeiten in der langsamen Oberliga hätte der Routinier die zweite Bundesliga nicht mehr drauf.
„Der Vlado spielte immer kühl und abgeklärt“, berichtet sein Nebenmann Milan Mokros. Auch 1992 in einer Partie gegen Bad Nauheim, in der die Kasseler klar auf Siegkurs waren. „Vor dem letzten Wechsel habe ich zu ihm gesagt, er solle jetzt gleichwohl nichts mehr anbrennen lassen. Kein Risiko mehr. Doch unser Vlado hat plötzlich an der Bande gezockt – und das war gegen Greg Evtushevski sein Fehler. Der Shevi hat ihn sechs Sekunden vor Schluss mächtig gecheckt, und Vlado fiel danach lange aus.“
Während Macholda senior trotz des Handicaps nach seiner Gesundung tatsächlich ein weiteres Mal erfolgreich aufs Eis zurückkehrte, musste sein ältester Sohn wegen einer ähnlichen Sache 2018 seine Karriere beenden. 36 Jahre alt war der Petr (heute 43) damals alt, auch er hatte in der Abwehr 239 DEL- und 227 DEL2-Einsätze bestritten, auch er trug das Kasseler Trikot. Macholdas jüngerer Sohn Roman Löwing indes wurde 1996 in Kassel geboren, durchlief – natürlich als Verteidiger – insbesondere bei Milan Mokros die nordhessische Talentschmiede und spielt nach Stationen in Salzgitter, Lauterbach, Braunlage und Diez-Limburg inzwischen in der Hobbytruppe der 89ers. Und Papa Vlado sagt lachend: „Das Kasseler Eishockey war auch dank uns stets sehr familiär und ich freue mich immer, wenn ich mal wieder da bin.“
Von Gerald Schaumburg
