Mönchengladbach. Das Conference-Festival möchte unterschiedliche Perspektiven in den Vordergrund rücken und Debatten anstoßen. Bei einer Diskussion im Haus Erholung zeigten Stadtplaner aus ganz Deutschland, wie kreative Stadtentwicklung aussehen kann – und brachten konkrete Beispiele mit.
Wie kreative Stadtraumprojekte nicht nur Lückenfüller, sondern fester Bestandteil der Stadtentwicklung werden können, darum ging es am Donnerstagmittag beim „Blank Spaces“. Das Festival, das aktuell zum ersten Mal in der Gladbacher Innenstadt stattfindet, möchte die Relevanz und Vielfalt der Kulturszene in den Vordergrund stellen und Debatten anstoßen. Für die Diskussion „Just a happening?“ im Haus Erholung waren Stadtgestalter aus dem gesamten Bundesgebiet nach Mönchengladbach eingeladen – und konnten bereits realisierte Projekte vorstellen.
Ein Beispiel brachte die Architektin Kristina Gergert aus Hannover mit. Sie berichtete im Haus Erholung vom „Stadtlabor” in der Lutherstadt Wittenberg, das von dem Planungsbüros, bei dem sie tätig ist, umgesetzt wurde. Menschen einzubeziehen, sei dabei ein Schwerpunkt gewesen. Immer wieder gelte es, einen neuen Zugang zu finden, so Gergert, da jede Kommune ihre eigenen Vorstellungen, Vorbehalte und Erfahrungen habe. Da sich Wittenberg mit dem Strukturwandel sowie dem Wegziehen junger Menschen konfrontiert sieht, sei vor allem auch diese Zielgruppe eingebunden worden. Unter dem Motto „Wandel durch Handlung” habe man in einem Zeitfenster von zweieinhalb Jahren unter anderem mit jungen Auszubildenden Möbel selbst gebaut. Außerdem durften Schülerinnen und Schüler die endgültigen Entscheidungen über Fördermittel fällen. „Jedes Jahr werden dabei fünf Projekte für die Umsetzung ausgewählt”, erläuterte die Architektin aus der niedersächsischen Landeshauptstadt.
Martha Starke von dem Netzwerk „morgen.“ schilderte, wie Materialien wiederverwendet werden können. Abfall in großen Mengen entstehe vor allem im Bereich der Bauwirtschaft. Sie erklärte, wie lokale Ressourcen einer erneuten Verwendung zugeführt werden können: „Altmaterial wird von uns geerntet und dann wieder in den Kreislauf gebracht. Das ist kostengünstig.” Starke lenkte den Blick auch nach Hamburg-Altona, wo im Rahmen eines Stadtteilprojekts ausrangierte Mülltonnen in einer Tiefgarage wieder auf Vordermann gebracht worden seien. Der Verein „Schanzensaat”, der bei kostenlosen Pflanzaktionen Nachbarn zusammenbringt, nutzt die umgestalteten Behälter inzwischen. Außerdem verwies die Expertin für Stadtgestaltung auf das Projekt „Grünes Wasser”, das urbanen Wasserflächen neues Leben einhauchen und die Artenvielfalt fördern möchte. Hierfür habe man schwimmende Biotope, also bepflanzbare Schwimminseln realisiert. Die Projektteilnehmer benötigten allerdings einen langen Atem: Ehe es grünes Licht für diese Sondernutzung gab, seien 96 Personen kontaktiert worden, so Starke.
Der Mönchengladbacher Raumplaner Frank Schulz wies ebenfalls auf Schwierigkeiten hin, zeigte aber auch „geglückte Versuche” auf. So sei ein angedachter Kiosk im neu gestalteten Geropark gescheitert, weil es an Ehrenamtlichen fehlte. Im Westend sei dafür ein Redaktionsteam entstanden – das nun eigenständig ein paar Mal pro Jahr eine Zeitung für das Quartier herausgebe.
(cb rowi)
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