Neue Veggie-Bezeichnungsregel
„Wir sind die Leidtragenden“: Bioladen-Besitzer schimpft auf EU – Metzgermeister widerspricht
Veggie-Wurst, Soja-Schnitzel – derartige Bezeichnungen soll es künftig nicht mehr geben, wenn es nach dem EU-Parlament geht. Bei Einzelhandel und Metzgereien stößt dies auf gemischte Reaktionen.
Landkreis – Irreführend soll der Begriff Veggie-Schnitzel sein. Schließlich erhält der Verbraucher hier kein Fleischprodukt, sondern ein pflanzliches. Den Antrag beim EU-Parlament hatte die französische Konservative Céline Imart eingereicht. Sie monierte „ein echtes Verwechslungsrisiko“. Ersatzprodukte auf Pflanzenbasis lieferten nicht dieselben Nährwerte wie die tierischen Originale.
Metzgermeister zur EU-Entscheidung: „Wir begrüßen das“
„Wir begrüßen das ausdrücklich“, freut sich Michael Walk senior von der Metzgerei Boneberger mit Sitz in Schongau. Ohnehin würden in den Filialen keine Produkte namentlich vermischt. „Wir schlachten Tiere, achten darauf, dass sie gesund aufwachsen und wir einen guten Rohstoff haben“, so Walk. Er stehe mit dem Betrieb hinter seinem Handwerk.
„Wir produzieren aber auch Veggie.“ Dieses soll weder nach Fleisch schmecken, noch dieselbe Textur haben. „Wer fleischlos essen möchte, wünscht sich ein gut mundendes Produkt.“ Das werde von seinem Sohn Michael Walk junior selbst produziert. Und zwar hauptsächlich aus Erbsenprotein und Gemüse sowie Gewürzen. Sie heißen dann Paddies, Sticks oder Chunks. „Klar schmecken die auch mit Curry-Soße. Es soll aber keine Wurst-Alternative sein“, betont Walk senior. Groß geworden seien mit den Produkten ohnehin die großen Firmen wie „Rügenwalder Mühle“. „Wir haben es schon immer klar getrennt.“
Bioladen-Besitzer ist erbost: „Wir führen Produkte, die wir umbenennen müssen“
Ganz anders über die Debatte denkt Michael Sendl, Inhaber des „Biomichl“ in Weilheim: „Wir führen in unserem Sortiment einige offene vegane Produkte, die wir umbenennen müssen.“ Auch wie die industriellen Firmen mit der Situation umgehen, findet er interessant. „Wir sind die Leidtragenden“, ärgert er sich. Echte Verwechslungsgefahr bestehe bei den Lebensmitteln aus seiner Sicht nicht. „Im schlimmsten Fall kauft halt einer ein echtes Schnitzel und gibt es wieder zurück. Aber es passiert ihm ja nichts Schlimmes.“
Anders gelagert sei dies beispielsweise bei Begriffen wie „Scheuermilch“. Hier könne die Gefahr schnell groß werden, wenn die „Milch“ versehentlich getrunken werde. Für Sendl eine unsinnige Debatte, angestoßen von der Fleisch-Lobby: „Auf der ganzen Welt brennt es, und die Politiker sind damit beschäftigt, über das Veggie-Schnitzel zu diskutieren.“
Große Discounter sind gegen neue Regelung
Mehrere große Unternehmen, wie die Discounter Aldi Süd und Lidl, die Fastfoodkette Burger King und der Verbraucherschutz haben sich gegen ein Verbot ausgesprochen. Für eine Änderung müssten ohnehin die 27 EU-Staaten zustimmen. Die Bundesregierung hat noch kein offizielles Statement abgegeben.
Es bleibt also spannend: „Deutschland ist der größte Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa. 2024 wurden hierzulande rund 121.600 Tonnen Fleischersatz hergestellt – doppelt so viel wie 2019“, vermeldet die Tagesschau.
