Indikator sinkt auf Fünf-Jahres-Tief
Wirtschaft befindet sich in der Dauerkrise statt im Aufbruch
Die Wirtschaftslage in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein bleibt im Herbst 2025 trüb. Die Unternehmen stoßen laut IHK an ihre Belastungsgrenzen.
Die Wirtschaft in Düsseldorf steht im Herbst 2025 vor großen Herausforderungen. Der sogenannte Geschäftslageindex bleibt negativ, die Betriebe blicken pessimistisch in die Zukunft. Dies geht aus dem neuen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern (IHK) Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein hervor.
“Unsere Region kämpft nicht mit hausgemachten Problemen, sondern leidet unter globalen Krisen und wirtschaftspolitischen Versäumnissen auf Bundesebene”, sagt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. “Die Unternehmen stoßen an Belastungsgrenzen – das gilt für Energiepreise, Bürokratie und zunehmend auch für die Arbeitskosten”, so Berghausen weiter. Wenn die Politik nicht gegensteuert, drohe ein weiterer Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen.
Geschäftslageindikator sinkt auf Fünf-Jahres-Tief
Die wirtschaftliche Stimmung in der Region bleibt gedrückt. Der Geschäftslageindikator sinkt laut Bericht auf minus 12 Punkte, liegt damit einen Punkt unter dem Vorjahreswert und auf einem Fünf-Jahres-Tief. Auch die Geschäftserwartungen trüben sich weiter ein. Sie liegen nun bei minus 8,3 Punkte, nach minus 2,7 Punkte vor einem Jahr. “Statt einer Trendwende geraten wir eher in eine Art Dauerkrise”, kommentiert Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, die Zahlen.
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Die Konjunkturumfrage macht deutlich, welche Risiken die Unternehmen derzeit am stärksten belasten: an erster Stelle die schwache Inlandsnachfrage (57,6 Prozent), gefolgt von hohen Arbeitskosten (49,5 Prozent) und Energiepreisen (42,6 Prozent). Besonders besorgniserregend ist aus Sicht der IHKs, dass sich die schlechte Lage manifestiert hat. Etwa ein Drittel der Unternehmen bewertet die aktuelle Lage kritisch – 80 Prozent dieser Betriebe erwarten keine Besserung in den kommenden Monaten.
Selbst unter den Unternehmen mit stabiler oder befriedigender Geschäftslage herrscht allenfalls verhaltener Optimismus. Die Beschäftigungserwartungen sind auf minus 11,7 Punkte gefallen – ein Wert, der nur während der Corona-Pandemie schlechter war. Das zeigt laut IHK: Deutlich mehr Unternehmen planen Personalabbau als Neueinstellungen, zudem kürzen die Unternehmen als Folge der angespannten Lage Investitionspläne.
Mindestlohn wird zum zusätzlichen Kostentreiber
Ein zusätzlicher Belastungsfaktor für viele Betriebe ist die geplante, sukzessive Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns ab Januar 2026. Laut Umfrage sehen sich 60 Prozent der Betriebe gezwungen, darauf zu reagieren: Rund ein Viertel muss Mindestlöhne direkt anheben, knapp 35 Prozent wollen höhere Lohngruppen anpassen, 34 Prozent planen Preiserhöhungen, 10 Prozent rechnen mit Personalabbau und 3 Prozent mit einer Einschränkung ihres Leistungsangebots.
Besonders betroffen sind kleine Unternehmen sowie die Branchen Einzelhandel und Baugewerbe, die ohnehin mit engen finanziellen Spielräumen arbeiten. “Der Mindestlohn darf nicht zum Beschäftigungsrisiko werden”, mahnt Steinmetz. Weiter: “Wenn Unternehmen die steigenden Kosten nicht durch Produktivität oder Preise ausgleichen können, stehen Jobs und Wertschöpfung auf dem Spiel.”
Firmen haben ihre finanziellen Rücklagen aufgebraucht
Die Lage der verschiedenen Branchen zeigt ein differenziertes, aber insgesamt schwieriges Bild. Die Industrie steht dabei vor großen Herausforderungen. Seit anderthalb Jahren überwiegt die Zahl der Unternehmen in schlechter Geschäftslage – vergleichbar mit der Zeit nach dem Platzen der New-Economy-Blase Anfang der 2000er-Jahre.
Besonders betroffen sind exportorientierte Betriebe, die unter sinkender Wettbewerbsfähigkeit und geopolitischen Spannungen leiden. Viele Firmen haben ihre finanziellen Rücklagen aufgebraucht. “Die energieintensiven Branchen, wie die chemische Industrie, melden eine nochmals verschlechterte Lage”, sagt Steinmetz. Diese Industrien waren lange Leitbranchen in der Region.
Appell an die Politik
Im Baugewerbe gibt es dagegen erste Entlastungen: Kommunale Investitionen stabilisieren die Lage leicht, auch wenn das Niveau unter dem Durchschnitt bleibt. Hoffnung besteht auf Impulse aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz.
Die IHKs Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein fordern abschließend dringend Strukturreformen auf Bundesebene, um den Abwärtstrend zu stoppen. Berghausen fasst zusammen: “Nur entschlossenes Handeln der Politik ermöglicht Investitionen, sichert Arbeitsplätze und schafft Wachstum.”
Verwendete Quellen:
- Mitteilung der IHK vom 21. Oktober 2025 (per E-Mail)
