Ich weiß ja nicht, wie es dir so geht, aber ich fühle mich aktuell einfach nur dauererschöpft und könnte gefühlt bei jeder Kleinigkeit anfangen zu heulen. Falsch: Ich mach’s sogar! Und wenn ich mich da so in meinem Umfeld umhöre, scheint es vielen so zu gehen. Aber woher kommt diese kollektive Erschöpfung? Und viel wichtiger: Wie gehen wir damit um?
Erst neulich saß ich abends mal wieder mit dem Smartphone in der Hand auf dem Sofa und habe durch Instagram gescrollt. Und was sehe ich da? Ein neues Reel von Malte Zierden, in dem er mir von dem drei Monate alten Kapuzineräffchen Buddha erzählt, dessen Eltern erschossen wurden und der deshalb nun einen Teil seiner Kindheit in einem Inkubator verbringen muss. Meine Reaktion darauf? Ich habe literally das ganze Video durchgeheult.
Und ja, ich würde mich generell als sehr sensiblen Menschen beschreiben – wenn nicht sogar hochsensibel – aber aktuell sind meine Gefühle wirklich außer Rand und Band. Und ich kann das Ganze nicht mal auf meinen Zyklus und ‘nen krassen Anfall von PMS schieben – ne, ich bin einfach die GANZE ZEIT mega gefühlig, emotional und dadurch auch irgendwie dauermüde. Sind hier wieder irgendwelche Planeten rückläufig? Liegt irgendwas in der Luft? Oder was ist da los?
Denn ich habe das Gefühl, dass es da vielen so geht. Zumindest in meiner Bubble. Ja, es wirkt fast so, als würden aktuell alle nur noch wie auf dem Zahnfleisch gehen und bei der nächsten „Kleinigkeit“ zusammenbrechen. Wie ich zum Beispiel, wenn ich mir Videos von verwaisten Affen anschaue oder andere traurige Geschichten, die mir regelmäßig in den Feed gespült werden. Und genau das ist wahrscheinlich das Problem: Die Flut an Negativnachrichten nimmt einfach nicht ab. Im Gegenteil!
Die Welt ist im Ars**!
Denn wenn man sich anschaut, was aktuell in der Welt so los ist, bekommt man es schlichtweg mit der Angst zu tun. Klimawandel, Kriege, wirtschaftliche Unsicherheiten – an jeder Ecke brennt es. Und während darüber hinaus auch noch Frauenrechte weltweit immer mehr zurückgedrängt werden und man den Rechtsruck nicht mehr ignorieren kann, hat die Politik nichts Besseres zu tun, als darüber zu diskutieren, ob ‘ne Veggie-Wurst nun noch WURST heißen darf. (AHHH) Weltschmerz heißt das dann wohl … Und ganz ehrlich: Kein Wunder, dass da irgendwann die Tränen kullern, weil eben alles zu viel ist.
Denn neben all diesen Krisen und globalen Herausforderungen bleiben ja auch noch die persönlichen Kämpfe, die man gerade vielleicht noch so zu kämpfen hat. Oder eben einfach der Alltag, der bewältigt werden will.
Was macht das mit uns?
Das ist DAUERSTRESS! Und genau der macht uns so dünnhäutig … Und diese Dünnhäutigkeit wiederum führt dazu, dass wir empfänglicher für alle möglichen Zwischentöne werden und auch unsere Antennen für Empathie sensibler reagieren. Jep, that’s me, die bei allen möglichen Videos sofort anfängt zu flennen, weil sie diese Ungerechtigkeit nicht erträgt.
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Wenn man das mal etwas genauer betrachtet, ist dafür übrigens das limbische System – also der Teil des Gehirns, der maßgeblich für Emotionen und Stressreaktionen zuständig ist – verantwortlich. Dieses springt nämlich logischerweise sehr viel schneller an, wenn wir quasi von allen Seiten „bedroht“ werden. Da bringt selbst so ein kleines Insta-Video das Fass zum Überlaufen und wir reagieren viel emotionaler und impulsiver, als Informationen stattdessen einfach rational einzuordnen. Joa, geht aber auch schlecht, wenn man so ein kleines Baby-Äffchen sieht oder mal wieder die neuesten Meldungen aus aller Welt reinflattern, bei denen man nur ungläubig den Kopf schütteln kann …
Na ja, und hinzukommt dann ja auch noch die Tatsache, dass wir unserem Nervensystem heutzutage generell eigentlich kaum noch die Möglichkeit geben, mal richtig herunterzufahren. Das liegt zum einen natürlich an unseren ganzen To-dos und sozialen sowie beruflichen Verpflichtungen, zum anderen aber auch an der ständigen Überstimulation. Jaaaa, oder wie hoch ist deine Bildschirmzeit heute so? Das führt letztlich dazu, dass unser inneres Stresslevel nie wirklich auf null sinkt. Ergo: Unsere Emotionen poltern viel schneller aus uns raus – in meinem Fall gerne noch mit ‘ner Flut aus Tränen.
Wie bekommen wir das in den Griff?
Ganz einfach: Ohne Smartphone auf ‘ne einsame Insel ziehen! Spaß, das ist natürlich auch keine Lösung … aber ich glaube, eine richtige Lösung dafür gibt es eben auch nicht. Denn all die Probleme, die ich da oben angeschnitten habe, verschwinden nun mal nicht von heute auf morgen. We wish. Stattdessen müssen wir also irgendwie versuchen, diese Flut aus Negativnachrichten heile zu überstehen. Wie? Eine Maßnahme kannst du dir sicherlich schon denken. Genau: eine Pause von Social Media. Das muss kein kompletter Digital Detox sein (ja, lasst uns realistisch bleiben), aber so ein paar konsequente Pausen oder Limits am Tag würden uns sicher allen guttun. Oder du machst es wie ich und schaust dir so lange irgendwelche Videos von süßen Kaninchen an, bis dir nur noch das ausgespielt wird, haha.
Doch auch sonst ist es wichtig, dass du dir gezielt Ruheinseln im Alltag schaffst, damit dein Nervensystem die Chance hat, herunterzukommen. Wie du das machst, kann natürlich ganz individuell aussehen. Doch am allerwichtigsten ist, dass wir uns alle zugestehen, Gefühle zu haben, die nicht einfach weggedrückt werden müssen. Denn die Welt ist einfach wahnsinnig überfordernd gerade und da ist es okay, nicht okay zu sein. Und wenn das bedeutet, dass ab und zu mal die Tränen kullern, dann ist das halt so. Manchmal reicht nämlich schon das, um sich danach wieder etwas leichter zu fühlen.
