Derby: Essen gegen Duisburg
Woher kommt die Feindschaft zwischen RWE und MSV?
Derbyzeit im Ruhrgebiet: Am Sonntag tritt Rot-Weiss Essen in der 3. Liga beim MSV Duisburg an. Die Feindschaft der beiden Fußballklubs hat eine lange Tradition.
Am Sonntag (26. Oktober/19.30 Uhr) steht in der 3. Liga eines der emotionalsten Spiele des Ruhrgebiets an: Rot-Weiss Essen gegen den MSV Duisburg. Das Derby ist für viele mehr ist als ein Fußballspiel. Die Rivalität zwischen beiden Vereinen reicht Jahrzehnte zurück und hat ihre Wurzeln in regionaler Nähe, sportlicher Konkurrenz und der besonderen Mentalität des Reviers.
Nur rund 30 Kilometer trennen Essen und Duisburg. Zwei Städte, die sich seit jeher in einem Spannungsfeld aus Gemeinsamkeit und Abgrenzung bewegen. Beide Vereine gehören zu den Traditionsklubs des Ruhrgebiets, beide tragen die Geschichten von Malochern, von Aufstieg und Fall, von Euphorie und Enttäuschung in sich.
In den 1950er-Jahren spielten sie zeitweise auf Augenhöhe in der Oberliga West, in der Bundesliga trafen RWE und der MSV erstmals 1966 aufeinander. Regelmäßig duellierten sie sich in den Siebzigern. Trotz prominenter Spieler behielten die “Zebras” damals die Oberhand.
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Mediale Berichterstattung trägt zu Brisanz bei
Bereits in dieser Zeit kam es zu teils heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern, was auch auf die damalige Gestaltung der Fußballstadien zurückzuführen ist. Zwar gab es ausgewiesene Gästebereiche, jedoch fehlte die strikte Trennung, wie sie heute üblich ist. Zeitungsarchive dokumentieren zahlreiche Schlägereien zwischen Fans vor, während und nach den Spielen.
Die mediale Berichterstattung darüber tat ihr Übriges. So wurden die Derbys zur damaligen Zeit regelrecht hochstilisiert. Das erhöhte die Aufmerksamkeit auf das Aufeinandertreffen von Essen und Duisburg bereits im Vorfeld.
Die Rivalität zwischen beiden Vereinen verschärfte sich zunehmend, was sich in einer immer angespannteren Sicherheitslage bei den wenigen Aufeinandertreffen widerspiegelte. Ein besonders brisantes Duell fand 2007 am letzten Spieltag der 2. Bundesliga statt: Der MSV kämpfte um den Aufstieg, während Essen der Abstieg in die Regionalliga drohte. Die Polizei musste mit einem Großaufgebot einschreiten, um die verfeindeten Fanlager vor dem Stadion zu trennen. Die Duisburger setzten sich schließlich mit 3:0 vor heimischem Publikum durch.

Rivalität trotz unterschiedlicher Ligazugehörigkeit immer da
Danach trafen die Rivalen durch Abstiege und Insolvenzen in der Liga vorerst nicht aufeinander. Doch auch, wenn sich ihre Wege für längere Zeit trennten, blieb die gegenseitige Abneigung immer bestehen. Zwei Duelle gab es in dieser Zeit im Niederrheinpokal an der Hafenstraße. 2014 musste das Halbfinale dort wegen Ausschreitungen für 30 Minuten unterbrochen werden. Beim Finale 2017 verzeichnete die Essener Polizei etwa 60 Strafanzeigen im Zusammenhang mit dem Spiel. Auch bei einem Hallenturnier in der Grugahalle im Januar 2013 gerieten Fans des MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen gewaltsam aneinander.
Neuen Zündstoff erhielt die Rivalität spätestens als beide Klubs wieder gemeinsam in der 3. Liga landeten. Jedes Aufeinandertreffen ist seitdem ein Hochsicherheitsereignis. Wenn Essen und Duisburg aufeinandertreffen, stehen Polizei, Ordner und Sicherheitskräfte in Alarmbereitschaft – nicht nur wegen der sportlichen Brisanz, sondern auch wegen der aufgeheizten Stimmung auf den Rängen.
Beide Fanlager leben das Derby mit ganzer Leidenschaft: laut, emotional und manchmal auch grenzwertig. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Provokationen, Pyro-Aktionen und Rangeleien. Besonders das Pokalfinale 2025, bei dem sich Essener Fans während eines medizinischen Notfalls im Duisburger Block unbeeindruckt gezeigt haben sollen, löste Empörung aus und verstärkte die Abneigung auf beiden Seiten.
Verwendete Quellen:
- Eigene Recherche
