Warum Experten vor Laubbläsern warnen

Meerbusch. Die lauten Gebläse haben laut Umweltamt zahlreiche Nachteile für Mensch und Tier. Welche das sind und warum liegen gelassenes Laub sogar gut für den Garten sein kann.

Wenn das Herbstlaub fällt, dann sind sie wieder im Einsatz: Laubsauger und Laubbläser. Die einen finden sie praktisch, die anderen stöhnen auf, wenn die Geräte wieder in Parks und Gärten für Lärm sorgen. Nicht nur das. Sie schädigen auch Umwelt, Gesundheit und stören den Naturhaushalt. Darauf weist das Amt für Umweltschutz des Rhein-Kreises Neuss hin.

„Wir empfehlen, zu Rechen und Harke zu greifen. Das welke Laub sollte auf Beete und unter Gehölze verteilt werden, wo es während des Winters langsam verrottet, dem Boden als Schutz dient und im Frühjahr als natürlicher Dünger in den Boden eingearbeitet werden kann“, rät Amtsleiterin Ines Willner.

Durch den Schallpegel der Laubsauger und Laubbläser von über 100 Dezibel – das ist ungefähr so laut wie ein Presslufthammer – werden vor allem die Nachbarn belästigt und je nach Dauer die Gesundheit der Benutzer geschädigt. Denn schon ab einem Lärmpegel von 85 Dezibel könne es bei Dauerbelastungen zu Hörschäden kommen.

Darüber hinaus würden Laubsauger und Laubbläser, die von einem Verbrennungsmotor angetrieben werden, gesundheitsschädliche Abgase ausstoßen. Auch die Bodenbiologie werde durch sie gravierend beeinträchtigt, so das Umweltamt. „Die lauten Geräte saugen mit den welken Blättern auch Kleintiere wie Spinnen und Insekten auf, häckseln und töten sie dabei. Außerdem zerstören sie Pflanzensamen.“

Das Umweltamt nennt weitere Konsequenzen: Da die abgesaugten oder mit einer Luftgeschwindigkeit von bis zu 220 Stundenkilometer weggeblasenen Blätter und Äste nicht mehr auf dem Boden verrotten, werde somit die Humus- und Nährstoffbildung behindert. „Die am Boden lebenden Kleintiere wie Würmer, Insekten, Spinnen und Kleinsäuger verlieren Nahrung und Lebensraum, der Boden wird der Deckschicht beraubt, die ihn vor Austrocknung und bei extremer Kälte schützt.“

Negative Folgen gebe es auch beim Einsatz auf Wiesen und Gehwegen. Dort würden Mikroben, Pilzsporen, Unrat und Tierkot aufgewirbelt und fein in der Luft verteilt. Auch der vom Abrieb der Reifen und Bremsen stammende Feinstaub sowie Dieselruß, der sich bereits am Boden abgesetzt hatte, werde erneut aufgewirbelt, sodass er eingeatmet werden kann. Diese aufgewirbelten Feinstäube verschlechterten die Qualität der Luft zusätzlich zu den bereits bestehenden Belastungen, heißt es vom Umweltamt.

Darüber hinaus lohne es sich nach Meinung der Experten der Kreisverwaltung, Laubhaufen in einer ruhigen Ecke des Gartens liegen zu lassen. „Sie bieten Igeln einen geschützten Platz für ihren Winterschlaf und tragen so zum Erhalt dieser nützlichen Tiere bei. Auch viele Insektenarten nutzen die Haufen als Unterschlupf“, heißt es.

Wer also auf Laubsauger verzichtet und stattdessen Laub im Garten bewusst liegen lasse, unterstütze aktiv die Artenvielfalt. Wichtig sei dabei, die Haufen möglichst ungestört liegen zu lassen, da Igel sehr empfindlich auf Störungen während des Winterschlafs reagierten. Zusätzlich dienten Laubhaufen als natürliche „Klimaanlage“ im Garten: Sie halten den Boden feucht, schützen ihn vor Frost und fördern die Bildung von fruchtbarem Humus. So profitieren nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen von diesem einfachen, umweltfreundlichen Beitrag.

Auf öffentlichen Gehwegen müssen Anwohner in Meerbusch dagegen das Laub entfernen, um hier für die Sicherheit von Passanten zu sorgen. Aber auch müsse nicht unbedingt ein Laubbläser zum Einsatz kommen.

(stz akir)

Mehr von RP ONLINE

So wird Herbstlaub richtig entsorgt

Goldene Augenblicke – so schön ist der Herbst vor unserer Haustür

Radfahren in der kalten Jahreszeit

Related Post

Leave a Comment