Das Hallen-Provisorium am Hafenufer hat nach gut drei Jahren wieder ausgedient. Das niederländische Frachtschiff Princess hat am Mittwoch vorsichtig das neue Bootshaus für die Wiesbadener Rudersportler in die südwestliche Ecke des Schiersteiner Hafenbeckens bugsiert.
Am Montag hatte die lange Fahrt auf dem Rhein von der Werft in Andernach begonnen. Die Nacht zum Mittwoch hatte der Schubverband noch am Niederwallufer Ufer gelegen. Von der Dyckerhoffbrücke über der Einfahrt in den Hafen bot sich am Vormittag dann ein spektakulärer Anblick, als das Bootshaus seinen Bestimmungsort erreichte.
Der Vorgängerbau war Ende 2021 wegen Korrosionsschäden im Tragwerksstahl von den Behörden gesperrt worden, nachdem ein Taucher die Schäden begutachtet und dokumentiert hatte. Überrascht wurde die Stadt vom maroden Zustand aber nicht, weil schon seit 2017 bekannt war, dass das 1985 installierte Bootshaus keine Zukunft mehr hatte.
Gemeinsam mit mehreren Schulen sprach sich die „Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich 1888“ für einen schnellen Neubau aus. Es kam sogar zu mehreren Demonstrationen, um die Politiker zur Eile zu drängen. Der Vorstand der Rudergesellschaft warf der Stadt „lange währende Untätigkeit“ vor.
Stahlhalle auf stählernen Pontons
Weil der Neubau seine Zeit brauchte, wurde im September 2022 am Ufer ein 25 mal 15 Meter großes und 200.000 Euro teures Provisorium samt Steg und Ponton errichtet. Das sollte dank einer Ausnahmegenehmigung des Regierungspräsidiums Darmstadt für den Standort in der Überschwemmungszone eigentlich nur eineinhalb bis zwei Jahre für die mehr als 50 Boote genutzt werden. Wie so häufig überdauerte aber auch dieses Provisorium die ihm zugedachte Lebensdauer.
Das auf schwimmende Anlagen wie Landebrücken, Steganlagen und Bootsgaragen spezialisierte Unternehmen SBS Andernach begann im Januar 2025 damit, auf stählernen Pontons die Stahlkonstruktion zu errichten. Das Bootshaus mit einer Nutzfläche von rund 1100 Quadratmetern wurde gewissermaßen „schlüsselfertig“ gebaut. Sobald der 19 Meter lange Steg für den Zugang vom Südufer des Hafenbeckens installiert und alle Anschlüsse gelegt sind, kann das mehr als 200 Tonnen schwere Bootshaus genutzt werden. Die Solarmodule auf dem Dach mit einer Leistung von 90 Kilowatt Peak werden gebraucht, um die Heizkörper im Bootshaus zu betreiben. Auch ein Stromspeicher ist installiert.
Insgesamt lässt sich die Stadt das Projekt rund 3,4 Millionen Euro kosten. Ursprünglich war sogar von Kosten von bis zu vier Millionen Euro die Rede, die dann doch nicht investiert werden mussten.
Die Erleichterung über die Ankunft des Bootshauses im Hafen war am Mittwoch bei den Verantwortlichen der Stadt unverkennbar. Der Chef der Stadtentwicklungsgesellschaft SEG, Andreas Guntrum, spritzte Sekt von der Brücke auf das Bootshaus. „Mit dem neuen, schwimmenden Bootshaus schaffen wir verlässliche Rahmenbedingungen für den Schul- und Vereinssport am Schiersteiner Hafen“, sagte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD). Nun sei endlich wieder ein regulärer Sportbetrieb am vorgesehenen Standort möglich.
