Drei Jahre lang hat Samo aus Hannover für VW gearbeitet. Es war sein absoluter Traumjob. Lange Zeit ging alles gut. Aus Kollegen wurden Freunde, aus einem Arbeitsplatz wurde eine Leidenschaft. Doch dann kam die Corona-Pandemie – und alles änderte sich.
Im Saboterview erzählt der 36-Jährige von seiner Zeit bei VW. Über das, was ihn begeisterte. Und darüber, wie seine Volkswagen-Karriere schließlich endete.
VW: Ex-Mitarbeiter lebte seinen Traum
Die Zeiten sind schwer für VW. Nicht nur die Kunden und Führungskräfte bekommen dies Tag für Tag zu spüren. Natürlich gehen die schweren Einschnitte und strengen Sparmaßnahmen nicht spurlos an den Mitarbeitern vorbei. Für sie ist die Situation nach wie vor sehr angespannt. Samo aus Hannover teilte seine Trauer und Enttäuschung über seinen Arbeitsweg bei Volkswagen ganz offen in den sozialen Medien. Doch nicht etwa mit bösen Worten, sondern durchaus wertschätzend und dankbar.
Im Gespräch mit Saboberichtet der heute 36-Jährige, dass VW immer sein Traum-Arbeitgeber gewesen sei. „Doch ich bin immer abgelehnt worden. Ich hatte nicht die richtige Ausbildung.“ Also habe er das geändert – und eine Ausbildung zum Industrie-Mechaniker gemacht. Dann habe er zehn Monate lang für Amazon-Pakete ausgeliefert. Und sich noch mal bei Volkswagen beworben. Kurz danach habe die Autovision bei ihm angerufen, sagt Samo. Er solle zum Gespräch vorbeikommen. Vor Ort sei dann schnell klar gewesen, dass er bleiben kann. nach seiner Einarbeitung im Werk habe er dann am Band der Montagelinie des T6 gestanden. Drei Jahre lang habe er seinen VW-Traum leben dürfen. Freundschaften im Werk geschlossen.
VW: „Du bist nur eine Nummer“
Auch als er durch die harte körperliche Arbeit einen Tennisarm erlitt, schmälerte er seinen Einsatz nicht. Doch die wirtschaftliche Lage des Autobauers bekamen die Kollegen der Zeitarbeitsfirma heftig zu spüren. „Oft wussten wir nicht, ob wir im kommenden Monat noch Arbeit haben würden“, berichtet Samo. Die Sorge um seine Familie, seine Kinder, seine ganze Existenz schwang immer mit. Immer wieder musste er sich beim Arbeitsamt melden, für den Fall, dass sein Arbeitsvertrag nicht verlängert werden würde. Dann, oft nur eine Woche vor Vertragsende dann die erlösende Nachricht der Vorgesetzten: Der Vertrag wird verlängert. Doch immer nur befristet. „Das macht was mit einem. Ich habe es am eigenen Leib erlebt, wie schlimm dieser Druck auf einem lastet“, so Samo. In der Ehe kriselte es, die drei Söhne (7, 9 und 11 Jahre) mussten schließlich versorgt werden.
Die letzte Vertragsverlängerung stand am 30. Juni an. Samos Vertrag war nicht dabei. „600 oder 700 Verträge standen auf der Kippe. Nur 100 bekamen eine Verlängerung. Meiner war leider nicht dabei.“ Mittlerweile habe er gehört, dass auch diese 100 Kollegen ihres Arbeitsplatzes nicht mehr sicher sein können. Diesen psychischen Druck und die Angst um seine Familie hatte Samo nur schwer verarbeitet. „Ich bin in ein Loch gefallen. War traurig, weil ich mich bei VW immer wohl gefühlt habe. Ich habe für den Laden gebrannt – am Ende wurde ich fallen gelassen.“
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Mittlerweile hat er sich wieder aufgerappelt. Hat sich wieder beworben und eine neue Arbeitsstelle gefunden. „Mir geht es wieder gut und ich bin VW immer noch dankbar, für alles, was ich da lernen durfte. Jetzt hat sich leider bewahrheitet, was mir bereits am Anfang meiner Zeit bei VW gesagt wurde: Dort bist du nur eine Nummer. Fällst du aus, kommt der Nächste.“ In seinem Posting in den sozialen Medien endet Samo mit den Worten: „Ich wünsche euch nur das Beste – bleibt gesund, bleibt stark, und verliert nie den Respekt füreinander. Denn am Ende sind es die Menschen, die den Unterschied machen. Nicht nur die Zahlen.“Er sei immer stolz gewesen, seinen drei autoverrückten Söhnen seinen Arbeitsplatz zu zeigen. Doch jetzt geht es für ihn weiter. Auf zu einem neuen Arbeitgeber, mit einem Festvertrag. Bei dem er am Anfang des Monats weiß, dass er zum nächsten Ersten auch noch wiederkommen darf.
