Wirtschaftskrimi Biofabrik: Ermittler durchsuchen Gebäude in Dresden

Seit dem frühen Mittwochmorgen durchsuchen Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) Sachsen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Dresden acht Wohn- und Geschäftsräume in Dresden. Nach Informationen der Sächsischen Zeitung (SZ) sowie der Leipziger Volkszeitung (LVZ) stehen diese im Zusammenhang mit Insolvenzen und Betrugsvorwürfen rund um den einstigen Recycling- und Technologiekonzern Biofabrik im Stadtteil Rossendorf.

Vermögen in Millionenhöhe

Die Ermittlungen richten sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft gegen drei deutsche Beschuldigte im Alter von 49, 51 und 61 Jahren. Dem Trio werde banden- und geschäftsmäßiger Betrug vorgeworfen, heißt es. Die Staatsanwaltschaft plant zudem, das Vermögen der Beschuldigten „in Millionenhöhe“ vorerst sicherzustellen.

Bei dem 49 Jahre alten Beschuldigten handelt es sich nach SZ-Informationen um den Geschäftsführer, Oliver R. Er soll ein Geflecht aus 19 Firmen gesteuert haben. Mindestens zwei dieser Unternehmen sind zahlungsunfähig. R. plante, „revolutionäre Technologien für kritische Umweltprobleme“ zu entwickeln, indem er aus Plastikmüll Strom gewinnen wollte.

Behörde findet Firmenchef nicht

An seiner zuletzt bekannten Meldeadresse in Dresden ist er auch für Behörden nicht zu finden. Das Landratsamt Bautzen machte am Dienstag bekannt, ein Vollstreckungstitel an Oliver R. sei nicht zustellbar, der aktuelle Aufenthalt unbekannt. Herr R. könne die Mahnung in der Kreisfinanzverwaltung abholen. In Bernsdorf im Landkreis Bautzen betrieb die Biofabrik eine inzwischen an ein Schweizer Unternehmen verkaufte Versuchsanlage.

Bei dem 61 Jahre alten Beschuldigten geht es um den früheren Betriebsleiter Jörg M. Er ist derzeit nach eigenen Angaben auf dem Managernetzwerk LinkedIn als Vertriebsleiter eines Umweltunternehmens in Brandenburg tätig.

Staatsanwalt spricht von „Geldkarussell“

Der beschuldigte 51-Jährige soll das zum Firmenkonglomerat gehörende Finanzierungsunternehmen Victeos in Dresden verwaltet haben. Es ist im Internet immer noch präsent, verspricht „Stabile Rendite durch Factoring und grüne Investments“, die angegebene Telefonnummer jedoch ist tot, an der im Impressum angegebenen Adresse ist die Firma nicht zu entdecken und auch in der Unternehmensdatenbank der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht nicht auffindbar.

Die anschließenden Ermittlungen haben ergeben, dass innerhalb des Firmengeflechts ein „Geldkarussell“ geschaffen wurde.

Jürgen Schmidt; Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Dresden

Die Ermittler hatten bereits im vergangenen Januar neun Wohnungen sowie vier Unternehmen in Sachsen durchsucht. Außerdem gab es Einsätze in Bayern, Baden-Württemberg sowie in Mecklenburg-Vorpommern. Dort unterhielt die Biofabrik Standorte in Hof, Beuron und Putzar.

Seinerzeit ging es darum, dass Oliver R. und Jörg M. zwischen September 2020 und Oktober 2022 „in fünf Fällen Maschinen unter Vortäuschung ihrer Leistungsfähigkeit an verschiedene Käufer verkauft zu haben“. Die Erwerber hätten dafür Anzahlungen von mehr als 1,6 Millionen Euro geleistet. R. und sein Mitarbeiter hätten die Maschinen jedoch nicht ausgeliefert. Eines der Opfer war ein in der Schweiz ansässiges Unternehmen.

Nach der Auswertung des damals beschlagnahmten Materials geht die Staatsanwaltschaft nunmehr davon aus, dass innerhalb des Biofabrik-Firmengeflechts ein „Geldkarussell“ geschaffen wurde. Das Kapital privater Anleger sei eingenommen und anschließend innerhalb des Konglomerates umverteilt worden, unter anderem um finanzielle Engpässe zu beseitigen. Inzwischen ist die Rede von rund 500 Anlegern und einem Schaden von gut neun Millionen Euro.

Dem beschuldigten Trio werde nun vorgeworfen, die Anleger in diesem Zusammenhang sowohl über die Art der Investition als auch über die tatsächliche Verwendung der Gelder getäuscht zu haben.

Transparenzhinweis: In einer ersten Version, die am 22.10.2025 ab 15.30 Uhr bis ca. 22.45 Uhr zu sehen war, hatten wir irrtümlicherweise das falsche Haus in Dresden als Wohnadresse von Oliver R. abgebildet. Wir bitten insbesondere die dortigen Bewohner aufrichtig um Entschuldigung für evtl. dadurch entstandene Unannehmlichkeiten.

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