Der Autobauer sucht fieberhaft nach alternativen Chip-Lieferanten, nachdem der Handelskrieg zwischen China und den USA die Lieferketten zerschnitten hat. Die geopolitischen Spannungen bedrohen jetzt deutsche Produktionslinien.
Mitten im geopolitischen Schachspiel zwischen China und den USA gerät Volkswagen zwischen die Fronten. Der Wolfsburger Konzern ringt aktuell um eine Lösung, um drohende Produktionsausfälle abzuwenden.
Laut „Handelsblatt“ verhandelt VW bereits mit alternativen Lieferanten, nachdem ein Exportverbot für Nexperia-Chips aus China die Versorgungslage dramatisch verschärft hat.
Geopolitik trifft Autoproduktion
„Wir haben einen alternativen Lieferanten, der den Lieferausfall der Nexperia-Halbleiter ausgleichen könnte“, erklärte VW-Markenproduktionsvorstand Christian Vollmer laut „Bild“. Der Hintergrund: Die niederländische Regierung hatte auf Druck Washingtons die Kontrolle über den Halbleiterhersteller Nexperia übernommen.
Als Vergeltungsmaßnahme blockierte Peking prompt den Export von Nexperia-Produkten aus chinesischen Fabriken. Besonders brisant: Wie „Bild“ aus Unternehmenskreisen erfuhr, ist eine schnelle Einigung mit einem Nexperia-Wettbewerber unwahrscheinlich. Die Komponenten müssten zudem aufwendig getestet werden, bevor sie in Fahrzeugen verbaut werden können. Der Konzern hatte bereits angekündigt, ab kommender Woche möglicherweise die Golf-Produktion auszusetzen.
Unscheinbare Chips mit massiver Wirkung
Die betroffenen Bauteile sind keine High-End-Komponenten, sondern Standardchips – winzige Schalter, Regler und Dioden, die in nahezu jeder elektronischen Anwendung stecken. Sie bilden das unsichtbare Rückgrat moderner Fahrzeugelektronik. Laut „Zeit“ steuern diese Komponenten kritische Funktionen wie Stromflüsse, Sensoren und Motoren und sichern Systeme gegen Überspannung.
Die aktuelle Situation verdeutlicht die Verwundbarkeit europäischer Industrieunternehmen im globalen Handelskrieg. Während VW besonders hart getroffen wurde, sind auch andere Branchen von der Nexperia-Blockade betroffen. Die Abhängigkeit von globalen Lieferketten wird zur Achillesferse der deutschen Wirtschaft.
Business Punk Check
Der Fall VW zeigt schonungslos, wie politische Machtspiele die Realwirtschaft in die Knie zwingen. Die viel gepriesene Globalisierung entpuppt sich als Hochrisikostrategie, wenn geopolitische Spannungen eskalieren. Europas Industrie hat ihre Lieferketten-Hausaufgaben nicht gemacht – trotz aller Warnungen seit der ersten Chip-Krise 2021. Statt echter Diversifizierung wurde auf schnelle Normalisierung gesetzt.
Die harte Wahrheit: Wer seine kritische Infrastruktur nicht kontrolliert, wird zum Spielball fremder Mächte. Für Unternehmen bedeutet das: Lieferketten-Resilienz ist kein Nice-to-have mehr, sondern Überlebensstrategie. Wer jetzt nicht in lokale Produktionsnetzwerke und strategische Redundanzen investiert, wird bei der nächsten geopolitischen Krise wieder am Boden liegen.
Häufig gestellte Fragen
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Wie können Unternehmen ihre Lieferketten gegen geopolitische Risiken absichern? Unternehmen sollten ihre Lieferanten-Portfolios diversifizieren, kritische Komponenten von mindestens drei unabhängigen Quellen beziehen und regionale Produktionsnetzwerke aufbauen. Zudem empfiehlt sich ein kontinuierliches Risiko-Monitoring politischer Entwicklungen in Schlüsselmärkten. 
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Welche Branchen sind neben der Automobilindustrie besonders anfällig für Chip-Engpässe? Besonders exponiert sind die Konsumgüterelektronik, Medizintechnik, Telekommunikation und industrielle Automatisierung. Auch der Mittelstand ist betroffen, da Standard-Halbleiter in nahezu allen elektronischen Produkten verbaut werden. 
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Wie wirkt sich die Chip-Krise auf die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland aus? Die Krise offenbart strukturelle Schwächen im europäischen Industriemodell. Ohne massive Investitionen in lokale Halbleiterproduktion und technologische Souveränität droht ein langfristiger Wettbewerbsnachteil gegenüber Regionen mit gesichertem Chip-Zugang. 
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Was bedeutet die aktuelle Situation für Zulieferer und den Mittelstand? Zulieferer müssen ihre Abhängigkeit von einzelnen Chip-Herstellern reduzieren und flexible Produktionskonzepte entwickeln. Mittelständler sollten Komponenten-Bestände für kritische Produkte aufbauen und alternative Designs mit verfügbaren Bauteilen entwickeln. 
Quellen: „Zeit“, „Handelsblatt“, „Bild“