Hessischer Gründerpreis
Wärme und Vertrauen für Familien
Die Frankfurter Rundschau präsentiert die Nominierten des Hessischen Gründerpreises 2025 mit Kurzinterviews: Main Glückskind ist Finalist in der Kategorie „Gesellschaftliche Wirkung“.
Anja Kreil und Arlett von Hoessle haben 2022 Main Glückskind in Dreieich gegründet. Ihr Antrieb: einen Ort zu schaffen, an dem Familien Wärme, Vertrauen und Unterstützung finden. Von der Schwangerschaft bis ins Jugendalter.
Wer braucht Sie?
Familien brauchen einen Ort, an dem sie sich verstanden und willkommen fühlen. Vom ersten Ultraschall bis zu den Herausforderungen mit Schulkindern und Teenagern. Klassische Familienzentren leisten wertvolle Arbeit. Wir ergänzen dieses System, indem wir berufstätige Eltern ansprechen, die mitten im Leben stehen und sich in den bestehenden Strukturen oft nicht wiederfinden. Heute begleiten wir wöchentlich über 300 Familien aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet in Kursen, Beratungen und offenen Treffs.
Warum haben Sie gegründet?
Wir sind Pädagoginnen und Mütter. Als wir in der Corona-Zeit selbst Eltern wurden, haben wir gespürt, wie wichtig ein sicherer Raum in dieser wundervollen und zugleich herausfordernden Zeit ist. Anfangs wollten wir nur Eltern-Kind-Kurse geben. Doch schnell wurde klar: Familien brauchen mehr. Schritt für Schritt wuchs ein Netzwerk, das von Kursen über Beratungen bis hin zu offenen Begegnungsformaten reicht. Von Anfang an war uns wichtig, dass Fachkräfte bei uns nicht ehrenamtlich arbeiten, sondern ihren Beruf als sichere Einnahmequelle ausüben können.
Wer hat in Sie investiert – und wer nicht?
Alles, was Main Glückskind heute ist, haben wir aus eigener Kraft aufgebaut – mit Ersparnissen, unzähligen Arbeitsstunden und einem Mikrokredit der WIBank. Öffentliche oder kommunale Unterstützung gab es bislang nicht.
Was war die größte Hürde?
Wer gründet, steht vor einem Berg aus Formularen, Regeln und Stolpersteinen – oft weiß man nicht einmal, welche Fragen man stellen muss. Ohne öffentliche Förderung war das für uns besonders herausfordernd. Hinzu kommt: Für ein Modell wie unseres gibt es keine Blaupause.
Wo brennt es aktuell im Betrieb?
Wir jonglieren drei Säulen gleichzeitig: Kurse, Begegnungsräume und strategische Weiterentwicklung. Im Alltag beraten, begleiten und organisieren wir und haben zu wenig Zeit, am Unternehmen selbst zu arbeiten. Der nächste Schritt ist, auch unsere eigene Arbeit finanziell abzusichern. Dafür entwickeln wir unsere Strukturen weiter in eine gemeinnützige Form, um unsere Wirkung dauerhaft zu sichern und uns selbst faire Gehälter auszahlen zu können.
Was ist der große Traum?
Unser großer Traum ist ein Ort, der bleibt, als Modellprojekt, das zeigt, wie moderne Familienbegleitung aussehen kann: unabhängig, privat initiiert und professionell. Wir möchten, dass Familien frühzeitig Unterstützung finden, bevor Überforderung entsteht.
Wo wünschten Sie sich für Initiativen wie Ihre mehr öffentliche Unterstützung?
Wir wünschen uns, dass soziale Gründungen wie unsere noch stärker als Partner wahrgenommen werden. Oft fehlen passende Fördertöpfe oder Strukturen, die es erleichtern würden, unsere Arbeit langfristig abzusichern. Gerade weil wir Familien stärken, Frauen neue berufliche Chancen eröffnen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern, wäre ein stärkeres öffentliches Commitment ein wertvolles Signal.
Das sagt die Jury: Die Freude und das Herzblut, mit dem Anja Kreil und Arlett von Hoessle ihre Gründung Main Glückskind präsentieren, sind ansteckend. Sie haben aus dem Nichts in Eigenregie ein Familienzentrum geschaffen und damit einen Ort für Unterstützung, Zusammenkommen und Austausch für Eltern oder auch nur für eine kurze Auszeit.
