Die Bristol-Stuhlformen-Skala klassifiziert die Dichte und das Aussehen von Stuhlproben. Somit kann der tägliche „Blick zurück“ in die Toilettenschüssel wichtige Informationen über die Gesundheit enthalten.
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Wie der Stuhl aussieht
Stuhlbeobachtung tauchen in medizinischen Werken zwar schon lange als diagnostisches Werkzeug auf – aber ohne klare Systematik. Klinisch bedeutete das: zwei Ärzte konnten dieselbe Stuhlprobe unterschiedlich beschreiben. Was man schon lange vermutete: Härterer Stuhl deutet auf eine langsamere Passage hin, flüssigerer auf eine kürzere. Erst 1997 zeigten zwei Forscher der Uni Bristol, dass Konsistenz deutlich stärker mit Transitzeit korreliert. Es war die Geburtsstunde der Bristol-Stuhlformen-Skala (original „Bristol Stool Form Scale“, BSFS). Diese gilt als sehr verlässlich – und erlaubt es Medizinern, z. B. Reizdarmpatienten objektiv nach Stuhltyp zu klassifizieren.
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So wurde die Bristol-Stuhlformen-Skala entwickelt
Die Bristol-Stuhlformen-Skala ist eine äußerst hilfreiche Skala zur Klassifizierung von Stuhl, die von sehr hart bis sehr weich reicht und von Kenneth Heaton und S. J. Lewis von der University of Bristol entwickelt wurde.
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Heaton und Lewis hatten damals untersucht, ob die Form des Stuhls (nach der Skala) mit der Darmpassagezeit korreliert und ob sich Veränderungen in der Transitzeit (durch Medikamente wie Senna oder Loperamid) im Stuhlbild widerspiegeln. Senna (Sennesblätter) ist ein Abführmittel zur Behandlung von Verstopfung. Loperamid ist ein Mittel gegen Durchfall. Sennesblätter regen die Darmtätigkeit an, wohingegen Loperamid die Darmbewegungen verlangsamt und die Wasseraufnahme im Darm erhöht.
Heaton und Lewis hatten dazu Stuhlgewicht, Stuhlfrequenz und Stuhlkonsistenz von 66 gesunden Freiwilligen wiederholt auf einer 7-Punkte-Skala ermittelt. Danach hatten sie die Transitzeit mit Senna und
Loperamid
beeinflusst. Ergebnis: Unter Senna war die Transitzeit verkürzt, der Stuhl war häufiger weicher und hatte höheres Stuhlgewicht. Unter Loperamid zeigten sich gegenteilige Effekte. Also: Je langsamer die Darmpassage, desto härter der Stuhl (niedriger Skalenwert) – und je schneller die Darmpassage, desto weicher oder flüssiger der Stuhl (hoher Skalenwert).
Wichtig: Den Forschern ging es nicht darum, die Ursachen einzelner Stuhltypen zu erklären.
Sie untersuchten ausschließlich die Korrelation zwischen Transitzeit und Konsistenz. Heaton und Lewis schlussfolgerten damals, dass ihre Skala empfindlich ist gegenüber Veränderungen der Darmfunktion und damit geeignet zur klinischen und wissenschaftlichen Überwachung von Transitzeitänderungen.
7 Stuhltypen der Bristol-Skala
- Typ 1: Einzelne harte Kügelchen
- Typ 2: Klumpige, wurstartige Masse
- Typ 3: Wurstartig mit rissiger Oberfläche
- Typ 4: Wurstförmig mit glatter Oberfläche
- Typ 5: Weiche Klümpchen mit glattem Rand
- Typ 6: Einzelne weiche Bröckchen mit unregelmäßigem Rand
- Typ 7: Flüssig, ohne feste Bestandteile
Experten betrachten die Typen 1 und 2 als ungewöhnlich hart. Die Typen 6 und 7 sind indes ungewöhnlich weich. Die Typen 3, 4 und 5 werden im Allgemeinen als die häufigsten betrachtet.
Ursachen und was die Stuhlformen bedeuten können
Die Bristol-Stuhlskala erklärt nicht Ursachen wie Ernährung oder Erkrankungen, sondern zeigt vor allem die physiologische Beziehung zwischen Stuhlform und Transitzeit.
Weitere wissenschaftliche Artikel benennen Ursachen wie Ernährung oder Erkrankungen. Diese Hinweise beruhen oft jedoch auf allgemeineren klinischen Zusammenhängen und nicht ausschließlich auf originären Studien mit hoher Evidenz.
Nicht für jede „problematische“ Stuhltyp-Kategorie (Typ 1,2,6,7) ist eine eindeutige Ursache oder Erkrankung wissenschaftlich belegt. Häufig handelt es sich um Korrelationen: z. B. veränderte Mikrobiota und weichere Stühle.
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Oder Durchfalltypen und ein höheres Risiko etwa für die infektiöse Darmentzündung Clostridium difficile.
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Typ 1 (Einzelne harte Kügelchen)
Diesen Stuhl loszuwerden, ist meist ein schmerzhaftes Unterfangen und deutet ganz klar auf Flüssigkeitsmangel und damit Verstopfung hin. Dieser Stuhl kann auch dunkler sein. Die erste Maßnahme: Trinken, trinken, trinken! Koffein und Alkohol können die Darmtätigkeit beeinflussen und Wasser entziehen – insbesondere bei Neigung zu Verstopfung ist Zurückhaltung sinnvoll. Gut ist es indes, mehr Ballaststoffe zu sich zu nehmen und regelmäßig Sport zu treiben. Haben Sie öfter mit diesem Typ zu kämpfen und dazu noch weniger als dreimal die Woche Stuhlgang, kann das auf eine durch Fehlernährung gestörte Darmflora hinweisen. In diesem Fall sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Der kann – in schweren Fällen –
Medikamente
verschreiben, die den Stuhl weicher machen und den Darm zur Entleerung anregen.
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Typ 2 (Klumpige, wurstförmige Masse)
Auch dieser Typ kann wie Typ 1 auf Verstopfung hinweisen. Häufig kann das Problem mit ordentlich Wasser und einer ballaststoffreichen Ernährung behoben werden. Schuld können allerdings – wie bei Typ 1 – auch Stress oder Medikamente sein. Manchmal hat es auch psychische Ursachen, wie beispielsweise auf Reisen, wo es sich bekanntlich weniger gut entspannen lässt als auf der heimischen Toilette.
Ein Hocker vor dem WC soll den Stuhlgang erleichtern
Auch die Position des Körpers beim Stuhlgang kann Probleme bei der Entleerung verursachen. Forscher der Ohio State University haben gezeigt, dass ein deutlich kleinerer Winkel als 90 Grad zwischen Oberschenkel und Oberkörper die Anstrengung bei der Entleerung mindert. Man kann diese Hockposition einfach erreichen, indem man die Füße etwa auf einem Hocker abstellt. Die Studie wurde 2019 im „Journal of Clinical Gastroenterology“ veröffentlicht.
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Typ 3 (Wurstartig mit rissiger Oberfläche)
Typ 3 hat eine wurstähnliche Form, jedoch mit Rissen an der Oberfläche. Bei diesem Anblick gibt es keinen Grund zur Sorge. Lediglich ein paar Ballaststoffe mehr, sprich Obst, Gemüse und Vollkornprodukte auf dem täglichen Speiseplan könnten nicht schaden.
Typ 4 (Wurstförmig mit glatter Oberfläche)
Typ 4 hat wie Typ 3 eine wurstähnliche Form, jedoch eine glatte und weiche Oberfläche. So soll es ein. Wohlgeformt und geschmeidig gleitet der perfekte Stuhl ohne Mühe heraus. Dieser Typ hinterlässt keine Spuren auf dem Toilettenpapier und ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass mit der Verdauung alles in Ordnung ist und der Darm sich wohlfühlt.
Typ 5 (Weiche Klümpchen mit glattem Rand)
Typ 5 ist weicher Stuhl mit klaren Rändern, der leicht ausgeschieden werden kann. Auch kein Grund zur Sorge und die logische Konsequenz, wenn man gerne zu großen Portionen Gemüse greift. Auch übermäßiger Genuss zuckerfreier Kaugummis oder Bonbons mit dem Süßstoff Manitol kann zu Typ 5 führen.
Typ 6 (Einzelne weiche Bröckchen mit unregelmäßigem Rand)
Diese Form weist auf eine beschleunigte Darmpassage hin, bei der Flüssigkeit und Nährstoffe nicht vollständig resorbiert werden können. Bei Typ 6 spricht man deshalb schon von Durchfall. Im besten Fall wurde die letzte Mahlzeit nicht besonders gut vertragen und musste dementsprechend auf schnellem Wege raus. Hält der Zustand länger an, könnte diese Stuhlform auch auf eine Lebensmittelunverträglichkeit wie bspw. Laktoseintoleranz hindeuten. Übrigens: Eine gute Alternative für Menschen mit Laktoseintoleranz ist probiotischer
Brottrunk
.
Typ 7 (Flüssig, ohne feste Bestandteile)
Anhaltender, wässriger Stuhlgang kann in seltenen Fällen ein Erkrankungssymptom sein. Verursacht werden kann er durch Viren, Bakterien oder gar Parasiten. Wichtig ist, den Flüssigkeitsverlust sofort wieder auszugleichen. Hält starker Durchfall an, ist dringend eine ärztliche Abklärung erforderlich.
Zur Behandlung von Durchfall ist es wichtig, viel zu trinken, um den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten. Bei chronischem oder anhaltendem Durchfall sollte man einen Arzt aufsuchen.
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Was verrät der Geruch des Stuhls?
Der Geruch von Stuhl wird durch flüchtige organische Verbindungen (VOCs) verursacht, insbesondere Indol, Skatol, Schwefelwasserstoff und kurzkettige Fettsäuren. Diese Stoffe entstehen bei der bakteriellen Zersetzung von Proteinen und Fetten im Dickdarm. Studien zeigen, dass eine Ernährung mit hohem Fleisch- und Schwefelgehalt die Konzentration von unter anderem Schwefelwasserstoff erhöht – eine stark riechende Hauptkomponente des Stuhls.
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Entsprechend erhöht eine Ernährung mit hohem Fleisch- und Schwefelgehalt die Konzentration dieses und anderer Geruchsstoffe stark.
Ein deutlich veränderter, fauliger oder chemischer Geruch kann bei Veränderungen der mikrobiellen Metaboliten bei Erkrankungen vorkommen, etwa im Rahmen von Malabsorption oder Infektionen. Laut „Mayoclinic“ deutet fettiger, übel riechender Stuhl oft auf Zöliakie hin – wenngleich nicht jeder gelbe Stuhl Zöliakie bedeutet.
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Wichtig: Geruch liefert allenfalls unspezifische Hinweise, ist aber kein valider diagnostischer Marker.
Was verrät die Farbe des Stuhls?
Die Stuhlfarbe wird im Allgemeinen von der Ernährung sowie von der Menge an Galle – einer gelbgrünen Flüssigkeit, die Fette verdaut – im Stuhl beeinflusst. Wenn die Galle durch den Verdauungstrakt wandert, wird sie durch Enzyme so verändert, dass sich ihre Farbe von grün nach braun ändert. Als typisch gelten Stuhlfarben in allen Brauntönen und sogar Grün.
Wenn Ihr Stuhl hellrot oder schwarz ist – was auf Blut hindeuten kann – suchen Sie sofort einen Arzt auf.
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Farberklärungen
- Grüner Stuhl entsteht etwa, weil grüne Nahrung (z.B. Spinat oder Grünkohl) den Dickdarm zu schnell passieren kann und die Galle dann nicht genug Zeit hat, sich abzubauen.
- Hell gefärbter, weißer oder lehmfarbener Stuhl deutet auf einen Mangel an Galle hin. Laut der „Mayoclinic“ kann dies auf eine Verstopfung der Gallengänge hinweisen.
- Gelber Stuhl, der zudem fettig und übelriechend ist, deutet auf überschüssiges Fett hin und kann auf Zöliakie hindeuten.
- Orangefarbener Stuhl kann auftreten nach dem Verzehr von Beta-Carotin-reicher Kost, etwa in Form von Karotten oder Kürbis. Aber auch durch bestimmte Medikamente wie Antibiotika oder Medikamente zur Linderung von Harnwegsbeschwerden.
- Schwarzer Stuhl kann durch Eisenpräparate oder schwarze Lakritze verursacht werden – tritt er aber dauerhaft auf, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.
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Blake M. R., Raker J. M., Whelan K. (2016):
Validity and reliability of the Bristol Stool Form Scale in healthy adults and patients with diarrhoea-predominant irritable bowel syndrome.
Alimentary Pharmacology and Therapeutics.
↩︎ -
Lewis S J., Heaton K. W. (1997/2009):
Stool form scale as a useful guide to intestinal transit time.
Scandinavian Journal of Gastroenterology. (aufgerufen am 20.10.2025)
↩︎ -
Vandeputte D., Falony G., Viera-Silva S. et al. (2015):
Stool consistency is strongly associated with gut microbiota richness and composition, enterotypes and bacterial growth rates.
BMJ Journals.
↩︎ -
Caroff D. A., Edelstein P. H., Hamilton K. et al. (2014):
The Bristol Stool Scale and Its Relationship to Clostridium difficile Infection.
Journal of Clinical Microbiology.
↩︎ -
Modi R. M., Hinton A., Pinkhas D. et al. (2019):
Implementation of a Defecation Posture Modification Device: Impact on Bowel Movement Patterns in Healthy Subjects.
Journal of Clinical Gastroenterology
. ↩︎ -
Windey K., De Preter V., Verbeke K. (2011):
Relevance of protein fermentation to gut health.
Molecular Nutrition
. ↩︎ -
Mayo Clinic:
Stool color: When to worry
(aufgerufen am 20.10.2025)
↩︎



