Die Vogelgrippe ist im Landkreis Havelland erstmals offiziell nachgewiesen worden. Das Friedrich-Löffler-Institut bestätigte in der Nacht zu Donnerstag (23. Oktober 2025) den positiven Befund dreier tot aufgefundener Kraniche aus dem Naturpark Westhavelland (MAZ berichtete). Darüber informierte der Landkreis Havelland am Donnerstagmorgen.
Die Tiere waren zuvor von der Naturwacht Brandenburg am Gülper See entdeckt und zur Untersuchung an das Veterinäramt übergeben worden. Damit ist der Ausbruch der umgangssprachlich auch Geflügelpest genannten Krankheit im Wildvogelbestand im Havelland amtlich festgestellt.
Jetzt geht es darum, den Schaden bestmöglich einzugrenzen.
Michael Koch (CDU); Dezernent Landkreis Havelland
„Unser Verdacht hat sich leider bestätigt“, sagt der Beigeordnete Michael Koch (CDU). „Wie auch in anderen Landkreisen und Bundesländern haben wir jetzt offiziell den Ausbruch der Geflügelpest im Wildvogelbestand. Jetzt geht es darum, den Schaden bestmöglich einzugrenzen.“
Koch appelliert an alle Havelländer, „die Handlungsempfehlungen des Landkreises zum Umgang mit der Geflügelpest zu befolgen. Es findet ständig ein Monitoring und eine Bewertung der Lage durch die Fachverwaltung statt. Daraus leiten wir dann unsere Maßnahmen ab.“
Neue Allgemeinverfügung mit Aufstallungspflicht im Havelland
Noch für Donnerstag hat der Landkreis eine Allgemeinverfügung angekündigt, die Freitag, 24. Oktober, in Kraft tritt, heißt es weiter. Diese sieht eine risikobasierte Aufstallungspflicht für Hausgeflügel vor.
Die Bewertung der betroffenen Regionen erfolgt anhand von Kriterien wie Wildvogelvorkommen, Geflügeldichte, örtlichen Gegebenheiten sowie der Nähe zu Fließ- und Stillgewässern oder Schutzgebieten. Über die genaue Gebietskulisse wird gesondert informiert, so die Kreisverwaltung.
Geflügelhalter sollen Tiere vor Wildvögeln schützen
Geflügelhalterinnen und -halter werden dringend aufgefordert, ihre Sicherheitsmaßnahmen konsequent einzuhalten. Tiere sollten vor Wildvögeln geschützt werden, da die Übertragung des Virus unter anderem über deren Kot und gemeinsam genutzte Futter- oder Wassernäpfe erfolgen kann.
Futterstellen sollten nur in geschlossenen Ställen eingerichtet werden. Besucher sollen Geflügelhaltungen nicht betreten, und Schuhwerk ist vor dem Betreten der Ställe zu wechseln.
Sollte sich die Krankheit weiter ausbreiten, kann die Aufstallungspflicht auf weitere Regionen im Havelland ausgeweitet werden.
Betroffen ist auch die Jägerschaft im Havelland: In den betroffenen Regionen wird darum gebeten, vorerst keine Jagd auf Wildgeflügel auszuüben. Wird dennoch gejagt, ist von jedem erlegten Stück eine Tupferprobe beim Veterinäramt abzugeben. Auskünfte dazu können beim Veterinäramt unter [email protected] eingeholt werden.

Für Teile der Kommunen Märkisch Luch, Nauen und Ketzin/Havel gilt weiterhin die Allgemeinverfügung, die bereits am Montag, 20. Oktober, erlassen wurde. Sie enthält verbindliche Regeln für Geflügelhalterinnen und -halter im Umkreis eines betroffenen Mastbetriebs in Weseram (Landkreis Potsdam-Mittelmark).
Am Dienstag hatte der Landkreis zudem Handlungsanweisungen zur Eindämmung der Vogelgrippe veröffentlicht. Bürger hatten zuvor den Umgang des Veterinäramts mit der Meldung verstorbener Vögel kritisiert (MAZ berichtete).
Veterinäramt setzt Drohnen zur Lageerfassung ein
Anfang der Woche hatten Mitarbeiter von Umwelt- und Veterinäramt Kranich-Schlafplätze bei Nauen und im Naturpark Westhavelland mit Drohnen überprüft, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Der Gülper See gilt mit seinen Niederungsflächen entlang der Havel als eines der wichtigsten Rastgebiete für Zugvögel in Mitteleuropa. Nach Angaben der Naturwacht Brandenburg hielten sich dort zuletzt rund 20.000 Gänse und 15.000 Kraniche auf. Weitere Rastplätze befinden sich im Rhinluch und an den Linumer Teichen im Landkreis Ostprignitz-Ruppin sowie im Havelländischen Luch. Insgesamt rasten derzeit bis zu 25.000 Kraniche in der Region, bevor sie ihre Reise nach Süden fortsetzen.

Mehrere Bundesländer meldeten in den vergangenen Tagen eine erhöhte Sterblichkeit bei Kranichen. Die Geflügelpest gilt als hochansteckende und oft tödlich verlaufende Virusinfektion bei Wild- und Hausvögeln. Aufgrund der intensiven Zugaktivität stuft das Friedrich-Löffler-Institut das Risiko weiterer Ausbrüche derzeit als „hoch“ ein.
Der Brandenburgische Landesverband der Rassegeflügelzüchter hatte aufgrund der aktuellen Lage zu Wochenbeginn seine am 8. und 9. November geplante jährliche Landesschau abgesagt (MAZ berichtete).
Bürgerinnen und Bürger können sich bei Fragen an das Veterinäramt unter 03321/4035515 oder [email protected] wenden. Weitere Informationen und Handlungsempfehlungen sind auf der Internetseite des Landkreises Havelland abrufbar.
