Wenn der Alltag zur Hürde wird – Stadt startet Inklusions-Umfrage

Grevenbroich. Wie barrierefrei ist Grevenbroich wirklich? Diese Frage will die Stadt nun mit Unterstützung der Bürger beantworten. Eine Online-Befragung soll zeigen, wo es im Alltag noch hakt – und welche Schritte nötig sind, um Hindernisse abzubauen.

Barrieren im Alltag können ganz unterschiedlich aussehen – manchmal ist es eine fehlende Rampe, ein unverständliches Formular oder eine Ampel ohne akustisches Signal. Für viele Menschen mit Beeinträchtigung bedeuten solche Hürden, dass sie an bestimmten Lebensbereichen gar nicht oder nur eingeschränkt teilnehmen können. Um herauszufinden, wo es in Grevenbroich noch Nachholbedarf gibt und in welchen Bereichen sich Betroffene mehr Unterstützung wünschen, hat die Stadt jetzt eine Online-Umfrage zur Barrierefreiheit gestartet.

„Ziel ist es, zunächst den Ist-Zustand aufzunehmen, um dann mit allen Beteiligten an Lösungen zu arbeiten“, sagt Inklusionsbeauftragter Uwe Durst. Die Befragung läuft noch bis zum 31. Dezember, bisher haben sich rund 40 Personen beteiligt. Der Fragebogen richtet sich sowohl an Menschen mit Behinderung als auch an Angehörige, Begleitpersonen oder Mitarbeiter sozialer Einrichtungen. Abgefragt wird unter anderem, welche Barrieren die Teilnehmer im Alltag in Grevenbroich erleben – sei es beim Einkaufen, in Ämtern oder auch im Internet.

Dabei unterscheidet die Stadt zwischen verschiedenen Arten von Hürden: Physische Barrieren etwa sind bauliche Hindernisse, technische Barrieren können schwer bedienbare Internetseiten oder Apps sein. Unter sozialen Barrieren versteht man Formen von Ausgrenzung, Vorurteilen oder mangelnder Sensibilität im Umgang mit Betroffenen. Und bürokratische Barrieren entstehen, wenn Formulare beispielsweise zu kompliziert sind. „Es ist wichtig, hier zu unterscheiden, da jede Situation und Realität individuell zu betrachten ist“, so Uwe Durst.

Neben der Einschätzung, wie stark die einzelnen Barrieren das Alltagsleben beeinflussen, können Teilnehmer auch angeben, wie zufrieden sie mit der Inklusion in Grevenbroich insgesamt sind. Seit September 2024 gibt es den sogenannten „Barriere-Melder“, für all jene Hürden, die für Grevenbroicher mit körperlichen Beeinträchtigungen ein Ärgernis sind. Der Inklusionsbeauftragte betont, dass man mit dem neuen Fragebogen noch genauer auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen möchte. „Wir möchten damit möglichst viele Grevenbroicher erreichen“, sagt Durst. Dabei gehe es nicht nur um Menschen mit Behinderung, Hürden müssen beispielsweise auch ältere Menschen überwinden, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind.

Der Fragebogen steht online auf der Internetseite der Stadt bereit (unter dem Reiter Beteiligungen) und kann auch in Leichter Sprache heruntergeladen und anschließend ausgefüllt werden. Die Bögen können per E-Mail an [email protected] oder per Post an die Stadtverwaltung gesendet werden. Die Ergebnisse sollen im kommenden Jahr ausgewertet und in ein Konzept einfließen, das konkrete Schritte zum Abbau von Barrieren und zur Förderung der Inklusion aufzeigt.

Das nächste Etappenziel ist das Inklusionskonzept, das im Dezember vorgestellt werden soll. Eigentlich war die Veröffentlichung bereits im Mai geplant – da gerade auch persönliche Erfahrungen von Betroffenen Teil davon sein sollen, verzögert sich die Präsentation. Inhaltlich geht es um zentrale Themen wie Sicherheit, barrierefreie Wohnungen, den öffentlichen Nahverkehr und den Zugang zu kulturellen Angeboten. In sogenannten Zukunftswerkstätten können Betroffene selbst mitteilen, wo es hakt.

(yak mv)

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